Der Quai Zurich Campus ist ein Ort, der dafür gemacht ist, Menschen zusammenzubringen.
Er zeigt unsere Werte, unsere Leidenschaft für Modernität und
Nachhaltigkeit, für Zusammenarbeit und Freundschaft. In diesem Buch finden
Sie Geschichten über unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – von den
Menschen, die unser Denken bei Zurich prägen, bis hin zu den Werten, für
die wir stehen. Der Quai Zurich Campus spiegelt wider, wie wir uns entwickelt
haben und wer wir heute sind. Er kombiniert alte und neue Architektur mit
einem übergeordneten Zweck: Menschen sollen andere Menschen treffen. Er
ist ein Ort, an dem wir aus der ganzen Welt zusammenkommen, um Ideen zu
entwickeln und uns inspirieren zu lassen. Hier ist das Herz des Unternehmens.
Wir alle zusammen machen Zurich zu einer einzigartigen Gruppe. Mit starken
Werten, die auf einer erfolgreichen Vergangenheit gründen – bereit, eine nachhaltige
Zukunft für alle zu gestalten. Der Quai Zurich Campus ist eines der
nachhaltigsten Gebäude der Welt; wir wollen auch für die nächsten Generationen
hier sein. Selbst dieses Buch ist vollständig klimaneutral. Willkommen in
unserem Zuhause. Willkommen im Quai Zurich Campus.
Florentina Gojani teilt mit ihrem Partner Alesch Wenger 17 Quadratmeter Wohnraum. Das Paar hat sein
Tiny House, das auf einer Brache in Zürich Altstetten steht, selber entworfen und gebaut. Mit ihrer
Firma, dem
«Kollektiv Winzig», berät die Zurich-Kundin Menschen, die sich ebenfalls eine Kleinstwohnform
wünschen.
Was ist Nachhaltigkeit?
Sie ist ein Mittel zum Zweck. Nachhaltigkeit verschafft uns mehr Spielraum in Form von Zeit.
Durch die Verkleinerung von Raum und Material gewinnt man Zeit und kann diese einsetzen für Dinge, die
wichtig sind.
Wo fühlst du dich zuhause?
Überall dort, wo es einen Kühlschrank gibt. Zuhause ist ein Grundgefühl, nicht eine Örtlichkeit.
Alexander Zehnder hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, in die Zukunft zu schauen – zum Wohl
künftiger
Generationen. 1995 gründete er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern der ETH Zürich die
2000-Watt-Gesellschaft.
Ihr Ziel ist es, den Energieverbrauch und den CO2-Ausstoss zu senken, um die Erderwärmung zu
reduzieren.
Was kann ein Einzelner gegen den Klimawandel tun?
Man kann gut und doch energieeffizient leben. Indem man den öffentlichen
Verkehr benutzt, überdenkt, wie oft man fliegt. Oder bessere Häuser baut.
Gibt es Grund zum Optimismus?
Wir könnten 2050
klimaneutral sein. Dazu braucht es Innovationen, besonders bei der Mobilität. Je schneller wir
handeln, desto mehr Optionen bleiben.
Danielle Brassel ist die eine Hälfte eines Zweierteams, das sich darum bemüht, dass die Zurich
verantwortungsbewusst
investiert. Die Anlagen sollen der Umwelt und der Gesellschaft zugute kommen. Danielle Brassel geht
gerne mit
gutem Beispiel voran und ist bereit, Verantwortung zu übernehmen – beides Eigenschaften, die sie mit
der Zurich teilt.
Warum lohnt sich deine Arbeit?
Weil wir eine Wirkung erzielen und diese auch messen können. Etwa, wieviele Tonnen C02
wir einsparen oder wie viele Menschen direkt von einer Investition profitieren.
Weshalb ist nachhaltiges Investieren so wichtig?
Um die Erde lebenswert zu erhalten, müssen wir langfristig denken und die Konsequenzen unseres
Handelns prüfen.
Ursprünglich war Antonio Atorino IT-Spezialist. Dann wechselte er in seinen jetzigen Job –
weil er sich davon überzeugen liess, dass die Zurich etwas bewegen will. Als Umwelt-Manager bei
der Zurich Schweiz kümmert sich Atorino um die nachhaltige Bewirtschaftung der Gebäude.
Was macht dich erfolgreich?
Geduld und Daten. Die Leute sind eher zu nachhaltigem Verhalten bereit, wenn sie Beweise für
Fortschritt sehen und verstehen, warum wir etwas ändern.
Worauf konzentrierst du dich besonders?
Wir möchten noch mehr Abfall
trennen, Dinge wiederverwerten und wir überlegen, uns an Projekten zur Erzeugung von erneuerbarer
Energie zu beteiligen.
Lukas Böni ist Lebensmittelwissenschaftler und Mitgründer der Firma Planted in Kemptthal ZH, einer
Kundin
der Zurich. Aus Erbsen, Rapsöl und Wasser stellt das an der ETH gegründete Startup das
«planted.chicken» her –
ein fleischartiges Produkt, für das kein einziges Huhn sterben muss und das ganz ohne chemische
Zusätze auskommt.
Welche Vision hast du?
Wir wollen ein Produkt herstellen, das besser ist als Fleisch. Eines, das Ressourcen und Tiere schont,
gesund ist, noch besser schmeckt – und das sich alle leisten können.
Dürfen wir noch Fleisch essen?
Das Mass ist entscheidend,
und dass sich alle bewusst sind, dass Fleischkonsum das Töten von Tieren bedeutet. Ich selber
verzichte auf den Tier-Verzehr.
Judith Haeberli will das Pendeln verändern, den Weg zur Arbeit nachhaltiger machen. Die Chefin des
Startups
«Urban Connect» bietet Firmen über eine App Zugang zu einer Flotte aus E-Velos, E-Scootern und
E-Autos. Auch
die Mitarbeitenden von Zurich sind auf Haeberlis Velos unterwegs – und helfen so, CO2-Emissionen
einzusparen.
Für was setzt du dich ein?
Für die Städte der Zukunft. Wenn sich verändert, wie wir zur Arbeit fahren, verändern sich
auch die Städte. Ganz neue Möglichkeiten für Begegnung, Begrünung, Bewegung entstehen.
Verkehr und Umwelt – wie
verträgt sich das?
Elektrofahrzeuge sind ein entscheidendes Instrument im globalen Kampf gegen den Klimawandel.
In einem Keller versteckt, steht ein hocheffizientes
Wunderwerk, das die Mitarbeitenden im
Quai Zurich Campus kühlt oder wärmt – mit Seewasser; rund um die Uhr und nachhaltig.
Bau der ursprünglichen Seewasser-Leitung.Foto: Zurich
Archives
Das Herz des Quai Zurich Campus schlägt
ohrenbetäubend
laut. Aber keine Sorge! Man hört es
dennoch nicht – ausser jemand wagt sich tief in die
Kellerräume hinab. Dort dröhnen die Motoren mit etwa
100 Dezibel, dem Lärmpegel in einem Nachtclub.
Die Doppel-Wärmepumpen sind lautstarke Zeugen
der Nachhaltigkeitsziele der Zurich. Motoren treiben
zwei Pumpen an, die pro Stunde bis zu 500 000 Liter
Seewasser durch die rund 100 Kilometer in der Deckenverkleidung
versteckten Rohrleitungen zirkulieren lassen. Das Wasser aus dem Zürichsee kühlt oder heizt den
Campus je nach Bedarf.
Die Anlage arbeitet nach dem Prinzip der Wärmeübertragung.
Weil das effizienter ist als das Verbrennen fossiler
Brennstoffe, benötigt es weniger CO2-produzierende
Energie und verursacht weniger Emissionen. Die Deckenplatten
reflektieren zudem Licht – eine weitere energiesparende
Eigenschaft – und dämpfen den Schall. Es
gibt weder Zugluft, noch braucht man sich Sorgen zu
machen, dass verbrauchte Luft umgewälzt wird. Dieses
System trägt mit dazu bei, dass die Zurich die höchste
LEED-Nachhaltigkeits-Zertifizierung (Platin in Leadership
in Energy and Environmental Design) erreicht, die
es für umweltfreundliches, ressourcenschonendes und
nachhaltiges Bauen gibt.
Keine Gefahr für Fische und Schwimmer
Die Schweiz, die nahezu keine Vorräte an fossilen Brennstoffen
hat, ist eine Pionierin bei der Wärmepumpentechnik.
1938 wurde im Zürcher Rathaus eine von der Limmat
gespeiste Pumpe in Betrieb genommen – eine Sensation!
Vorher hatte man jeden Raum einzeln mit Holz beheizt.
Es sei «für jedermann überraschend», schrieb die NZZ
damals, dass die 24 000 Franken teure Anlage es fertig
bringe, kaltem Wasser Wärme für ein ganzes Gebäude
zu entnehmen. Acht Jahre später waren landesweit rund
35 Wärmepumpen im Einsatz.
Zurich setzte 1947 die erste Wärmepumpe ein und
musste sie erst vor der Sanierung des Quai Zurich Campus
abschalten. Die neue Pumpe, die man 2021 einbaute,
wird mit Wasser gespeist, das ein Rohr elf Meter unter
der Seeoberfläche direkt aus dem Zürichsee ansaugt.
Das Rohr ist so konstruiert, dass es nicht versehentlich
Fische, Gegenstände oder gar Schwimmer einsaugen
kann. Das Seewasser eignet sich ideal für Heiz- und
Kühlzwecke, da die Wassertemperatur zwischen rund
5 Grad Celsius im Frühjahr und 16 Grad Celsius im
Herbst schwankt.
HFO-1234ze steht unter Druck
«Die neue Anlage trägt dazu bei, den Energieverbrauch
der Zurich auf einen Bruchteil des bisherigen Wertes zu
senken», sagen Christian Polke und Alexander Küng von
der Zürcher Gebäudetechnik-Firma Polke Ziege von
Moos, die für das anspruchsvolle Konzept der Pumpe, das
Design und die technische Planung verantwortlich ist.
Um zu verstehen, wie eine Wärmepumpe funktioniert,
betrachtet man am besten einen Kühlschrank: Zum Kühlen
wird Kühlmittel verdampft. Gibt man Druck darauf,
entsteht Wärme. Die Anlage der Zurich verwendet eines
namens HFO-1234ze, das als umweltfreundlich gilt, weil
es die Ozonschicht nicht angreift und sich nur minimal
auf die Erderwärmung auswirkt – im Gegensatz zu früher
verwendeten Kühlmitteln.
Die Installation eines hochmodernen Heiz- und Kühlsystems
an unserem Hauptsitz unterstreicht unser Bestreben,
so nachhaltig wie möglich zu sein. Darauf sind
wir sehr stolz – und zeigen es auch. Und trotzdem sind
wir froh darüber, machen die Wärmepumpen ihre Arbeit
im Verborgenen. Ausser Sicht- und vor allem Hörweite,
in einem tiefen Kellergewölbe.
Im wahren Herz des Quai Zurich Campus.Foto: Stephan
Birrer
Ein Magnetfilter – oder doch moderne Kunst?Foto: Stephan Birrer
Ein Teil der alten Pumpe wird geliefert (1947).Foto: Zurich Archives
Eine wirklich coole Kühlverteilung.Foto: Stephan
Birrer
«Ich staune, wie positiv Menschen sein können»
Die Z Zurich Foundation wurde von der Zurich anlässlich ihres
hundertjährigen Bestehens gegründet.
Gary Shaughnessy ist seit 2017 der Vorsitzende der unabhängigen, gemeinnützigen Stiftung.
Gary Shaughnessy (links) und Antonio Bico, CEO Zurich Portugal, verteilen Essen an
Obdachlose.Foto: ZZF
Bei der Z Zurich Foundation ging es
schon immer
darum, dass die Mitarbeitenden der Zurich etwas
bewegen – in den Gemeinschaften, in denen sie leben
und arbeiten. Dieses Ziel hat sich weiterentwickelt; wir
bemühen uns um eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft.
Lokal und global. Das bedeutet, dass wir uns um
die grossen Themen kümmern, wie etwa die dramatischen
Auswirkungen des Klimawandels, die Herausforderung,
in der modernen Welt das psychische Wohlbefinden zu
erhalten, sowie das Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit.
Die Z Zurich Foundation nutzt das Wissen und die Möglichkeiten
der Zurich, um Katastrophen vorzubeugen und
hilft Menschen, unabhängig von Herkunft oder Status,
ihr Potenzial auszuschöpfen. Die Stiftung ist einerseits unabhängig
und nicht gewinnorientiert. Aber sie zeigt auch
klar, wofür die Zurich steht. Sie ist ein Kernstück der Kultur
der Zurich und widerspiegelt das Engagement und die
Leidenschaft der Mitarbeitenden, die die Arbeit der Stiftung
so relevant machen. Gary Shaughnessy ist der Vorsitzende
der Z Zurich Foundation und engagiert sich auch in der
britischen Parkinson Vereinigung.
Versicherer sind von Natur aus auf Risiko fokussiert.
Was bedeutet Risiko für die Z Zurich Foundation?
Gary Shaughnessy: Wir haben das Ziel, Menschen
unabhängiger zu machen. Ein Beispiel: Die Allianz für
Hochwasserschutz, die von unserer Stiftung finanziert
wird, kombiniert Expertenwissen der Zurich mit dem
Know-How anderer Spezialisten und hilft Gemeinden in
Bangladesch, Indonesien, Mexiko sowie in Nepal, besser
gegen drohende Überschwemmungen gerüstet zu sein.
Was wurde bisher erreicht?
Das Hochwasserschutz-Programm hat rund 300 000 Menschen
mehr Sicherheit und Kontrolle über ihr Leben gegeben. Wir
weiten unser Engagement jetzt auf weitere Teile der Welt
aus und unterstützen die Gemeinschaften dabei, auch gegen
andere Gefahren, wie etwa Waldbrände, gewappnet zu sein.
Was tut die Stiftung konkret, um den Alltag der
Menschen zu verbessern?
Ein Beispiel ist «Tackle your Feelings» – «Pack deine
Gefühle an» - eine Kampagne, die ihren Ursprung in Irland hat
und von der Zurich und der Z Zurich Foundation unterstützt
wird. Irische Rugby-Spieler animieren Jugendliche, über
psychische Probleme zu sprechen. Die Kampagne hat einen
dramatisch-positiven Effekt. Darum wollen wir das Programm
bis Ende 2024 in 16 weiteren Ländern fördern.
Wie engagieren sich die Mitarbeitenden der Zurich?
Seit 2013 haben sich die Mitarbeitenden mit rund einer
Million Stunden Freiwilligenarbeit in ihrem Umfeld
engagiert. Unter anderem als Mentoren für Jugendliche,
oder indem sie Schulen und Häuser renoviert
und Spendengelder gesammelt haben.
Was kommt als Nächstes?
