Wird dein Lieblingsdrink den Klimawandel überleben?

SustainabilityVideo16. September 2020

Zurich hat sich mit VICE zusammengetan, um die möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf unsere zukünftigen Leben genauer zu beleuchten.

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Denkt man an den Klimawandel, kommen einem schnell folgende Worte in den Sinn: globale Erderwärmung, schmelzende Polkappen, schrumpfende Gletscher, steigender Meeresspiegel, zunehmende Hitzewellen und extreme Wetterereignisse. Doch der Klimawandel betrifft nicht nur unseren Planeten, sondern auch uns. Er wird der Menschheit tatsächlich mehr dauerhaften Schaden hinzufügen als dem Planeten selbst. Die Erde ist 4,5 Milliarden Jahre alt und war früher mal eine Kugel aus Lava und Gas; sie wird sich voraussichtlich wieder erholen, nachdem es uns nicht mehr gibt. Wir dagegen sind ein ganzes Stück sensibler.

Bevor unsere eigene Nachlässigkeit gegenüber der Umwelt die Menschheit vom Planeten vertreibt, wird der Klimawandel massive Beeinträchtigungen verursachen. Von den Getränkedosen, die wir in den Park mitnehmen bis zum aufputschenden Kaffee am Morgen: Der Klimawandel hat grossen Einfluss auf all die Dinge, die wir für selbstverständlich nehmen. Hast du einen Lieblingswein? Dann kannst du davon ausgehen, dass er nicht für den Rest deines Lebens gleich schmecken wird. Einige Weine werden in den kommenden Jahrzehnten vermutlich gar nicht mehr existieren.

Die Weinberge und der Hopfenanbau sind bereits vom Klimawandel betroffen. Steigenden Temperaturen und die zunehmende Wasserknappheit könnten in Zukunft die Produktion unserer Lieblingsgetränke erschweren. Bier wird aus Wasser, Gerstenmalz und Hopfen hergestellt – alle drei Zutaten werden vom Klimawandel betroffen sein. “Durch die höheren Temperaturen und die zunehmende Trockenheit und Dürre könnte die Produktion von Hopfen und Gerste sinken. Ausserdem wird Wasser für das Brauen von Bier benötigt, das durch die steigenden Temperaturen knapper werden könnte. Dann müssen Prioritäten gesetzt werden, was am Ende produziert wird und was nicht”, erklärt Johanna Köb, Head of Responsible Investment der Zurich Insurance Group (Zurich) gegenüber Vice.

Über 200 amerikanische Brauer*innen haben sich kürzlich zusammengeschlossen, um ihre Botschaft an die Politik zu richten, in der sie “den Klimawandel als erhebliches und zunehmendes Risiko für ihre Betriebe erklären.”

Nicht nur Bier ist vom Klimawandel bedroht, auch Cocktails und Spirituosen sind betroffen. Tequila, ein wichtiger Bestandteil von Margaritas und so mancher unverantwortliche Nacht, an die du dich nicht mehr so ganz erinnern kannst, könnte aufgrund des Verlusts der Artenvielfalt in Zukunft verschwinden. Die zur Herstellung von Tequila verwendete Agavenpflanze wird durch die zuvor vom Aussterben bedrohte Langnasenfledermaus bestäubt; durch sie werden auch die Samen der Pflanze verbreitet. Glücklicherweise konnte die Fledermausart 2018 von dem amerikanischen Pendant zur Roten Liste gefährdeter Arten gestrichen werden. Ein kurzes Aufatmen bei allen Margarita-Trinker*innen.

Aber zurück zum Lieblingswein. Der Geschmack von Wein hängt von verschiedenen Faktoren ab, die sich auf die Trauben auswirken. Hierbei spielen sowohl der Boden, die Temperatur als auch die Höhenlage eine entscheidende Rolle. Zwar wird Wein vermutlich nie komplett verschwinden, da Trauben auch bei höheren Temperaturen angebaut werden können, doch die Chancen sinken, dass dein Lieblingswein aus Frankreich in einigen Jahrzehnten noch genauso schmecken wird wie heute.

Europäische Weinproduzent*innen erleben bereits die Folgen des Klimawandels und mussten die Weinherstellung daran anpassen. “Die Erntezeit für Weiss- und Rotweine wurde in den letzten Jahren bereits mehrfach nach vorne verschoben”, sagt Köb von Zurich. “Sehr trockene Sommer verringern den Umfang der Traubenernte. Wenn die Trauben mehr Sonne und Hitze ausgesetzt sind, werden sie zuckerhaltiger. Mehr Zucker in Trauben bedeutet einen höheren Alkoholgehalt und weniger Säure, was zu schwereren Weinen führt und den Geschmack verändert.”

Selbst wenn wir weiterhin in der Lage sind, alkoholische Getränke zu produzieren, könnte dein Lieblingsmittel gegen Kater schwieriger zu bekommen sein: Kaffee. Steigende Temperaturen könnten die geeigneten Flächen für Kaffeeplantagen bis 2050 um 50% reduzieren. Einige Kaffeebäuer*innen wechseln bereits zu anderen Kulturen, die weniger anfälliger für die steigenden Temperaturen sind. Nichtsdestotrotz kannst du in naher Zukunft mit Engpässen von Kaffee rechnen.

Doch laut Köb stellt Wasserknappheit immer noch eine der grössten Bedrohungen dar. Hier geht es nicht nur um steigende Temperaturen, die Zunahme extremer Wettergeschehen, wie Überschwemmungen und Dürren, wirkt sich auch auf die Wasserversorgung aus. Wenn Wasser knapp wird, werden wir dann wirklich die letzten Tropfen dazu verwenden, Alkohol daraus zu machen?

Auch die extremen Wettergeschehen wie Waldbrände und Wirbelstürme gefährden die Verbreitung unserer Lieblingsgetränke. Treten diese häufiger auf, werden die Zulieferketten, die dafür genutzt werden, Spirituosen um die Welt zu transportieren, anfälliger und könnten sogar unterbrochen werden.

Wenn wir nicht jetzt Massnahmen treffen, um den CO2-Ausstoss zu senken, die Erderwärmung auf ein Minimum zu halten und die Grundursachen des Klimawandels anzugehen, können wir davon ausgehen, dass wir in Zukunft nicht mehr die gleichen Getränke konsumieren werden – geschweige denn, dass sie gleich schmecken. Wir können auch nicht erwarten, dass wir so viel trinken werden wie jetzt, da Wasserknappheit die Menge an Alkohol, die wir herstellen können, stark beeinträchtigen wird.

Bei der Bekämpfung des Klimawandels geht es nicht nur darum, den Planeten zu retten. Die Erde kann mit weitaus ernsteren Dingen umgehen als wir Menschen, die Ökosysteme kaputt machen. Worum es wirklich geht, ist, die Bedrohungen für unsere Lebensweise zu stoppen. Erst dann lässt es sich wieder gemütlich an unserem Lieblingswein nippen und Tequila aus fremden Bauchnabeln schlürfen.