Wir werden weiterhin die Schwächsten unterstützen und
ihnen helfen, sich den Veränderungen anzupassen, die sich
durch den Klimawandel ergeben. Wir ermutigen sie, sich um
ihr psychisches Wohlbefinden zu kümmern und ihr Potenzial
in einer sich schnell verändernden Welt zu entfalten. Und
wir werden unsere Kooperationen weiter verstärken, vermehrt
mit Regierungen zusammenarbeiten und nicht zuletzt alle
Mitarbeitenden der Zurich dabei unterstützen, aktiv etwas
in ihren jeweiligen Gemeinschaften zu bewirken.
Was ist an der Z Zurich Foundation besonders
bemerkenswert?
Die Energie, die entsteht. Ich staune immer wieder,
wie positiv Menschen sein können. Wie sie die
Energie aufb ringen, um mit Rückschlägen umzugehen.
Und ich liebe es, von der Vielfalt der Menschen auf
diesem Planeten lernen zu dürfen.
Ein Hochwasserschutz-Team am Oberlauf eines Flusses in Chiapas, Mexiko.Foto: ZZF
Nachhaltig besser
Kleine Dinge machen einen grossen Unterschied. Eine –
unvollständige –
Liste, wie der Quai Zurich Campus seine Umweltbelastung reduziert.
Energiesparen, Wiederverwertung von
Lebensmitteln, biologisch abbaubare Becher – es gibt viele Möglichkeiten,
etwas für Klima und Umwelt zu tun. Der Quai Zurich Campus hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um sowohl ein
Arbeitsort zu sein, an dem sich die Mitarbeitenden wohl fühlen, als auch die Umweltbelastung zu verringern.
Das geht
vom Einsatz erneuerbarer Energien bis hin zur Reduktion von Chemikalien, die für die Reinigung verwendet
werden. Sie
sehen also: Klimaschutz und Komfort lassen sich gut kombinieren, wenn es um Gebäude geht. Und denken Sie
daran: Dies
ist nur eine unvollständige Liste!
Was vom Menü übrig bleibt
Schätzungsweise 2,6 Millionen Tonnen Lebensmittel
landen jedes Jahr in Schweizer Mülltonnen.
Das muss nicht sein. Mit unserem «Click and
Collect»-Service können Mitarbeitende am
Quai Zurich Campus übrig gebliebene Mahlzeiten
vorbestellen. So geniessen sie feines Essen
zu Hause, zu günstigen Preisen. Essensreste
minderer Qualität werden als Küchenabfall entsorgt.
Eine Firma erzeugt daraus Biogas.
Muuuhve it!
Aktiver zu sein, tut uns allen gut. Auf dem Quai
Zurich Campus werden kostenlose Fitnesskurse
für Mitarbeitende angeboten und dynamisches
Sitzen und Stehen an den Schreibtischen gefördert.
Aber auch der Bio-Milchviehbetrieb in Uster
bei Zürich, der die Milch für den Campus liefert,
legt Wert auf Bewegung. Er setzt auf Weidegang
und stellt die Gesundheit der Kühe über den
maximalen Milchertrag.
Nicht für die Tonne
Um Abfall zu vermeiden, gibt es am Quai Zurich
Campus keine Abfalleimer unter den Schreibtischen.
Da sehr viel Müll durch Plastikbehälter
entsteht, werden überall, wo es Essen zum
Mitnehmen gibt, wiederverwendbare Glasgefässe
oder biologisch abbaubare Kunststoffbehälter
angeboten. Wiederverwertung ist wichtig!
Altpapier wird in Containern gesammelt und von
einer Firma entsorgt, die das Papier recycelt.
Das Wasser reichen
Speicher auf dem Dach fangen das
Regenwasser für die Sanitäranlagen auf und
bewegungsgesteuerte Armaturen in den Toiletten
verhindern Wasserverschwendung. Zurichs
energieeffiziente Wärmepumpen im Keller nutzen
das Wasser des nahegelegenen Zürichsees,
um die Immobilie angenehm warm oder kühl
zu halten. Und wie steht es mit Trinkwasser?
Probieren Sie unser Leitungswasser!
Stark-Strom
Photovoltaik-Zellen auf dem Dach ergänzen
die Stromproduktion aus 100 Prozent erneuerbaren
Quellen. Energieeffiziente Lampen und
Geräte sowie Bewegungsmelder reduzieren den
Stromverbrauch. Die meisten Schreibtische
befinden sich in der Nähe natürlicher Lichtquellen.
Displays erinnern die Mitarbeitenden daran,
Energie bewusst zu nutzen. Und im Fitnessstudio
produzieren die Geräte ihren eigenen Strom.
Cool bleiben
Im Sommer kann es in Zürich ganz schön heiss
werden. Aber der Quai Zurich Campus bleibt
angenehm kühl – und braucht dafür keine umweltschädlichen
Klimaanlagen. Neben Seewasser,
das durch Rohre zirkuliert und die Raumtemperatur
senkt, helfen Pflanzen auf dem Dach,
den sogenannten Hitzeinsel-Effekt zu vermeiden.
Spezielle Fensterscheiben filtern Sonnenlicht
und halten so das Gebäudeinnere kühl.
Wo sind die Parkplätze?
Jeder kann ein Klimaheld sein. Eigentlich. Aber wie bringt man
Menschen dazu,
sich nachhaltig zu verhalten? Mit einer Kombination aus Zuckerbrot und Peitsche.
In der Garage gibt es nur 43 Parkplätze.Foto: Stephan
Birrer
Gemäss der sogenannten
Marchetti-Konstante wendet M
der durchschnittliche Pendler täglich 30 Minuten pro
Arbeitsweg auf. Egal, wo auf der Welt und gleichgültig,
ob er zu Fuss geht, Auto, Velo oder öffentliche Verkehrsmittel
benutzt. Laut Bundesamt für Statistik kommen Schweizerinnen
und Schweizer auf durchschnittlich 30,6 Minuten,
was fast punktgenau dem Durchschnitt entspricht.
Nicht in der Statistik erfasst ist, ob das Pendeln vergnüglich
ist oder nicht. Das hängt wohl davon ab, wie
sehr sich jemand über hupende Autos ärgert und über die
vielen Mitmenschen, die in überfüllten Zügen in ihre Mobiltelefone
schreien. Noch wichtiger: Es kommt darauf
an, ob jemand über seinen CO2-Fussabdruck nachdenkt.
Die Emissionen reduzieren sich erheblich, wenn der Arbeitsweg nicht mit dem Privatauto zurückgelegt wird,
sondern
mit ÖV, Velo oder eben zu Fuss. Nur schon Fahrgemeinschaften
haben einen grossen Einfluss.
Die Zurich tut ihr Möglichstes, damit Fahrten zum und
vom Quai Zurich Campus praktisch, bequem und nachhaltig
sind. «Ziel eines Unternehmens von heute muss
Klimaneutralität sein», sagt Stefan Schneider, Partner
des Planungsbüros Jud, das die Zurich bei der Erstellung
des Mobilitätskonzepts beraten hat. Die Zurich ist seit
2014 global klimaneutral, wobei die Berechnungen neuerdings
auch Emissionen einbeziehen, die durch das Pendeln
der Mitarbeitenden verursacht werden.
Gute Gewohnheiten fördern
Der neue Hauptsitz ermutigt zu mehr Nachhaltigkeit. In
der Tiefgarage ist die Idee der Klimaneutralität allgegenwärtig.
Es gibt lediglich 43 Parkplätze, die meisten sind
für Besucherinnen und Mieter.
Die Garage bietet Ladestationen für Elektroautos und
auch die Wagenflotte des obersten Kaders ist komplett
elektrisch. Zudem stehen Behindertenparkplätze zur Verfügung.
Mitarbeitende, die trotzdem nicht auf das Auto
verzichten möchten, werden dazu angehalten, auf Parkand-Rail-Lösungen auszuweichen.
Gemäss einer Umfrage, die noch vor der Eröffnung des
Quai Zurich Campus durchgeführt wurde, hatten nur etwa
zehn Prozent der Zurich-Angestellten vor, den Arbeitsweg
mit dem Auto zurückzulegen. 70 Prozent gaben an,
den öffentlichen Verkehr nutzen zu wollen. Etwa zehn
Prozent planten mit dem Velo, zu Fuss oder gar joggend
zum Arbeitsort zu gelangen. Allen Fitnessfans stehen eine
Velostation, Schliessfächer und Duschen zur Verfügung.
Viele werden als Teil des hybriden Arbeitsmodells weiterhin
teilweise von zu Hause aus arbeiten, was ebenfalls
der Umwelt zugute kommt. Die Umstellung auf Homeoffice
im COVID-19-Lockdown fiel der Zurich vergleichsweise
leicht. Hilfreich war dabei die bereits 2016 eingeführte Initiative,
die flexibles Arbeiten förderte. Dank dieser können
Mitarbeitende arbeiten, wo und wann es gut für sie ist.
Bewusstes Pendeln
Nur das Pendeln, das fehlt im Homeoffice. Einige Angestellte
geniessen ihren Arbeitsweg, da er als Puffer zwischen Arbeit
und dem Zuhause wahrgenommen wird. Ein Faktor, der
durchaus zum Wohlbefinden beitragen kann. Einige Experten
raten denn auch Leuten im Homeoffice, einen simulierten
Arbeitsweg in ihren Alltag einzubauen: Draussen sein,
auf einen Zug rennen, Fremde beobachten, Velos ausweichen
und dem Gesang der Vögel zuhören. Das alles verschafft
Zeit und Abstand, um sich mental auf das nächste
Vorhaben einzustellen. Dazu gehört sogar, Fremden zuhören
zu müssen, die in ihr Mobiltelefon schreien.
Eine der Ladestationen für Elektroautos.Foto: Stephan
Birrer
Team Klima
Grüne Zeitgenossen leisten auf dem Quai Zurich
Campus unermüdlich einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.
An der Arbeit: Fleissige Kohlenstoff-Fresser im Quai Zurich Campus.Foto: Stephan Birrer
Mindestens ein Drittel der Freiflächen
des Quai
Zurich Campus, so die Auflage, muss begrünt sein.
Eine klimafreundliche Regelung! Denn Pflanzen binden
CO2 und helfen, im Sommer zu kühlen und im Winter
zu isolieren. Die Bepflanzung rund um das älteste Gebäude
hat ausserdem die Vorgaben des Denkmalschutzes zu erfüllen.
Und so findet man hier traditionelle Laubgehölze
wie den Feuer-Ahorn, dessen Blätter im Herbst flammend
rot leuchten. Hortensien, die seit Jahrhunderten beliebt
sind, sorgen für Farbtupfer, genau wie der Ungarische
Bärenklau (Acanthus hungaricus) mit seinen grossen, rosafarbenen
Blüten, und das sternförmige Schaublatt. Wenn
Sie im Herbst an die Alfred-Escher-Strasse kommen, halten
Sie an und riechen Sie. Ja, es liegt ein Hauch von Lebkuchen
in der Luft. Dieser Duft – das Maltol – wird von
den Blättern des japanischen Katsurabaums freigesetzt,
der deswegen auch «Lebkuchenbaum» genannt wird.
Auch die Innenhöfe erscheinen in frischem Grün. Die
Herausforderung war, passende schattenliebende Pflanzen
zu finden. Eine davon ist der stachelige Garten-Schlangenbart,
der entfernt verwandt ist mit dem Spargel. Neben
dem Wassersalat im Sandsteinbrunnen ranken sich die
selbstkletternde Jungfernrebe und das Geissblatt an Spalieren
empor – eine Art Selbstbedienungsbuffet für Bienen
und andere Insekten.
Im Inneren der Gebäude gibt es mehr als 500 Minigärten
mit Steinen aus dem bündnerischen Andeer und
dem Maggiatal im Tessin, mit Kakteen aus Mexiko, Südamerika
und Südafrika. Wussten Sie, dass Kakteen eine
ganze Menge CO2 horten und deswegen auch als Kohlenstoff-
Fresser bezeichnet werden?
Sie sehen also, wenn es um Nachhaltigkeit geht, spielen
alle diese Pflanzen – egal welcher Herkunft – im gleichen
Team.
Unser Leben und das anderer sind untrennbar
miteinander verbunden. Wir handeln als Individuen,
aber die Macht liegt darin, Kräfte zu bündeln.
Corine Mauch wurde im Mittleren Westen geboren: in Iowa City in den USA. Ihren politischen Weg ging
sie aber
in Zürich. Nach elf Jahren im Parlament wurde sie 2009 die erste Stadtpräsidentin. Als «prima inter
pares» hält die
SP-Frau in der Stadtregierung alle Fäden zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft
zusammen.
Was ist Gemeinschaft? Nähe, Austausch, Verständnis, Beziehung – kurz, ein
menschliches Grundbedürfnis. Grosse Herausforderungen
wie die Klimakrise oder die Corona-Pandemie lassen sich nur gemeinsam angehen.
Was bedeutet Zurich für Zürich? Sie sind
eng verbunden. Der Quai Zurich Campus wird das Stadtbild am Seebecken – einem sehr beliebten Ort
unserer Stadt – prägen.
Seine offizielle Berufsbezeichnung ist Ressortleiter Jazz, Rock, Pop der Stadt Zürich – aber
eigentlich ist
Niklaus Riegg ein Art Botschafter für gute Musik. Er hat die Spotify-Playlist #zürilove ins Leben
gerufen
und sorgt so dafür, dass die ganze Welt regelmässig mit neuen Songs von Zürcher Bands versorgt wird.
Wie tönt Zürich?
Sehr vielfältig. Es gibt nicht eine bestimmte Musikrichtung, die Zürich prägt oder dominiert.
Die Bevölkerung verändert sich, Menschen bringen Töne. Das macht den Sound von Zürich in seiner
Fragmentiertheit
interessant.
Kann Musik Menschen zusammenbringen? Ja, klar. Musik ist identitätsstiftend und
integrativ.
Als Leiter einer Spezialagentur der Zurich hilft François Rapeaud Kundinnen und Kunden. Als
Stiftungsratspräsident
der Ombudsstelle Kinderrechte Schweiz hilft er Kindern in Not. Schon in seinem ersten Job arbeitete er
mit
traumatisierten Jugendlichen. Eine Familientradition – auch sein Vater und Grossvater waren
freiwillige Helfer.
Was macht dich glücklich? Mit Hilfe der Zurich kann die Ombudsstelle ihren
Effort vorantreiben, die Rechte von Kindern und
Jugendlichen zu verteidigen und sich für eine kinderfreundlichere Schweizer Justiz einzusetzen.
Was sagst du Leuten, die glauben,
sie hätten keine Zeit für Freiwilligenarbeit? Menschenrechte gehen alle an. Sie sind
kein Privileg. Jeder kann etwas dazu beitragen.
Wenige Gehminuten vom Quai Zurich Campus entfernt ist eine aussergewöhnliche Nachbarin daheim: Die
1898 gegründete Voliere Zürich, die wichtigste Wildvogel-Auffangstelle der Schweiz. Hier kümmern sich
Elisabeth Schlumpf und ihr Team jedes Jahr um rund 2000 verletzte, kranke oder aus dem Nest gefallene
Vögel.
Tiere und Stadt – funktioniert diese Gemeinschaft? Ja, wenn alle von uns
darauf achten, den Tieren ein Stück Lebensraum
zurückzugeben. Etwa, indem wir einheimische Blumen pflanzen. Das stoppt den Insektenschwund, und Vögel
finden wieder Futter.
Was können Menschen von Vögeln lernen? Absolute Ehrlichkeit. Hat ein Vogel
schlechte Laune, zeigt er das ganz offen.
An der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) leitet Aleksandra Gnach das IAM
MediaLab,
eine interaktive Plattform, die Fachleute aus Wissenschaft und Praxis zusammenbringt. Gemeinsam
entwickeln
sie Formen und Formate für die Kommunikation in einer Welt, die sich durch die Digitalisierung
verändert.
Was macht die Faszination der Linguistik aus? Wir gestalten unsere Welt mit
Sprache. Was und wie wir es sagen, formt unsere
Wahrnehmung der Wirklichkeit und unser Verhalten – was wir kaufen, wem wir vertrauen.
Wie können Unternehmen gut kommunizieren?
Wir müssen verstehen, mit wem wir kommunizieren und was hilft, eine Verbindung zu unseren Zielgruppen
herzustellen.
Als Zweijährige flüchtete sie aus Sri Lanka in die Schweiz. Heute hat Suba Umathevan den Einsatz für
die Rechte
von Kindern – insbesondere von Mädchen – zu ihrem Beruf gemacht. Bei Projekten in Nepal und Nicaragua,
wo Kinder
als Berater helfen, Dörfer vor Überschwemmungen zu schützen, wurde sie von der Z Zurich Foundation
unterstützt.
Wofür trittst du ein? Für Gleichberechtigung, für soziale Gerechtigkeit und –
ganz klar – für Mädchenrechte. Mädchen
müssen besonders gestärkt werden, weil sie besonders benachteiligt sind. Investiert man in ihre
Bildung, kann man
nachhaltig etwas verändern.
Was heisst für dich Gemeinschaft? Füreinander da sein und sich gegenseitig
unterstützen.
Was hat die Zurich veranlasst, einen 24 Tonnen schweren
Sandsteinblock im
Innenhof aufzustellen? Und vor allem: Wie kam dieser Koloss überhaupt dort hin?
Koloss aus einem Stück, aber mit vielfältigen Aufgaben.Foto: Florian Kalotay
Er ist wohl der weltweit grösste Quader
aus einem
einzigen Stück Sandstein. Und er kann alles sein:
ein Tisch, ein Brunnen oder ein Pflanzentrog. Es war
schon eine Herausforderung, diesen Giganten im Steinbruch
am anderen Ende des Zürichsees in einem Stück
aus dem Fels zu hauen. Doch es glich einer wahren
Herkulesaufgabe, den Koloss in den Innenhof des Quai
Zurich Campus zu transportieren.
Entworfen hat das steinerne Kunstwerk das Büro Vogt
Landschafts architekten – als natürliche Erweiterung
der Gebäude und der Pflasterung im Innenhof, die aus
dem gleichen Material bestehen, nämlich aus Bollinger
Sandstein. Gefertigt wurde es von den Müller Natursteinwerken
aus Eschenbach im Kanton St. Gallen. Dort war
man sich der Komplexität der Aufgabe bewusst und begann
bereits 2018 mit den Steinbrucharbeiten – noch
bevor der Vertrag unterzeichnet war. In der Vorstellung
seiner Gestalter kann der Monolith als Brunnen dienen,
als Pflanzentrog, als Tisch. Oder als alles zusammen.
Die in den Stein gefräste Verzierung nimmt das Muster
der Bodenplatten im Innenhof auf. Mit etwas Fantasie
kann man darin eine locker drapierte Tischdecke aus feiner
Spitze sehen, ähnlich der auf dem berühmten Gemälde
«Stillleben mit Käse» von Floris van Dyck (circa 1615).
Ein Meisterwerk, buchstäblich in Stein gemeisselt.
Bei Hitze eine kühle Oase, im Winter dekoratives Element.Foto: Stephan Birrer
Schwimmende Speisen und Getränke
Anders als die Tische in Stillleben ist dieser hier nicht gedeckt,
sondern mit Wasser gefüllt. Die Idee eines Wassertisches
gibt es schon seit einiger Zeit. In den Gärten der
aus dem 16. Jahrhundert stammenden Villa Lante im italienischen
Viterbo steht ein sehr langes Exemplar, durch
das eine Art Bach fliesst. Eingebettet in eine Landschaft
aus Wasserfällen, Brunnen und tropfenden Grotten war
jener Tisch wohl praktisch, um Speisen und Getränke kühl
zu halten – oder sie ganz originell «flussabwärts» zu den
Gästen schwimmen zu lassen. Die Gela denen dürften
begeistert gewesen sein. Weniger entzückt war offenbar
der Arbeitgeber des Hausherrn – die Kirche. Darum liess
er später dem örtlichen Spital Spenden zukommen, um
für den als dekadent empfundenen Wassertisch Abbitte
zu leisten.
Der Brunnen im Quai Zurich Campus hingegen stösst
allenthalben auf Begeisterung. Und der Tisch aus Viterbo –
so berühmt er auch sein mag – kann nicht von sich behaupten,
dass er je geflogen ist. Ganz im Gegensatz zum
Zurich-Tisch.
Um zu verhindern, dass er wegen seines Gewichts auseinanderbricht,
befreite man den Monolithen im Steinbruch
erst von seinen Stützen, als es an den Transport
ging. Das erforderte gleichermassen Entschlossenheit
und Nerven. Damit er mit seinen 12 Metern Länge und
24 Tonnen Gewicht den Verkehr nicht behindert, wurde
der Koloss nachts geliefert, per Lastwagen. Dann hievte
man ihn – an einem Kran aufgehängt – sachte über das
sieben stöckige Zurich-Gebäude und senkte ihn schliesslich
im Innenhof auf das vorbereitete Fundament. Maximale
Präzision war gefragt: Mit Hilfe von Lasern wurde der
riesige Sandstein-Quader Millimeter um Millimeter exakt
auf die Rohrleitungen gesetzt.
Wassersalat für ein kühles Mikroklima
12 Meter lang und einen Meter breit, mit einer tiefen Rinne
in der Mitte, erinnert der Stein an eine Tränke. Nur ist er mit
schwimmenden Pflanzen gefüllt. Eine raffinierte Lösung,
um die geforderten Grünflächen in den drei Höfen (232
Quadratmeter) zu erfüllen. Da es im Innenhof nur wenig
direktes Sonnenlicht gibt, wurde der Trog mit der Schatten
liebenden Pistiastratiotes, auch Wassersalat genannt, bepflanzt, die zu einem kühlen Mikroklima beiträgt.
Egal ob
Stein, Brunnen oder Tisch – der Monolith ist ein optimaler
Treffpunkt. An einem heissen Sommertag kann man sich
an seinen Rand setzen und die Handwerkskunst der Steinmetze
bewundern. Aber bitte nicht den Wassersalat essen.
Der Brunnen ist 12 Meter lang und einen Meter breit.Foto: Vogt Landschaftsarchitekten AG
Begrünt wird er mit schwimmendem Wassersalat.Foto: Vogt Landschaftsarchitekten AG
Das Muster am Rand erinnert an eine Tischdecke.Foto: Vogt Landschaftsarchitekten AG
Mit einer Platte abgedeckt, wird der Brunnen zum Tisch.Foto: Vogt Landschaftsarchitekten AG
Unendlichkeit zu Füssen
Die Bodenplatten in den Innenhöfen
sind ein mathematisches Phänomen.
Das Penrose-Muster in den Innenhöfen: Sterne? Oder Kreise?Foto: Stephan Birrer
Man nennt es etwas sperrig
Penrose-Parkettierung:
das Muster, das die Bodenplatten in den Innenhöfen des Quai Zurich Campus bilden. Es hat seinen
Namen vom britischen Mathematiker und Nobelpreisträger
Roger Penrose, der in den 1970er-Jahren Kachel-Muster entdeckte, die unendliche Variationen bilden.
Wenn Sie das Muster betrachten, merken Sie bestimmt,
dass die Platten nur zwei geometrische Formen aufweisen:
eine breite und einen schmale Raute. Solche Muster
und wie das Auge sie wahrnimmt, faszinieren uns seit
Generationen, etwa die mathematischen Prinzipien, die
sich in der Anordnung der Fliesen der Alhambra zeigen
oder die Zeichnungen und zugleich optischen Täuschungen
des Künstlers M. C. Escher.
Die Wahl der Penrose-Parkettierung für die Innenhöfe
der Zurich ist eine Würdigung der Mathematik, die
auch das Herzstück der Versicherung ist. Wenn Sie genau
hinsehen, erblicken Sie Hunderte von fünf zackigen
Sternen. Schauen Sie noch mal hin, und Sie erkennen
plötzlich Kreise.
Um zu verstehen, wie Penrose mit unserer Wahrnehmung
spielt, kann man die Bodenplatten auf dem Quai
Zurich Campus mit quadratischen Fliesen vergleichen.
Die herkömmlichen Platten sehen immer gleich aus. Egal,
wo Sie stehen, Sie sehen immer Quadrate. Durch die
Penrose-Parkettierung aber geschieht etwas Überraschendes:
unendliche Variation. Von den oberen Stockwerken
des Quai Zurich Campus aus betrachtet, werden die Muster
noch klarer und vereinen die Stilelemente der Gebäude
miteinander.
Jetzt, wo Sie das Geheimnis der Kacheln kennen, denken
Sie vielleicht darüber nach, wie abstrakte mathematische
Prinzipien unser Leben formen. Die Entscheidungen,
die wir jeden Tag treffen, beeinflussen auch das Leben
von anderen. Wie das Muster in unseren Innenhöfen
greifen sie ineinander und formen neue Bilder.
Die Farbe Zürichs
Ein ganz besonderer Sandstein prägt nicht nur den
Quai Zurich Campus. Sondern auch die Stadt.
Der Sandstein, der dem Quai Zurich
Campus seinen
ganz speziellen Charakter gibt, war schon im Mittelalter
äusserst begehrt. Viele Wahrzeichen der Stadt Zürich
sind daraus gebaut: Grossmünster, Fraumünster und Rathaus.
Benannt ist der Bollinger Sandstein nach der Gemeinde
am nördlichen Zürichsee-Ufer, wo er abgebaut wird. Er besteht
aus in Kalzit gebundenem Quarz, Glimmer und dem
hellrosa Feldspat, der für die leicht bräunliche Färbung sorgt.
Hätten Sie vor 20 Millionen Jahren auf dem Gebiet der
heutigen Stadt Zürich gestanden, wäre Ihnen vielleicht das
Nashorn über den Weg gelaufen, dessen Schädel – eine Rarität
– im Naturmuseum St. Gallen ausgestellt ist. Gefunden
wurden die Überreste des prähistorischen Tiers in eben
jenem Steinbruch, aus dem der Bollinger Sandstein stammt.
Aber im Gegensatz zu Nashörnern trotzen Sandsteingebäude
dem Zahn der Zeit – wenn man sie gut pflegt.
Schäden durch Restaurierung
Ist Sandstein jedoch schutzlos den Elementen ausgesetzt,
kann er kaputt gehen. Durch Umweltverschmutzung verursachter
saurer Regen löst den Kalzit auf, der die feineren
Bestandteile bindet. Streusalz kondensiert, wodurch der
Stein splittert. Einige Schäden verursachen gutmeinende
Menschen – ausgerechnet beim Versuch, den Stein zu
schützen. So hat ein chemischer Dichtstoff, der vor Jahren
aufgetragen wurde, den Sandstein auf dem Dach eines
der ältesten Gebäude der Zurich zerfallen lassen. Viel Arbeit
für Eric Voigt und sein Team. Die Restaurierungs- Spezialisten
von der Firma Bianco und Kiesalter haben über zwei
Jahre lang den Sandstein auf dem Quai Zurich Campus wieder
in Stand gesetzt.
Neben Sandstein fanden viele andere Materialien Verwendung,
etwa Muschelkalk oder ein dunkler Kalkstein
namens Saint Triphon aus der Westschweiz. Das Problem:
Den Steinbruch, aus dem der originale Saint Triphon
stammt, gibt es nicht mehr. Ersatz wurde schliesslich in
Spanien gefunden.
Das wahrscheinlich Schlimmste, das man einem schönen
Stein antun kann, ist klebrige Silikonpaste aufzutragen,
um Tauben fernzuhalten. Voigt und seine Leute mussten
eine grosse Menge Paste entfernen, und zwar von Hand.
Eine weitere Untat, die heute wohl (hoffentlich!) niemand
mehr begehen würde: Stücke aus dem polierten sardischen
Breccia-Marmor herauszuschneiden, der das Foyer des
früheren Vita-Gebäudes ziert. Bei der Restaurierung wurden
diese Löcher mit Gips ausgebessert und sorgfältig im
Marmor-Stil übermalt. Bleibt zu hoffen, dass niemand diese
Stellen unvorsichtig reinigt - die ganze Arbeit würde weggewischt!
Die Gebäude der Zurich werden dem Zahn der Zeit
nun lange widerstehen. Es sei denn, jemand kommt auf
die Idee, den Stein unsachgemäss abzudichten, Silikonpaste
aufzutragen oder den Marmor mit scharfen Chemikalien
zu reinigen.
Ein weltgewandtes Dorf
Das linke Ufer des Zürichsees wird spöttisch Pfnüselküste genannt.
Auf der Schattenseite seien die
Einwohnerinnen und Einwohner häufiger erkältet, heisst es. Dabei hat das Quartier Enge sehr viel zu bieten.
Pfnüselküste? Echt? Das Ufer der Enge – mit dem Quai Zurich Campus – wird seinem
Spitznamen nicht gerecht.Foto: Stephan Birrer
Vielleicht ist man in der Enge besonders
empfindlich,
aber man scheint immer etwas beweisen zu müssen.
Besonders jenen, die spöttisch darauf hinweisen, der
Stadtteil liege an der Pfnüselküste.
Dabei kann die Enge durchaus mit Sehenswürdigkeiten
und interessanten Geschichten auftrumpfen: Zum Beispiel
das vornehme Muraltengut. Das Landhaus wurde vom
Zürcher Stadtbauherrn Johannes Werdmüller erstellt, der
Kritiker Lügen strafen wollte, die behaupteten, er verstehe
nichts vom Bauen. Oder die 1925 abgerissene Villa «Zum
Venedigli», einst Klubhaus von Herren, die in Venedig
studiert hatten und bei ihren Treffen schwarze Mäntel
und Degen trugen. Im Kanal um das Haus schwammen
sogar Gondeln.
Wir waren zuerst – wir können es besser!
Die Enge gehörte zwar nie zu einem Königreich, hat aber
trotzdem einen Herrschaftssitz, das 1898 von der Brauerei-
Familie Hürlimann erbaute Schloss Sihlberg. Und da ist
das Museum Rietberg, das eine herausragende Sammlung
asiatischer Kunst beherbergt. Sein Erweiterungsbau in
Form eines grünen Glaswürfels, genannt Smaragd, wurde
Pfnüselküste? Echt? Das Ufer der Enge – mit dem Quai
Zurich Campus – wird seinem Spitznamen nicht gerecht.
von Adolf Krischanitz, dem Architekten des Quai Zurich
Campus, mitentworfen. In der Enge lebte auch ein klassischer
Überflieger: der Industrielle und Politiker Alfred
Escher. Er war Nationalratspräsident, Eisenbahnunternehmer,
war massgebend für die Gründung der Schweizerischen
Kreditanstalt, der Rentenanstalt und des Eidgenössischen
Polytechnikums, der heutigen ETH. Seine Weitsicht trug
nicht zuletzt zur Gründung der Zurich bei.
Die Enge darf noch aus anderen Gründen behaupten
«Wir können es besser» oder zumindest «Wir waren
zuerst»: Hier wohnten in den 1970er-Jahren die ersten
Hausbesetzer Zürichs und zeigten mit Transparenten,
auf denen «Mieterkampf – Klassenkampf» oder «Die
Enge wird immer enger!» stand, was sie dachten.
Im Loblied auf die Enge gibt es noch eine weitere Strophe.
Die Geburtenrate steigt, während die Bevölkerungszahl
an der gegenüberliegenden Goldküste schrumpft.
Vielleicht, weil die paar Extraminuten romantischen Zwielichts
inspirieren. Vielleicht, weil die Menschen, die in
der Enge leben, auch in diesem Punkt demonstrieren wollen,
dass man an der Pfnüselküste eben alles ein bisschen
besser macht.
Auf Leben und Tod
Die Zurich wird von Menschen und ihren Geschichten geprägt. Eine
davon lässt sich anhand
zweier Briefe nacherzählen. Darin geht es um Furcht, Verzweiflung – und tiefe Dankbarkeit.
Richard Jung (links) während der Kriegsjahre.Foto: Zurich Archives
Der eine Brief dieser Geschichte, die
einen einfach
nicht kalt lassen kann, datiert vom 25. August 1946.
Verfasst hat ihn Richard Jung, der kurz zuvor in Berlin
zum Geschäftsführer der Zurich in Deutschland ernannt
worden war. Adressat: Hans Farner, zuständig für die
Deutschland-Geschäfte am Zürcher Hauptsitz. Jung beschreibt
erst detailliert, wie hart es ist, das Leben im
Nachkriegsdeutschland wieder aufzubauen: «Dieser Tage
hat man uns die beiden besten Schreibmaschinen aus
den Arbeitsräumen gestohlen.» Am Schluss des Briefes
erklärt er dann: «Sie haben mehr für mich getan, als ich
erhoffen konnte ...» Ein Satz, der davon zeugt, worum es
in den Jahren zuvor gegangen war: Um Leben und Tod.
Denn hätte Farner nicht getan, wofür sich Jung jetzt bei
ihm bedankt, hätten Jung selbst, seine Ehefrau Kläre und
ihre beiden Kinder vielleicht nicht überlebt.
Nach der Machtübernahme der Nazis erliessen diese
laufend Gesetze gegen Juden. Die Unternehmen wurden
überwacht. Auch die Berliner Niederlassung der Zurich
bekam ihren Nazi-Spion: Bernhard Schmidt wurde als
«Nationalsozialistischer Betriebsobmann» eingesetzt.
Und Schmidt, ein fanatischer Nationalsozialist, machte
sich mit abscheulicher Leidenschaft an seine Arbeit:
1934 denunzierte er einen Angestellten der Zurich, weil
sich dieser abschätzig über die Hymne der NSDAP, das
heute in Deutschland verbotene Horst-Wessel-Lied, geäussert
hatte. Der Mann kam ins Gefängnis. Im Jahr
1941 meldete Schmidt einen deutschen Angestellten der
Zurich, weil er jüdischer Abstammung war. 1944 schlug
Schmidt erneut zu und entlarvte eine Zurich-Angestellte
als «Halbjüdin». Sie wurde in ein Konzentrationslager
verschleppt und dort ermordet.
Schmidt hatte auch Richard Jung, damals stellvertretender
Geschäftsführer der Zurich in Deutschland, im
Visier. Schmidt wusste, dass Jungs Frau Kläre eine zum
Katholizismus konvertierte Jüdin war. Über die Entwicklungen
in Deutschland besorgt, informierte Hans Farner
den damaligen Generaldirektor August Leonhard Tobler
über die drohende Gefahr. Tobler unterzeichnete daraufhin
eine Direktive zur Hilfeleistung. Mit Unterstützung
der Zurich konnte Kläre Jung mit ihren beiden Kindern im
Jahr 1939 in die Schweiz umsiedeln, wo sich Hans Farner
und seine Frau Agnes persönlich um sie kümmerten.
In der Zwischenzeit setzte Schmidt in Berlin seine widerwärtige
Arbeit fort. Er heuerte gar einen Nazi-Sympathisanten
an, der für die Schweizer Gaswerke arbeitete, um
Kläre Jung auszuspionieren. Dieser sollte herausfinden, ob
sie noch in Kontakt mit ihrem Mann Richard stand, der sich
pro forma hatte scheiden lassen.
Nach Kriegsende wurde die Familie Jung wieder vereint.
Und Richard Jung konnte den Denunzianten Schmidt zur
Rechenschaft ziehen. In einem Brief an die Berliner Polizei
beschreiben Zeugen, darunter Jung, die abstossenden Taten
des «ehemaligen Parteigenossen Bernhard Schmidt».
Die Zurich übernimmt «die erforderlichen Unterhaltskosten.» Protokoll, 1938.Foto: Zurich Archives
«Sie haben mehr für mich getan, als ich erhoffen konnte.» Brief, 1946.Foto: Zurich Archives
Foto: Zurich Archives
Wir alle sind Reisende.
Weg und Richtung zählen
genauso wie das Ziel.
Wenn sie Roller Derby spielt, wird Tatjana Buser zu Harley Hot Roll. Bei diesem frauendominierten
Vollkontakt-Sport,
der auch als «Feminismus auf Rollschuhen» beschrieben wird, sind Geschwindigkeit, Taktik und
Durchhaltewillen
gefragt – Fähigkeiten, die Tatjana als strategische Assistentin in der Kommunikationsabteilung der
Zurich jeden Tag braucht.
Kann Sport ein Leben verändern? Auf jeden Fall! Roller Derby gab und gibt mir
immer noch viel Selbstvertrauen.
Es ist ein Lebensstil. Ohne den Sport wäre ich nicht die Person, die ich heute bin.
Wie gehst du durchs Leben? Im Team –
egal ob bei der Arbeit oder im Roller Derby: Wir kämpfen zusammen, wir verlieren zusammen, wir
gewinnen zusammen.
Günther Vogt prägt die Landschaft des Quai Zurich Campus: Sein Team zeichnet verantwortlich für die
Gestaltung
der drei Innenhöfe, die Begrünung sowie den Entwurf des massiven Sandsteinbrunnens. Für den Professor
für Landschaftsarchitektur ist Tschernobyl eine schöne Landschaft, Urwälder findet er dagegen
langweilig.
Wie fügt sich der Quai Zurich Campus in die Landschaft ein?
Über Materialien wie Sandstein, Granit und Gneis sowie
gewisse Muster, wie das an der Aussenwand des Brunnens. Es verändert sich, je nachdem, wie das Wasser
darüberfliesst.
Wo ist die Natur wieder Natur? Zum Beispiel in Tschernobyl, wo der Mensch seit
der Katastrophe völlig ausgeschlossen ist.
Die Juristin Vreni Spoerry wurde 1983 für die FDP in den Nationalrat gewählt und vertrat von 1996 bis
2003 den Kanton
Zürich im Ständerat. Sie war 1986 auch die erste Frau im Verwaltungsrat der Zurich – und blieb bis zu
ihrem
Ausscheiden 1996 die einzige. Ihr Motto damals wie heute: Wir machen nicht Frauenpolitik sondern als
Frauen Politik.
Wie war es, oft einzige Frau in einem Gremium zu sein? Darüber habe ich nicht
gross nachgedacht, es war einfach so. Ich versuchte,
mich einzufügen und machte das, was ich für richtig hielt.
Wie haben sich die Aufgaben eines Verwaltungsrates gewandelt? Die
Firmen sind internationaler, die Problemstellungen komplexer. Entsprechend ist die Verantwortung heute
möglicherweise grösser.
Mario Greco kehrte im Jahr 2016 als CEO zur Zurich zurück. Seither setzt er sich
mit aller Kraft dafür ein, dass die Zurich Versicherung ein Unternehmen ist, das für
die Gesellschaft als Ganzes arbeitet und eine nachhaltige
Zukunft schafft.
Was bedeutet der Quai Zurich Campus für dich? Es ist ein Ort, an dem Menschen
gemeinsam mehr erreichen, der inspiriert und
wo man sich zu Hause fühlt.
Was verbindet Zürich und Zurich? Ohne Zürich könnten wir nicht Zurich sein. Wir
sind stolz auf unseren
Beitrag zu dieser grossartigen Stadt. Wir teilen Werte, den Glauben an Weiterentwicklung und den
optimistischen Blick in die Zukunft.
Von Ebikon LU in die ganze Welt: Lifte und Rolltreppen der 1874 gegründeten Firma Schindler findet man
in
Saudi-Arabien, China, Brasilien – und im Quai Zurich Campus. Patrick Hess ist eng mit seinem
Unternehmen
verbunden. Als Gymnasiast schrieb er eine Arbeit über den Liftbauer, seit 2001 ist er für den Konzern
tätig.
Was haben Schindler und Zurich als Schweizer Traditionsunternehmen gemeinsam?
Beide können auf eine 150-jährige
Geschichte zurückblicken und vereinen Schweizer Werte wie Sicherheit, Qualität und Vertrauen in sich.
Worauf dürfen beide stolz sein?
Wir schaffen es, unseren traditionellen Werten treu zu bleiben und gleichzeitig Innovationstreiber in
unserer Branche zu sein.
Auf der Flucht aus Eritrea schlug sich Zerom Kiflay durch die Sahara nach Libyen durch und wagte von
dort die gefährliche Überfahrt nach Italien. 2015 kam er in der Schweiz an. Nach einem Praktikum
arbeitet er nun in der IT-Abteilung der Zurich und macht seinen Abschluss in Wirtschaftsinformatik.
Was ist anders in der Schweiz? Die Sprache ist schwierig, ist gibt so viele
Varianten von Schweizerdeutsch! Zu Hause
habe ich Tigrinya gesprochen, das entfernt mit Arabisch und Hebräisch verwandt ist.
Was macht deine Arbeit interessant? Ich mag es, mit vielen Leuten in Kontakt zu
sein. Das ist ein wichtiger Teil meins Jobs.
Überbewertet oder unterschätzt? Das Büro ist – und bleibt wohl –
Symbol und Gesicht
eines Unternehmens nach aussen. Aber Orte, genauso wie Gesichter, können sich verändern.
Raum für Ideen: Der Innovation Hub im Quai Zurich Campus.Foto: Stephan Birrer
Das Büro ist die Schnittstelle zwischen
unseren Zielen
und Träumen. Vom harzigen Start am Montag, über
die unterhaltsamen Kaffeepausen während der Woche,
bis hin zum zufriedenen Gefühl am Freitag, wenn man
seine Arbeit gut erledigt hat: alles beginnt und endet im Büro.
Doch was früher selbstverständlich war – zur Arbeit
ins Büro zu fahren und es erst nach Feierabend wieder zu
verlassen – wird heute immer mehr infrage gestellt. Brauchen
wir tatsächlich einen Arbeitsplatz im Unternehmen?
Die neuen Technologien ermöglichen uns neue Arbeitsformen,
-zeiten und -orte. Die klaren Konturen des Arbeitsalltags
verschwinden allmählich.
Ein Büro, das sind nicht nur Wände, Fenster und eine
Kantine. Es scheint Karl Marx’ Maxime zu beweisen:
«Eine Gesellschaft besteht nicht aus Individuen, sondern
drückt die Summe der Beziehungen und Verhältnisse
aus, in der diese Individuen zueinander stehen».
Etwas weniger philosophisch ausgedrückt: Manchmal
brauchen wir auch einfach einen Ort, um uns zu konzentrieren
und unsere Aufgaben zu erledigen – da passt das
Büro ganz gut.
Während das Einzelbüro traditionell den Macherinnen
und Machern unter uns diente, denjenigen mit den grossen
Schreibtischen und dem Vorzimmerdrachen, der die
Bittsteller in Schach hält, benötigt trotzdem jeder und
jede echte Arbeitsräume. Wie die aussehen sollen, ist allerdings
zunehmend im Wandel. Heute kann man überall
arbeiten. In einer umgewandelten Telefonkabine, einem
Auto oder vielleicht auch einer ruhigen Ecke im Café. Das
Konzept des Büros ist nur durch die Vorstellungskraft eingeschränkt.
Und natürlich ist es auch trendy, Arbeitsräume
neu zu erfinden. Eine grosse Techfirma etwa hat Skilift-Gondeln in einem ihrer Büros und eine Kletterwand in
einem
anderen. Ein holländisches Unternehmen wiederum hat
Ein-Personen-Büros getestet, die wie riesige Vogelhäuser
aussehen.
Wir brauchen Büros. Und zwar physische. Die meisten
Angestellten möchten zwar zeitweise von zu Hause aus
arbeiten. Aber sie wollen auch die Möglichkeit haben, zur
Arbeit zu gehen und dort Kolleginnen und Kollegen zu
treffen – und sei es nur, um eine Auszeit von nervigen Haustieren
oder zappeligen Kindern zu haben. Dennoch müssen
Büros zunehmend auf eine Vielzahl individueller Vorlieben
eingehen können und verschiedene Anforderungen erfüllen,
um die Menschen zufriedenzustellen. «Ich bin gerne
immer am selben Ort, und mein Arbeitsplatz sollte sich
ein bisschen wie zu Hause anfühlen», sagt ein Angestellter,
der sich bei Zurich mit Finanzergebnissen beschäftigt. Eine
andere Mitarbeiterin brainstormt gerne beim Kaffee. Dem
Dritten reichen schon ein bequemer Stuhl und ein Tisch,
um in Ruhe nachzudenken. Ein weiterer hingegen sehnt
sich nach einer kreativen Umgebung und Inspiration.
Das Zauberwort heisst Vertrauen
Aber wozu eigentlich noch Büros, wenn sogar das Einstellen
von Mitarbeitenden aus der Ferne funktioniert? Ein neuer
Mitarbeiter der Zurich, der aufgrund der Corona-Bestimmungen
nicht anreisen konnte, wurde per Fernkommunikation
eingearbeitet. Ein Willkommensvideo und lockere, virtuelle
Kaffeepausen-Gespräche halfen bei der Integration ins Team.
Während des Lockdowns führte die Zurich flächendeckend
Home Office ein – und es funktionierte. Genauer gesagt: Die
Angestellten funktionierten und arbeiteten. Diesen flexiblen
Ansatz gibt es auch in Zukunft: Manche Mitarbeitenden
werden weiterhin an bestimmten Tagen lieber von zu Hause
aus arbeiten, andere werden ins Büro gehen. Eine der
Grundvoraussetzungen für die neuen Arbeitsformen ist
Vertrauen. «Führungskräfte müssen ihrem Team mehr
Vertrauen schenken, weil sie es nicht mehr so beaufsichtigen
können wie bisher», sagt Stefan Kröpfl, Globaler Leiter
Geschäftsanalyse und -steuerung für das Lebensversicherungsgeschäft.
Er glaubt allerdings, trotz aller Veränderung,
an die Notwendigkeit des Büros. Allein schon um kreative
Prozesse zu ermöglichen.
Wichtig ist auch, dass Gebäude sowohl die Mitarbeitenden
als auch die Nachbarschaft ansprechen. Auf dem Quai
Zurich Campus sind dies einerseits die öffentlich zugänglichen
Räume wie die Innenhöfe, das Auditorium und das
Café. Andererseits multifunktionale Räumlichkeiten für
die Mitarbeitenden, die verschiedenen Zwecken und Zielgruppen
gerecht werden sollen. «Die Grenzen zwischen
Arbeits- und Privatleben verschwimmen immer mehr. Wir
müssen überdenken, wie wir Räume einbinden und miteinander
verflechten», erklärt Nicole Maurerlechner. Die Innenarchitektin
gehört zum Team von Iria Degen Interiors,
das das Quai Café gestaltete. «Schliesslich weiss niemand
genau, was die Zukunft bringen wird.»
Bisweilen übersehen wir auch, dass das Büro einen nicht
zu unterschätzenden Unterhaltungswert hat. Vor seiner
Kulisse entfalten sich menschliche Dramen – manche grandios,
andere kurios. Man denke nur an die 1907 veröffentlichte
Kurzgeschichte des Schweizer Schriftstellers Robert
Walser, eine Persiflage auf einen typischen Montagmorgen
in einer Schweizer Bank, an dem die Angestellten zu zweit
wie Schuhpaare zusammensitzen und die Minuten bis zur
Mittagspause zählen.
Schon immer lieferte das Büro Stoff für bunte Geschichten.
Lange bevor es die Dilbert-Cartoons über den
Büroalltag gab, existierten im kaiserlichen China Angestellte,
die sich vor Nachtarbeit drückten, indem sie über
Magenbeschwerden klagten. Ihr Dienstplan erhielt den
Beinamen «Tagebuch der Magenbeschwerden».
Der Kofferraum als Notlösung
Im Russland der Zarenzeit macht sich Fjodor Dostojewskis
nihilistischer Erzähler, ein pensionierter Staatsbediensteter,
in «Aufzeichnungen aus dem Kellerloch» über seine
ungehobelten und strebsamen Bürokollegen lustig. In
Charles Dickens’ Romanen wimmelt es nur so von unterwürfigen Buchhaltern und kleinen Angestellten und in
Franz Kafkas Werken kommen die Erlebnisse aus seiner
Tätigkeit als Jurist bei einer Arbeiter-Unfallversicherung
immer wieder zum Tragen.
In einem Büro kann man auch vorzüglich das menschliche
Verhalten beobachten. Etwa, als es in den 1990er-Jahren
eine bekannte US-Werbeagentur mit dem sogenannten Hotdesking
versuchte, dem Konzept des Arbeitsplatzes ohne
fixen Schreibtisch, ohne Papier und ohne Regale. Es trieb
die Mitarbeitenden dazu, aus lauter Verzweiflung die Kofferräume
ihrer Autos als Aktenschränke zu benutzen. Heute
meint es die Technik besser mit Büronomaden: Im Quai
Zurich Campus gewähren Apps den Angestellten Zutritt ins
Gebäude und zeigen ihnen gleich an, welche Schreibtische
frei sind. Die Zurich-Mitarbeitenden können dann mittels
einer «Finder»-App andere darüber informieren, wo sie
gerade arbeiten.
«Die Grenzen
zwischen
Arbeits- und Privatleben
verschwimmen
immer mehr.
Wir müssen überdenken,
wie wir Räume
einbinden.»
Ein Büro gibt uns auch das Gefühl, dass wir von Bedeutung
sind. Und wir können uns von unserer besten Seite
zeigen – wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so formell
wie in der Vergangenheit. Kein Wunder, haben wir uns
während der Corona-Pandemie doch daran gewöhnt, die
Küchen und Wohnzimmer der anderen zu sehen. «Eine
Folge des Corona-Lockdowns ist, dass die Krawatte ausstirbt
», schrieb Gillian Tett in der Financial Times.
Das Büro ist Teil von uns, und wir sind Teil des Büros.
Es ist ebenso eine Geisteshaltung wie ein Raum. Der Vormarsch
hybrider Arbeitsmodelle und neuer Technologien
zeigt, dass für die Zukunft des Büros alles möglich ist.
Vielleicht liegt die einzige Konstante darin, dass auch
künftig immer wieder neu definiert wird, was genau ein
Büro eigentlich ist und weshalb wir es brauchen. Eine Aufgabe,
die man nur gemeinsam in Angriff nehmen kann. Ein
Büro ist alles – und zugleich nichts. Es lebt von uns allen,
und wir alle zusammen geben darin unser Bestes.
«Die Spuren der Vergangenheit sichtbar lassen»
Der Wiener Star-Architekt Adolf Krischanitz setzt mit seinen
Bauwerken neue Massstäbe. So prägt
nun auch der Quai Zurich Campus mit der markanten Prisma-Fassade das Stadtbild von Zürich.
Adolf Krischanitz, Architekt des Quai Zurich Campus.Foto: Elfie Semotan
Museum Rietberg in Zürich, der
Superblock in
Winterthur ZH oder das Laborgebäude auf dem
Novartis Campus in Basel: Adolf Krischanitz hat in
der Schweiz viele grossartige Gebäude erstellt. Mit dem
Um- und Neubau des Hauptsitzes Quai Zurich Campus
meisterte er seine bislang grösste Herausforderung.
Sind Sie stolz auf Ihr Werk, den Quai Zurich Campus?
Es war ein umfassendes Projekt und beinhaltete jede Herausforderung,
vor der ein Architekt stehen kann. Der städtebauliche
Aspekt war enorm wichtig. Es ist ja auch ein neues Stück
Stadt, es prägt die Stadtansicht. Es galt, vieles mit einzubeziehen,
den Bestand, die Geschichte, die Gebäudehöhe und
so weiter. Es war ein grosser Aufwand, das alles in einen
Gleichklang, in einen heterogenen Baukörper, zu integrieren.
Die Zurich ist eine engagierte Bauherrin, die sich der Aufgabe
mutig stellte.
Was war das Schwierigste bei der Aufgabe,
Neues in Altes zu integrieren?
Das Zusammenspiel zwischen inventarisierter Bausubstanz
und kammartiger, etwas höherer Neubaustruktur. Die
Partitur aus Baukörpern und Zwischenräumen war das
eigentliche Thema. Aus der Setzung von Alt und Neu entstehen
Zwischenräume, Orientierungspunkte, weil dazwischen
die Umgebung sichtbar wird. Alt- und Neubau sind durch ein
geordnetes Verbindungskonzept miteinander verknüpft.
Warum passen Glas und Sandstein gut zusammen?
Die Sandsteinfassade entlang der Alfred-Escher-Strasse führt
den Städtebau fort und nimmt mit der Steinwahl – Bollinger
Sandstein aus der Region – Bezug auf den historischen Baustein
am Grossmünster und am Paradeplatz. Das eine Material
ist traditionell, das andere innovativ. Ich habe den prächtigen
Steinbauten eine kristalline Glasfassade entgegengesetzt,
um eine kontrastierende Wechselbeziehung zu erzeugen.
Die kristalline Fassade gibt die Luftigkeit, um sehr dicht zu
bauen, ohne dass es zu schwer oder zu eng wird.
Was zeichnet die Glasfassade aus?
Sie entsprang dem Wunsch nach Transparenz und
Innovation. In diesem historischen Kontext hat
sie aber mehr zu leisten als nur reine Reflexion. Die
prismatische Oberfläche hat die Qualität, die Umgebung
neu zusammenzusetzen: Sie spiegelt also nicht einfach
die Nachbarbauten, das Prisma bricht die Spiegelung,
transformiert sie und macht daraus etwas Neues.
Ein probates Mittel, um Schönheit und Brillanz des
Materials zu unterstreichen und das Licht einzufangen.
Was ist an Quai Zurich Campus besonders
schweizerisch? Oder eben unschweizerisch?
Es ist ein gutes Zusammenspiel: Internationalität, die
auf Schweizer Fundament aufbaut. Die Schweiz hat
eine hohe Bauqualität. Die Zurich setzt ebenfalls
auf Werte. Ich habe als Verbindung die traditionelle
U-Form der alten Zurich-Gebäude für den neuen
Eingriff gewählt. Es sind aber primär die Fundamente,
die das Bauwerk zu einem Teil Zürichs machen.
Hat sich die Art und Weise, wie man
Altes mit Neuem verbindet, verändert?
Es braucht einen grösseren Respekt der Vergangenheit
gegenüber. Heute haben wir meistens Solitäre, die einzeln
zwar funktionieren, nicht aber im Ensemble mit der
Umgebung. Man soll die Spuren der Vergangenheit sichtbar
lassen. Denn erst dadurch kann sich eine Identität über
die Zeit entwickeln. Historische Nachhaltigkeit verbindet
Vergangenheit und Zukunft. Das ist wichtig für eine
Institution wie die Zurich, die auf eine lange Tradition
verweisen kann und gleichzeitig den Blick in die Zukunft
richten muss.
Was erlebt man beim Betreten des Quai Zurich Campus?
Räumliche Grosszügigkeit, vielseitige Beständigkeit durch
robuste und wertige Materialien und offen zugängliche
Freiräume. Die Menschen sollen einen Gesamtklang
erleben, wo kein Element wichtiger ist als das andere.
Nicht die forcierte Konstruktion, nicht die polierte technische
Installation, aber auch nicht die solitäre Farbe oder das
einzelne Material. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zu schaff en
aus unterschiedlichen Elementen, die letztlich in einer
grösseren, immateriellen Gesamtwirkung aufgehen. Der
Raum soll in seinem Gesamtklang als Kontinuum wirken,
gleichsam als alle Sinne erfassendes Strömen – und ein
Nach-Vorne-Denken hervorrufen.
Zeichen der Zeit
Kann das weg? Nein!
Fundstücke aus dem Archiv der Zurich.
D as Archiv ist das Gedächtnis eines
Unternehmens.
Bei der Zurich, auf 2600 Laufmetern, sind nicht nur
Akten und Dokumente zu finden, sondern auch rund
500 ganz besondere Gegenstände, die das Archiv-Team
über die Jahrzehnte liebevoll zusammengetragen hat. Jedes
Objekt erzählt ein Stück Geschichte.
Bobby Car Das klassische Bobby Car ist rot wie ein Ferrari – aber diese Ausgabe des Kultspielzeugs ist
Zurich-blau (2018). Foto: Henrik Nielsen
Kater-Koffer Als Clubs noch Discos hiessen, stellte ein VITA-Agent diesen Anti-Kater-Koffer zusammen (um
1990). Foto: Henrik Nielsen
Seismoskop 132 n.Chr. erfand Zhang Heng den ersten Erdbebenmelder. Diese Nachbildung gehörte einem
Zurich-Risikoingenieur. Foto: Henrik Nielsen
Hase Zurich zum Liebhaben: Ein Plüschhase als Schlüsselanhänger, der 2015 an Kundinnen und Kunden abgegeben
wurde. Foto: Henrik Nielsen
Golf-Koffer Die Passion des damaligen CEO James Schiro für das Golfen fand sich im Zurich-Putting-Koffer wieder
(2007). Foto: Henrik Nielsen
Blechschild 1895 warb die Zurich (damals noch mit ü) auf Blechschildern für ihre Unfall- und
Haftpflichtversicherung. Foto: Henrik Nielsen
Spielset Stöck, Wyys, Stich: Im Zurich-Spielset durften die Karten für das Schweizer Nationalspiel Jassen nicht
fehlen (1978). Foto: Henrik Nielsen
Ledergebundenes Buch Als Generaldirektor Heinrich Müller-Jelmoli zurücktrat, erhielt er dieses Buch von den Mitarbeitenden
(1900). Foto: Henrik Nielsen
Schlüsselring Ähnlich aber anders: Das Logo mit dem eckigen Z wurde in den Jahren 1972 bis 1996
verwendet. Foto: Henrik Nielsen
Mobiltelefon Ohne Apps, dafür mit smarter Farbgebung: Das Nokia-Mobiltelefon mit dem Zurich Logo
(1997). Foto: Henrik Nielsen
Kopiermaschine Ok, copy that. Mit dieser Kopierpresse wurde wichtige Geschäftskorrespondenz vervielfältigt (um
1900). Foto: Henrik Nielsen
Goldene Nase Wollte sie niemand haben? Die goldene Nase war 1991 als Wettbewerbsgewinn gedacht – wurde aber nie
verliehen. Foto: Henrik Nielsen
Covid-19-Set Reinigungsmittel, Händedesinfektion: Das Set für Bürorückkehrer nach dem Lockdown (2020). Foto: Henrik Nielsen
Löwenskulptur Unter dem Blick dieses Löwen fanden Verwaltungsratssitzungen am Mythenquai statt (vermutlich erste
Hälfte 20. Jh). Foto: Henrik Nielsen
Diamanten für die Ewigkeit
Sie brechen das Licht so, dass sie Bilder unserer Vergangenheit
einfangen und gleichzeitig
schillernd Einblick in die Zukunft geben: die Glasprismen am Neubau des Quai Zurich Campus.
Die Glasprismen scheinen zu schweben.Foto: Stephan
Birrer
Ein Kaleidoskop, das traditionelle und
moderne Elemente
kombiniert – die Glasfassade des neuesten
Gebäudes des Quai Zurich Campus bietet einen Blick
in unsere Vergangenheit und in unsere Zukunft. Das markanteste
Element des Quai Zurich Campus ist zugleich ein
Meisterwerk der Baukunst: Trotz eines Gewichts von über
200 Tonnen scheint die Fassade schwerelos in der Luft zu
schweben. Eigentlich hatte man leicht andere Pläne – oder
besser gesagt, schwerere. Im ursprünglichen Entwurf war
vorgesehen, die Glasscheiben in Edelstahlrahmen einzufassen.
Aber der Hersteller, die Josef Meyer Stahl und Metall
AG, schlug vor, Aluminium zu verwenden. Es bedurfte einiger
Überzeugungsarbeit – doch angesichts des Gewichts
erwies sich das leichtere, aber dennoch stabile Metall als
die beste Wahl. Und selbst mit Aluminium blieben die 824
Elemente immer noch eine statische Herausforderung.
Das Glas habe einen leichten Grünton, erklärt der Lieferant,
die Flachglas Gruppe, und zwar von Natur aus. Die
einzelnen Prismen wurden bei einer Temperatur von etwa
1000 Grad Celsius hergestellt und bestehen jeweils aus zwei
erhitzten und zusammengepressten Glasscheiben. Eine
Beschichtung auf der Innenseite reflektiert das Sonnenlicht
und hilft dabei, das Innere des Gebäudes kühl zu halten.
Zum Kaschieren der Fugen wurden siebgedruckte Emaillestreifen
angebracht – eine weitere Klippe für die Ingenieure.
So passiert in der diamantartigen, visionär-kühnen
Fassade Bemerkenswertes, fast schon Wundersames. Aber
hinter der Glasfassade ebenso. Hier arbeiten Menschen
hart daran, Bemerkenswertes für diejenigen wahr werden
zu lassen, die auf die Zurich angewiesen sind.
Altes und Neues vereint sich in der Spiegelung der Fassade.Foto: Stephan Birrer
Die Fassade besteht aus 824 Elementen.Foto: Stephan
Birrer
Jobs geben unserem Leben einen Sinn.
Unser tägliches Handeln erlaubt es uns, die Welt
zu verändern oder gar eine neue zu schaffen.
Die Designs der Zürcherin Iria Degen stehen für Zurückhaltung und Purismus. Bei der Gestaltung des
öffentlichen Cafés im Quai Zurich Campus brachte sie mit Holz und Textilien Weichheit in die harte
Umgebung
aus Stein, Glas und Beton. Der Raum ist asymmetrisch und die Zone zur Fassade hat Degen komplett
freigespielt.
Fördert ein schönes Café gute Zusammenarbeit? AAbsolut! Eine angenehme
Atmosphäre generiert Wohlbefinden und offene
Kommunikation. Das wirkt positiv auf den Teamgeist.
Fällt dir sofort Verbesserungspotenzial auf, wenn du einen Raum betrittst? Was
mir positiv auffällt, nehme ich mit, der Rest lässt mich kalt. Ein professionelles Urteil gebe ich nur
ab, wenn man explizit danach fragt.
Thomas Grossenbacher hat starke Nerven – und viel Erfahrung auf dem Bau. Seit Jahrzehnten leitet der
Immobilienspezialist erfolgreich Grossprojekte. Er entwickelt Strategien und Konzepte, organisiert die
Aufgaben
sämtlicher Beteiligter und führt Teams. Beim Projekt Quai Zurich Campus hielt er alle Fäden zusammen.
Was macht den Quai Zurich Campus einzigartig?
Die architektonische Komposition mit historischen Gebäuden, die unsere Geschichte
widerspiegeln, und Neubauten, die den Anforderungen der Zukunft gerecht werden.
Was ist er für dich persönlich? Eine
Herzenssache! Weil alle mit Leidenschaft dabei sind – und ich mich freue, im Quai Café den besten
Kaffee der Stadt zu geniessen.
Saiful Chowdhury ahnt, was die Zukunft bringt: Er analysiert Entwicklungen und definiert Strategien im
Lebensversicherungs-Geschäft der Zurich. Der Vater von drei Söhnen arbeitet als Kulturvermittler eng
mit Schulbehörden
zusammen. In seinem Heimatland Bangladesch unterstützt er mit nachhaltigen Projekten bedürftige
Menschen.
Wofür lohnt es sich, jeden Morgen aufzustehen? Um durch eine positive und
konstruktive Haltung jeden Tag etwas
mehr aus dem Leben zu machen. Beruflich und privat.
Was empfiehlst du den Arbeitskräften des 21. Jahrhunderts? Nutze die
Flexibilität, die dir angeboten wird und übernimm Verantwortung. Du hast es selbst in der Hand!
Marina Cardoso sieht sich als Interessenvertreterin der Kundinnen und Kunden, für die sie neue
Lösungen
und bestmögliche Erlebnisse entwickelt. Als Teil des Zurich-Projekts «Make the Difference»
unterstützt sie andere Mitarbeitende dabei, das Unternehmen mit Ideen und Initiativen zu verbessern.
Welche Trends findest du am spannendsten? Nachhaltigkeit (zum Beispiel
Wiederaufforstung), Verbraucherpsychologie und die
Zukunft der Arbeit, denn Gig-Working ist auf dem Vormarsch.
Wie wird eine Versicherung unternehmerischer und nachhaltiger? wir unser Wissen
nutzen, um Kunden auf neue Weise zu schützen, und gleichzeitig ökologische und soziale Themen angehen.
Mit ihrer Kunst erzählt Mai-Thu Perret Geschichten. Fünf ihrer Teppiche zieren die Eingangshalle des
Quai Zurich
Campus. Die Genferin mit vietnamesischen Wurzeln hat am New Yorker Whitney Museum Kunst studiert und
mit
ihren Skulpturen, Objekten und Installationen Einzelausstellungen in den USA, Europa und der Schweiz
bestritten.
Welche Geschichte erzählen die Teppiche? Am ehesten wohl die Geschichte der
abstrakten Kunst und ihrer Beziehung
zum Handwerk und den Geschlechterrollen.
Wie beeinflusst deine Kunst die Arbeit im Quai Zurich Campus?
Ich hoffe,
dass die Farben und das Material eine fröhliche Gelassenheit erzeugen und eine Art spielerische
Aufmerksamkeit erregen.
Die älteste Generalagentur der Zurich, 1928 gegründet, liegt im jüdisch geprägten Teil von
Zürich-Wiedikon.
Hier engagiert sich Jacqueline Dubois seit 30 Jahren für ihre Kunden – früher als Angestellte, heute
als Mitinhaberin.
Die Verwurzelung im Quartier und in der jüdischen Gemeinschaft bildet eine wichtige Grundlage für ihre
Arbeit.
Was wollen die Menschen, die in die Agentur kommen? Sie wollen mehr als eine
Versicherung. Wir sind ihre Vertrauenspersonen.
Oft fragen sie «Was würden Sie mir empfehlen, Frau Dubois?»
Und was ist die Antwort? Wenn ich einen Rat geben kann, dann
nur einen, von dem ich selber auch überzeugt bin. Ich möchte den Kundenanliegen mit Ehrlichkeit und
Authentizität begegnen.
Die Arbeiten des Ausnahmefotografen und Naturschützers Sebastião
Salgado
zeigen dunkelste Abgründe, aber auch lichteste Höhen menschlicher Existenz.
Der Kafue-Nationalpark in Sambia.Foto: Sebastião
Salgado
Ein Fotograf ist im wahrsten Sinne des
Wortes jemand,
der mit Licht zeichnet. Im Fall von Sebastião Salgado
kann ein Fotograf auch jemand sein, der die wahre
Natur der Dinge ans Licht bringt. Seine konsequent in
schwarz-weiss gehaltenen Bilder beleuchten die Seelen
der Menschen. Sie erzählen Geschichten von der verheerenden
Wirkung, die Menschen auf die Umwelt – und
aufeinander – haben können.
Bei allem Schatten gibt es auch Hoffnungsschimmer.
Für seine Arbeiten über Krieg, Vertreibung und Ausbeutung
gewann Salgado fast jeden bedeutenden Preis für Fotojournalismus.
Aber die Aufzeichnung dessen, was seine Augen
sahen und sein Herz fühlte, forderte einen immensen physischen
und psychischen Tribut. Erschöpft suchte er in seinem
Heimatland Brasilien nach Heilung und Erneuerung.
Zusammen mit seiner Frau Lélia gründete er ein ehrgeiziges
Projekt zur Aufforstung eines Stück Landes, das einst
Teil eines der grössten Wälder der Welt war. Die Mata
Atlântica, der Atlantische Regenwald, erstreckte sich früher
entlang der brasilianischen Ostküste über 3000 Kilometer
ins Landesinnere. Doch als das Ehepaar 1998 den Hof
von Sebastião Salgados Eltern im brasilianischen Bundesstaat
Minas Gerais übernahm, war die dichte Vegetation
verschwunden, die Bäume geschlagen und verkauft.
Die Salgados begannen, die 700 Hektar grosse
Farm wieder aufzuforsten; das Instituto Terra war geboren.
Mittlerweile hat es über 2,5 Millionen Bäume gepflanzt und ist an weiteren Umwelt-Projekten beteiligt –
ein kleines, schlagendes Herz, das das Leben zurück
in den Wald bringt. Die Zurich finanziert im Rahmen des
Zurich Forest Projekts das Anpflanzen einer Million Bäume
und hat zudem eine kleine, aber repräsentative Auswahl
von Salgados Fotografien gekauft.
Diese Werke sind im Quai Zurich Campus ausgestellt.
Darunter ein Foto aus der Goldmine Serra Pelada in
Brasilien: Tausende Männer, ameisengleich, zusammengedrängt
in einem gigantischen Lehmloch. Man habe
beinahe hören können, «wie das Gold in die Seelen dieser
Männer flüstert», erzählt Salgado in «Das Salz der Erde»,
dem zweistündigen, preisgekrönten Dokumentarfilm,
den der deutsche Filmemacher Wim Wenders über ihn
gedreht hat.
Salgados Bilder fangen auch die Natur und den Menschen
in einer Art Gleichgewicht ein. Etwa jenes einer
einsamen Figur in den Sanddünen der Sahara. Oder das
eines Mannes vom Mentawai-Stamm in Westsumatra,
der auf einen Baum klettert und Durianfrüchte pflückt,
winzig-klein in einem enormen Wald. Das Bild ist ebenso
von Demut wie von Heldenmut geprägt. Jeder Fotograf
sieht die Welt auf andere Weise. Vielleicht verändert sich
auch Ihre Sicht auf die Welt, wenn Sie Salgados Werke im
Quai Zurich Campus betrachten.
Sebastião Salgado hat für seine Arbeit mehr als 120 Länder bereist.Foto: Renato Amoroso
Wiederaufforstung des Atlantischen Regenwalds in Brasilien.Foto: Sebastião Salgado
Brennende Ölquelle in Kuwait während des Irakkriegs 1991.Foto: Sebastião Salgado
Der Wandteppich des südafrikanischen Künstlers William Kentridge
hat eine fast magische
Energie – und bei genauem Hinschauen entdeckt man darin sogar Versicherungspolicen.
«L'amiral cherche une maison à louer»: William Kentridges Wandteppich in der
Eingangshalle des Quai Zurich Campus.Foto: Stephan Birrer
Absurdität, «die mit Rationalität und
konventionellem Blick bricht», sei «in Wahrheit eine genaue und produktive
Methode, um die Welt zu verstehen.» Denken Sie an diese Worte von William Kentridge, wenn Sie seinen
Wandteppich
im Quai Zurich Campus bewundern. Die Zeichnungen, Drucke, Filme und Tapisserien des Südafrikaners
sind in Sammlerkreisen begehrt – obwohl, oder gerade weil, sie sich auf den ersten Blick jeglicher Logik
widersetzen.
Kentridges drei Meter hoher und acht Meter breiter Teppich ist eines von sechs Kunstwerken, die extra für
den neuen
Hauptsitz der Zurich in Auftrag gegeben wurden. Er hängt prominent am Ende eines achtzig Meter langen
Korridors der
Empfangshalle. Seinen Titel «L’amiral cherche une maison à louer» («Der Admiral sucht ein Haus zum Mieten»)
verdankt
er einem dadaistischen Gedicht, das 1916 im berühmt-berüchtigten Cabaret Voltaire in Zürich aufgeführt wurde
– und
zwar vielstimmig, mit Gesang und Getrommel. Gewoben werden Kentridges Wandteppiche in einem Studio in
Diepsloot,
ausserhalb von Johannesburg. Die Weberinnen erschaffen die Collagen von Kentridge neu, in einem weit
grösseren Massstab,
detailgetreu bis hin zur Textur von zerrissenem Papier. Um den riesigen Zurich-Teppich herzustellen,
brauchte
es 18 Personen. Ein reines Frauenteam – mit Ausnahme einiger Geissböcke, die die Mohairwolle lieferten.
Treten Sie
einen Schritt zurück und bewundern Sie das Werk. Beim näheren Hinschauen erkennt man im Muster Darstellungen
von Kassenbüchern und sogar Versicherungspolicen. Stellen Sie sich vor, was Sie betrachten, sei ein Festzug,
ein Picknick
der Dadaisten. Begleiten Sie sie. Hören Sie mit allen Sinnen hin – und antworten Sie mit Ihrem Herzen.
«The Migrant», ein Werk des indischen Künstlers Jagannath Panda, ist im Quai Zurich
Campus zu bewundern.Foto: Stephan Birrer
Im Quai Zurich Campus ist Kunst allgegenwärtig: Das Gemälde «Pet» des Armeniers Armen
Eloyan im Innovation Hub.Foto: Stephan Birrer
Die Mexikanerin Mariana Castillo Deball kreierte diese Keramikwand extra für den
Zurich-Hauptsitz.Foto: Stephan Birrer
Wie steht es um die Fahrzeugversicherung? «Beetle Sphere» des Indonesiers Ichwan Noor im
Erdgeschoss von Gebäude B.Foto: Stephan Birrer
Raum für Kreativität
Das Studio von Stephan Hürlemann entwickelte das
Möblierungskonzept für den Quai Zurich Campus.
Der Appenzeller Designer und Architekt Stephan Hürlemann erhielt für die Installation
«Riesen mit Zwerg» 2018 den Milano Design Award.Foto: Stefan
Altenburger
Wie stark prägen Möbel einen Raum?
Architektur und Möblierung beeinflussen sich gegenseitig,
auch in der Art und Weise, wie man ihren Wert wahrnimmt.
So wird zum Beispiel ein Objekt in einem musealen Kontext
als wertvoll empfunden, im Chaos hingegen, verliert es
seine Wirkung. Meine Entwürfe für den Quai Zurich Campus
mussten von hoher Qualität sein und so gestaltet, dass sie
die Architekturen aus den unterschiedlichen Epochen stilistisch
miteinander verbinden und einen Bogen spannen von der
Vergangenheit in die Gegenwart.
Wie beeinflusst die Einrichtung die Leistung eines Teams?
Firmenhauptsitze entwickeln sich immer mehr zu Orten, wo
die Menschen sich austauschen und die Werte des Unternehmens
gelebt werden. Es geht um Inspiration und Identifikation. Die
Arbeitsumgebung muss das widerspiegeln und unterstützen.
Deshalb habe ich für die Zurich unter anderem eine spezifische
Möbel-Familie entworfen, die genau diesen Austausch zelebriert.
Woran merkt man, dass ein Raum funktioniert?
Wenn er angenommen und genutzt wird und die Leute sich
gerne darin aufhalten. Ich entwerfe oft Räume, die die Nutzer
anschliessend selbst ihren Bedürfnissen anpassen können.
Auch für die Zurich haben wir einzelne dynamische Zonen
mit mobilen Wänden und Elementen konzipiert. Hier passt
sich der Raum den Menschen an.
Vom Telelift zu Twitter
Soziale Medien sind bloss die jüngste Generation
von Kommunikationsmitteln in der Arbeitswelt.
An einem einzigen Tag im Jahr 2020
versandten die
Mitarbeitenden der Zurich 660 000 Chat-Nachrichten
und trafen sich in 12 400 virtuellen Meetings.
Unsere Social-Media-Kanäle verzeichneten über drei
Millionen Besuche. Ja, es ist viel passiert, seit wir Briefe
von Hand schrieben oder der Einsatz von Schreibmaschinen
der neuste Stand der Technik war. Und es ist schnell
passiert: Erst seit den 1930er-Jahren können überhaupt
richtige Fotokopien erstellt werden – damals noch mit
einer Maschine, die von einem professionellen Fotografen
bedient werden musste. Bis in die späten 1950er und
frühen 1960er-Jahre erkannten Computer Daten nur
ab Lochkarten, dann kamen Grossrechner im Umfang
von Frachtcontainern.
Tonnenweise Papier von Büro zu Büro transportiert
Aber klar, der digitale Wandel passiert oft unbemerkt und
wird uns meist erst bewusst, wenn er bereits Teil unseres
Alltags ist. Was etwa wurde aus dem Telelift? Auf Schienen
transportierte er am Hauptsitz der Zurich Container
voller Papier von einem Büro zum andern. Tonnenweise!
Nun, nachdem die Zurich Terminals eingeführt hatte, die
mit einem Zentralrechner verbunden waren, wurde der
Telelift in aller Stille ausgemustert. Bereits 1984 waren 100
der Schweizer Zurich-Büros über ein Netzwerk mit dem
Datenzentrum verbunden. Ab den 90er-Jahren breitete sich
der Desktop-Computer aus. Das Internet stand jedoch nur
Mitarbeitenden zur Verfügung, die eine geschäftliche Notwendigkeit
belegen konnten. Es dauerte aber nicht lange,
und alle waren online – und die sozialen Medien auf dem
Vormarsch. Die Zurich eröffnete 2010 ihren ersten Twitter-Account. 2015 erhielt sie weltweit Lob für das
Regenbogen-
Logo, das sie gepostet hatte, um die Anerkennung der
gleich geschlechtlichen Ehe in den USA zu würdigen.
Aus der Ferne prüfen – und zusammen singen
Risikoingenieure der Zurich. Sie haben die preisgekrönte
digitale Plattform Risk Advisor entwickelt, die es möglich
macht, Risikobewertungen aus der Ferne auszuführen
– egal wo. Ein solcher Fernbesuch erlaubt es etwa
Ingenieuren in Mexiko-Stadt, die Anlage eines Kunden
in Nicaragua zu inspizieren, assistiert durch unsere Büros
in der Schweiz und in Panama. Die digitale Revolution
macht uns zu einer vernetzten Gesellschaft mit der Freiheit,
von überall aus zu arbeiten – oder sogar gemeinsam
zu singen. Wie 2020, als 50 Zurich-Mitarbeitende
zusammen ein selbstkomponiertes Lied zum Besten
gaben – alle von da, wo sie gerade waren. Wem diese
digitale Harmonie zu viel wird, kann sein Gerät einfach
weglegen. Zumindest so lange, bis der Drang unwiderstehlich
wird, Social-Media-Accounts zu checken, eine
neue Versicherungspolice abzuschliessen oder mit Kolleginnen
und Kollegen zu singen.
Bitte Platz nehmen
Grossraumbüros sind toll – oder ein Ärgernis. Sie fördern zwar die
Zusammenarbeit,
aber treiben uns auch in den Wahnsinn. Fakt ist: Was wir daraus machen, liegt an uns.
Reihenweise fleissig bei der Arbeit, 1942.Foto: Zurich
Archives
Zusammen im gleichen Büro zu arbeiten,
bedeutet
auch Raum für die schrägen Gewohnheiten der Kolleginnen
und Kollegen zu lassen. Es gibt Leute, die sich
in grossen, offenen Räumen ohne Wand im Rücken unwohl
fühlen. Manche husten, summen oder pfeifen bei der Arbeit,
während andere keinen Lärm ertragen. Dann sind da jene,
die in der Mikrowelle ein Fischgericht aufwärmen. Oder
diese eine Person, die zwischen den Pulten auf und ab geht
und dabei telefoniert. Manche Menschen sitzen gerne nahe
bei anderen, manche verdrücken sich in die ruhigste
Ecke. Einige wollen – ja, brauchen – jeden Tag denselben
Schreibtisch. Es gibt Mitarbeitende, die ab und zu im Büro
auftauchen, und solche, die hauptsächlich von zu Hause
aus arbeiten. Nicht zu vergessen: Für die Zurich arbeiten
Leute auf der ganzen Welt, auch in weit ab gelegenen Orten.
Ihr Alltag ist geprägt von Herausforderungen, die uns fremd
sind: etwa Brüllaffen ausweichen zu müssen, oder von
riesigen Chamäleons und Malaria übertragenden Mücken
heimgesucht zu werden.
Möbel machen die Hierarchie sichtbar
Ob gut oder schlecht, die Praxis, Büroangestellte zusammen
in einen grossen Raum zu stecken, etablierte sich bereits
nach 1920. Etwa zu jener Zeit führte auch die Zurich ein
Grossraumbüro ein. Fotos von damals zeigen Schreibtische
in strengen Reihen, an denen sich ernst dreinblickende Angestellte
auf ihre Arbeit konzentrieren. Es mag damals als
kosteneffizient betrachtet worden sein, viele Menschen
gemeinsam repetitive Aufgaben erledigen zu lassen. Es
erlaubte jedoch auch, dass sich die Abteilungsleiter in Einzelbüros
mit Teppichen in den Korridoren wichtig fühlten.
Noch heute ist mit dem Ausdruck «Teppichetage» die Geschäftsleitung
gemeint. Auch die Möbel signalisierten Status.
Die Nachbildung des beeindruckenden Schreibtischs
eines Verwaltungsratspräsidenten ist im Heritage Center
des Quai Zurich Campus zu sehen. Treten Sie näher! Aber
Vorsicht! Bis in die 1990er-Jahre fanden sich Mitarbeitende,
die auf dem Stuhl eines Managers erwischt wurden, schnell
ohne denselben wieder.
Seither hat sich viel verändert. Das Konzept des Grossraumbüros
hat sich den Anforderungen des agilen Arbeitens
angepasst. Mitarbeitende auf dem Quai Zurich Campus
dürfen sitzen – oder stehen – und arbeiten, wo sie wollen.
Sitzungen etwa können auch in den bequem eingerichteten
Co-Working-Räumen stattfinden. Hier könnte es angesichts der komfortablen Umgebung schwierig werden,
andere davon zu überzeugen, dass man tatsächlich arbeitet.
Darum ist es eventuell ratsam, einen gehetzten Gesichtsausdruck
aufzusetzen und ja nicht zu entspannt zu wirken.
Designer reden gerne von «Spatial Branding». Deshalb
ist ein Sofa auf dem Quai Zurich Campus nicht bloss ein
Sofa, sondern eine High-Tech-Sitzplattform, die durch
Lade-Anschlüsse für elektronische Geräte signalisiert: Wir
fläzen uns hier nicht, wir sind fleissig!
Die Gebäude der Zurich betonen ausserdem die Zusammengehörigkeit.
Rechts-, Finanz-, Risiko- und HRTeams
arbeiten in Nachbarschaften. Wem die Geräuschkulisse
der eigenen Nachbarn zu viel wird, kann in ruhige
Räume flüchten. Trotzdem: Wo auch immer man sich gerade
befindet, die Zusammenarbeit wird stets aufrechterhalten.
Meetings finden real oder virtuell statt, die Räume
funktionieren nach dem Prinzip, dass unser Arbeitsplatz
dort ist, wo wir uns gegenwärtig aufhalten.
Wenn Sie also wieder einmal einen miesen Tag haben,
denken Sie daran: Irgendwo muss es eine Kollegin oder ein
Kollege grad mit Affen oder Stechmücken aufnehmen. Urplötzlich
erscheint einem die Person, die ins Headset schreit,
während sie Fischragout isst, gar nicht mehr so schlimm.
Immer noch fleissig. Aber papierlos, 2021.Foto: Stephan Birrer
Innere Schönheit
Was für Menschen gilt, gilt ebenso für Gebäude: Auch innere Werte
zählen. Unzweifelhaft ist der
Quai Zurich Campus von aussen schön anzusehen – aber die Innenräume stehen in nichts nach.
Spiegeltisch Den Tisch im Vorraum des historischen Verwaltungsratszimmers
hat Designer Stephan Hürlemann uminterpretiert.
Er hat die Tischfläche vom alten Lederbezug befreit und
mit einem schwarz lackierten Glaseinsatz optisch leichter
gemacht. Nun spiegelt sich darin das Licht und der sorgfältig
renovierte Raum mit der Seidentapete. Foto: Stephan Birrer
Wenn die Fassade das Gesicht eines
Gebäudes ist, so ist das Innere die Seele. Hier sollen Mitarbeitende nicht bloss
arbeiten, sondern inspiriert werden. Gäste nicht bloss vorbeikommen, sondern sich wohl fühlen. Dafür braucht
es
besondere Räume, Möbel, Materialien. Oder, wie der dänische Interiordesigner und Modernist Finn Juhl
erklärte: «Man
kann mit schönen Objekten kein Glück schaffen, aber man kann mit hässlichen ziemlich viel Glück zerstören.»
Im Quai
Zurich Campus trifft Alt auf Neu, historisch auf progressiv, 150-jährige Unternehmenstradition auf
Innovation. So kombiniert
auch das Möblierungskonzept bewährte Klassiker mit neuer Avantgarde und schlägt damit eine Brücke von der
Vergangenheit in die Zukunft. In der Eingangshalle wird etwa der Sessel «Utrecht» von Gerrit Rietveld aus
dem Jahre 1935
mit der extra für Zurich gefertigten Teppichkunst von Mai-Thu Perret kombiniert. Im Innovation Hub wiederum
geht
es schwungvoll zu, hier tanzen die Wände. Und zwar tatsächlich. Die «Dancing Walls» sind verschiebbar, der
Raum passt sich
den Bedürfnissen der Mitarbeitenden an – und nicht umgekehrt. Mit den mobilen Wänden lässt sich der
Arbeitsraum
neu denken und damit auch die Arbeit an sich. Wenn das keine innere Schönheit ist!
Empfangstresen als Treffpunkt Beim neuen Haupteingang des Quai Zurich Campus
steht ein Empfangstresen aus Eichenholz auf drei
Beinen. Der Spezialentwurf von Stephan Hürlemann
wirkt, als würde er schweben und ist nicht wie
herkömmliche Tresen als Trennmauer zwischen
Mitarbeitenden und Gästen gedacht, sondern als
Treffpunkt im Raum.Foto: Stephan Birrer
Geometrische Kronleuchter Ein Dutzend runde und unzählige
rechteckige Kronleuchter beleuchten
die Gebäude des Quai Zurich Campus.
Entworfen hat sie der Architekt Adolf
Krischanitz. Mit den Kronleuchtern
transportiert er das Thema der gläsernen
Fassade ins Innere der Gebäude, wo sie
diese in einer kleineren Version zitieren. Foto: Stephan Birrer
Warten mit Stil Die Wartezone im 3. OG
des historischen Gebäudes
A lädt zum Verweilen
ein. Designklassiker wie
der Sessel Utrecht von
Gerrit Rietveld (1935),
der Beistelltisch D.555.1
von Gio Ponti (1954/55),
kombiniert mit moderner
Avantgarde – wie dem Teppich
Bonavita von Suzanne
Sharp – beleben das Farbund
Formenspiel im denkmalgeschützten
Flur. Foto: Stephan Birrer
Perlenkette Die Treppenhäuser im ältesten Gebäude des Quai
Zurich Campus wurden in den Zustand von 1900
zurückgeführt – erscheinen aber in neuem Licht.
Die von Adolf Krischanitz entworfene Beleuchtung
erinnert an eine Perlenkette und durchläuft
sämtliche Etagen. Diese Lichtquellen wurden in
allen Treppenhäusern der Altbauten installiert.Foto: Simon
Habegger
Kreativität bedeutet Verantwortung.
Wenn wir verändern, wie wir Dinge tun, lernen
wir mehr über unsere Welt und uns selbst.
Vorhandene Risiken abzuschätzen ist ja schon schwierig genug. Jelena Buhas Aufgabe bei der Zurich ist
es, auch
zukünftige zu beurteilen. Dabei setzt sich die promovierte Chemieingenieurin mit den Auswirkungen von
Mikroplastik
oder den Gefahren schwer abbaubarer Chemikalien wie Pestizide und hormonähnliche Stoffe auseinander.
Beschreibe deine Arbeit. Ich analysiere komplexe Informationen und bilde sie
für andere ab. Damit schaffe ich ein Bewusstsein
für Risiken der Gegenwart und der Zukunft.
Wie vertragen sich Innovation und Risiko? Neue Ideen bergen immer Risiken.
Es geht nicht, ohne etwas zu riskieren. Es ist jedoch unsere Aufgabe, Innovationen positiv
gegenüberzustehen und diese zu fördern.
Roland Siegwart, Professor für autonome Systeme an der ETH Zürich, liess in seinem Labor vor rund 20
Jahren eine
der ersten Drohnen abheben. Seither haben der Forscher und sein Team die Fluggeräte immer
weiterentwickelt.
Bald, so hofft er, können Drohnen vermehrt dabei helfen, Katastrophen wie Waldbrände und Erdrutsche zu
verhindern.
Wie verhindert eine Drohne eine Naturkatastrophe?
Indem sie sie frühzeitig erkennt. Etwa einen Baum entdeckt, in den ein Blitz
eingeschlagen hat und so einen verheerenden Waldbrand auszulösen droht.
Was kommt als Nächstes? Ein Traum von mir ist, dass die
ganze Schweiz einmal im Monat überflogen wird. So kann man kleinste Erdverschiebungen feststellen und
Bergrutsche voraussehen.
Der IT-Spezialist Deepak Subbarao hilft den Mitarbeitenden der Zurich, jedes Jahr tausende Stunden
Routinearbeit
einzusparen. Die gewonnene Zeit können sie zum Wohl der Kunden einsetzen. Er ist Vater von zwei
Töchtern und
vermittelt Kindern in CoderDojos – ehrenamtlich geführten Programmier-Clubs – Spass an digitaler
Technologie.
Was bedeutet Automatisierung für dich? Sie ist eine Möglichkeit, die Arbeit
einfacher, weniger repetitiv und produktiver zu machen.
Was motiviert dich? Ich mag es, den Status quo in Frage zu stellen, Grenzen zu
verschieben und durch neuste Technologie zu
verändern, wie wir arbeiten. So kann ich auch meine Kolleginnen und Kollegen bei der Lösung von
Problemen unterstützen.
Neta Rozy ist Mitgründerin des israelischen Tech-Startups Parametrix Insurance. Aufgewachsen ist sie –
vielleicht
ein Omen – im Silicon Valley in den USA. Jetzt lebt sie in Tel Aviv, wo ihre Firma
Versicherungslösungen gegen
Betriebsunterbrechungen entwickelt. Parametrix war im Finale der Zurich Innovation Championship 2020.
Was macht eine gute Unternehmerin aus? Man muss Leidenschaft entwickeln für
das Problem, das es zu lösen gilt. Ich finde es
gut, schnell handeln zu können, zu entdecken und zu erschaffen.
Hast du Hobbies? Du meinst, es gibt noch etwas anderes,
ausser Arbeit? Aber ohne Witz: Ich geniesse es, in einer interessanten Stadt zu leben. Und wenn ich
Zeit habe, jogge ich am Strand.
Isabelle Rottmann gab ihren Bank-Job auf, um ein Health-Tech-Unternehmen zu gründen, die App Uplyfe zu
entwickeln und an der Zurich Innovation Championship teilzunehmen. Die App hilft ihren Usern mit
künstlicher
Intelligenz, Krankheitssymptome zu erkennen sowie Tagesablauf, Bewegung und Ernährung zu optimieren.
Was ist Innovation? Wenn die digitale Technologie Menschen befähigt, an sich zu
arbeiten, mehr auf ihre Bedürfnisse zu
achten und der Gesundheit besser Sorge zu tragen.
Was ist dein nächster Schritt?
Mit unserer App ein hoch entwickeltes, aber
entmenschlichtes Gesundheitssystem – wie unseres – zu verbessern und damit eine weltweit skalierbare
Innovation zu schaffen.
Auf seiner Visitenkarte steht «Creator, Initiator, Chairman»: Frank M. Rinderknecht baut und
entwickelt seit Jahrzehnten
Konzeptfahrzeuge – und denkt Mobilität immer wieder neu. Beim «MetroSnap», dem selbstfahrenden
Elektro-Auto,
das sicher und bequem Passagiere und Waren transportiert, war Zurich einer der Partner von Rinspeed.
Wie erhält man sich über Jahrzehnte den Innovationsgeist? Innovation hat
nichts mit Alter zu tun. Man muss
dynamisch sein, auf sein Bauchgefühl hören und an eine Idee glauben. Kreativität heisst machen.
Und der Preis dafür? Man verlässt seine Komfortzone. Und Sicherheit, die gibt
es nicht. Erfolg und Misserfolg sind Zwillinge.
Technologie entwickelt sich in unerwartete Richtungen. Aber keine
Sorge: Künftige Unbekannte sind
bereits heute Teil des Plans für den Quai Zurich Campus. Wie es sich für ein intelligentes Gebäude gehört.
Ganz schön smart: Informationen werden in Echtzeit angezeigt.Foto: Akenza
In William Gibsons Roman «Neuromancer»
ist die
Figur Dixie Flatline als eine Art künstliche Intelligenz
verewigt. Am Ende der Geschichte bettelt Dixie darum,
gelöscht zu werden. Technologie scheint demnach sogar
in der Science-Fiction-Literatur ein endliches Leben zu
haben. In der realen Welt verändert sich die Technologie
rasant – Sie können jeden fragen, der gerade ein neues
Smartphone gekauft hat. Oder erinnern Sie sich nur daran,
dass zu Beginn des neuen Jahrtausends ein Modem
mit 56 000 Bits pro Sekunde als gute Verbindung galt.
Heute sind die Übertragungsgeschwindigkeiten mehrere
tausendmal höher. Falls sich in der Zukunft smarte
Geräte über Satellitenschwärme vernetzen oder durch etwas
ersetzt werden, das wir uns noch nicht vorstellen
können, sollte der Quai Zurich Campus in der Lage sein,
sich anzupassen. Diese Flexibilität ist wichtig. In einer
Welt, in der Personenwaagen und Salzstreuer – und überhaupt
jeder Apparat, der Zeit und Geld sparen kann – intelligent
geworden sind, wird der Lebenszyklus von Geräten
immer kürzer. «Die einzige Konstante der Technologie ist
die Veränderung. Indem wir uns rasch und stetig anpassen,
haben wir Erfolg. So können wir unseren Kunden laufend
besseren Service anbieten», so Ericson Chan, Group Chief
Information and Digital Officer der Zurich. Sein Wunsch,
den Quai Zurich Campus mit der neusten Technologie
auszustatten, reicht bis hin zur Einführung freiwilliger
biometrischer Erkennung am Haupteingang – die weltweit
erste ihrer Art an einem Standort der Zurich.
Haben Sie schon mal von digitalen Zwillingen gehört?
Dieselbe Technologie, die die NASA für die Konstruktion
ihrer Raumfahrzeuge verwendet, finden Sie auch auf dem
Quai Zurich Campus. Hier helfen virtuelle Replikate bei
Aufgaben wie Software-Updates oder dem Buchen von
Sitzungsräumen. Auf dem Gelände überwachen 2000 Sensoren
alles, von der CO2-Konzentration bis zu Personenströmen,
und erfassen ungefähr 750 Millionen Datenpunkte
pro Jahr. Genug, um auch Verbesserungspotenzial zu
entdecken. Die Daten sind anonym. Kein Big Brother wird
Leute melden, die zu faul sind, Treppen zu steigen, oder
die stundenlang bei der Kaffeemaschine rumhängen.
Smarte Geräte, die mit den Sensoren verbunden sind,
kommunizieren via LoRaWAN mit einer zentralen Plattform.
Was wie eine Figur aus Star Wars klingt, steht in Wirklichkeit
für ein drahtloses Netzwerk mit hoher Reich weite,
das dafür sorgt, dass die Batterien der smarten Geräte
länger halten. Um das Gebäude so intelligent wie möglich zu gestalten, hat der Quai Zurich Campus mit einer
Reihe innovativer Technologieunternehmen zusammengearbeitet.
Etwa mit dem Schweizer Startup Akenza,
welches das zentrale Konnektivitätsmanagementsystem
entwickelt hat – sozusagen das Gehirn. Dieses läuft auf
einer vereinheitlichten Internet-of-Things-Plattform.
Ein weiteres Jungunternehmen, namens Spica Technologies,
hat eine App entwickelt, die «One Zurich» getauft
wurde. Sie macht es möglich, dass Mitarbeitende Dinge
buchen, die sie gerade brauchen (Räume, Essen, Zutritt
zu Gebäuden), vielleicht wollen (ein leerer Raum für
einen Moment der Ruhe) oder regelmässig verwenden
(Informationen über geplante Anlässe, Zugfahrpläne).
Zu Tisch! Normalerweise wartet man ja auf einen Tisch, um dann bedient zu
werden. Am Quai Zurich Campus gibt es aber interaktive Tische,
die darauf warten, Sie zu bedienen. Ein schönes Exemplar steht im
Foyer – und nutzt die gleiche Technologie, die auch in Smart Devices
steckt. Nur in grösser. Streichen Sie mit dem Finger über den Tisch,
und erkunden Sie die Zurich. Machen Sie einen 360-Grad-Rundgang
durch unseren Hauptsitz, probieren Sie die Glücksrad-App aus, die
Spenden an Wohltätigkeitsorganisationen vergibt, und lernen Sie Zurichs
Produkte, Dienstleistungen und Geschichte kennen. Wenn das kein
gelungener Service am – und vom – Tisch ist! Foto: Stephan Birrer
Sensoren als Wachmacher
Die Fusssoldaten der Tech-Revolution können ebenso
gut digital wie menschlich sein. Zum Reinigungsteam
des Quai Zurich Campus gehören nicht nur Leute aus
Fleisch und Blut, sondern auch ein kniehoher, cyborgartiger
«Cobot». Der ersetzt im Gegensatz zu Robotern
keine Menschen, stattdessen arbeitet er mit ihnen zusammen
und erledigt eher langweilige Aufgaben, wie das
stete Staubsaugen. Das menschliche Reinigungspersonal
ist nebst den üblichen Putzgeräten zudem mit Tablets
ausgestattet, die es mit Informationen von den IoT-Sensoren
versorgen. Die Informationen werden von Algorithmen
verarbeitet, die das Berner Unternehmen Soobr
(Schweizerdeutsch für «sauber») entwickelt hat. Sensoren
messen, wie oft eine WC-Tür geöffnet wurde oder welche
Schreibtische benutzt worden sind. So wissen die Putzleute
mit einem Blick auf ihr Tablet, welche Räume besondere
Pflege brauchen.
Wenn auf dem Quai Zurich Campus Personen atmen
oder sich bewegen, erkennt die smarte Technologie, dass
sie da sind. Die schwedische Firma Elsys, ein Spin-off
der Universität Umeå, hat die Sensoren geliefert, die auf
dem Campus das CO2 messen. Stellen sie hohe CO2-
Kon zentrationen fest, passt sich die Lüftung an, bevor
die ersten Leute zu gähnen beginnen. Die Sensoren wiederum,
die die Personenströme erfassen, werden von
Xovis geliefert. Sie sehen wie das menschliche Auge in
3D und messen anonym die Auslastung, damit etwa Angestellte
die freien Plätze finden.
Auf dem Quai Zurich Campus sind wir bereit für die
Technologie-Trends. Und egal, was wir installieren, es
sollte uns immer helfen, einen Schritt voraus zu sein.
Das Tablet zeigt, wo es Putzbedarf gibt.Foto: Soobr
Foto: Eyefactive
Ein gutes Gefühl
Der Quai Zurich Campus ist das erste Gebäude in Europa und erst
das dritte weltweit,
das mit einem Platin-Zertifikat für Wohlbefinden und für Nachhaltigkeit ausgezeichnet wird.
Was wächst da aus dem Tisch? Ein Stück Natur im Büro.Foto: Stephan Birrer
Die meisten bemerken gar nicht, oder
erst nach einer
Weile, wie sehr ihr Arbeitsplatz ihre Gesundheit
beeinflusst. Wo wir arbeiten, kann jedoch entscheidend
sein, ob wir uns wohlfühlen und produktiv sind – oder
eben nicht. Der Quai Zurich Campus erfüllt den Platin-
Standard, die höchste Anforderung, die es für das begehrte
LEED-Zertifikat (Leadership in Energy and Environmental
Design) gibt. Und er entspricht auch den Vorgaben des
Platin-Zertifikats von WELL. Dieses Bewertungssystem
misst und überwacht, wie sich Gebäude auf die Gesundheit
von Menschen auswirken. Selbstverständlich erfüllt
der neue Hauptsitz ebenfalls die strengen Schweizer Minergie-ECO-Standards.
Herausforderung Schellack
Ganz einfach war es nicht, all diesen Anforderungen gerecht
zu werden. Vor allem ein Wort liess alle Beteiligten
immer wieder zusammenzucken: Schellack. Gemäss dem
Schweizer Minergie-ECO-Standard dürfen Farben und
Beschichtungen höchstens ein Prozent Ethanol enthalten.
Um jedoch historisch korrekt zu renovieren, musste im
ältesten, im Jahr 1900 erbauten Gebäude, authentischer
Schellack verwendet werden – und der hat einen höheren
Ethanolgehalt. Die Zurich schaffte es, die Richtlinien
des Denkmalschutzes einzuhalten und trotzdem sicherzustellen,
dass die Innenräume für Menschen unbedenklich
sind – indem vor dem Einzug ausgiebig gelüftet
wurde.
Aber der Schellack war nicht die einzige Herausforderung.
Da war noch die Patina an den Kupferstatuen
auf dem Dach. Sie strahlen in schönstem Grün. Bloss:
was so hübsch aussieht, ist Kupfernitrat und giftig. Also
nichts, das man der Umwelt zumuten möchte. Ein Schwermetallfilter, erklärt Georg Schulte, Leiter für
nachhaltiges
Bauen bei CSD Ingenieure, löste das Problem. Er sorgt
dafür, dass das Kupfernitrat nicht ins Grundwasser fliessen
kann. Nachhaltigkeit geht jedoch über Materialien
hinaus. Sie ist auch entscheidend dafür, wie effizient die
Mitarbeitenden sind – und wie sie sich fühlen. Marta
Bouchard ist Beraterin bei der Firma Intep, die mitgeholfen
hat, die Zurich für das WELL-Zertifikatfit zu machen.
«Das Verhalten der Menschen», sagt Bouchard, «wird
sowohl von physischen, wie auch von nicht greifbaren
Elementen in Gebäuden beeinflusst.»
Zimmer mit Aussicht
Im Quai Zurich Campus gibt es eine ganze Palette von
Dingen, die vielleicht klein scheinen, aber ein grosses Ziel
haben: Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden.
So ermuntern zum Beispiel Botschaften auf
Bildschirmen, doch öfter Treppen zu steigen. Ausgewogenes
Essen wird in den Verpflegungsbereichen nicht nur
angeboten, sondern prominent gezeigt. Und dann ist da
noch die Nähe zur Natur. «Wer nur schon einen Spaziergang
im Wald macht, fühlt sich ruhiger», sagt Marta Bouchard,
«weil der Mensch dort die Verbindung zur Natur spürt.»
Darum sind alle Arbeitsplätze auf dem Quai Zurich Campus
nahe an Fenstern mit Ausblick – etwa auf den See oder
den Uferpark Arboretum. Echte Pflanzen wachsen auch
an unerwarteten Stellen in den Räumen: aus Pulten und
in verschiebbaren Wänden. Tageslicht in allen Gebäuden
hilft gegen Müdigkeit und soll gar Winterdepressionen
lindern. Für frische Luft ist auch gesorgt: Alle Fenster lassen
sich öffnen. Ganz klar, dass im Quai Zurich Campus
ausschliesslich nichttoxische Reinigungsprodukte im Einsatz
sind.
Letztlich ist Wohlbefinden eine individuelle Angelegenheit.
Fragen Sie jeden, der schon in einem Grossraumbüro
gearbeitet hat: Die eine Hälfte friert, der anderen
ist es zu heiss. Aber keine Sorge, im Quai Zurich Campus
wurde wirklich an alles gedacht: Von einem flexiblen
Dress code über Fenster, die sich öffnen lassen, bis hin zu
wärmenden Wolldecken. Die werden wöchentlich gewaschen
– mit einem umwelfreundlichen Waschmittel,
natürlich.
Gut fürs Arbeitsklima: Pflanzen können beruhigend wirken.Foto: Simon Habegger
Wie lernfähig sind Maschinen?
Gesichtserkennungstechnologie kann dabei helfen, Gebäude sicherer
zu machen.
Aber es gibt Dinge, die Maschinen lernen können – und andere nicht.
Freut sich die künstliche Intelligenz, wenn sie uns sieht?Foto: Stephan Birrer
Die englische Mathematikerin Augusta Ada
King,
Gräfi n von Lovelace, gilt als erste Programmiererin
der Geschichte. Sie formulierte um 1843 den Grundsatz,
dass eine Maschine nur das ausführen kann, was
ein Mensch ihr vorher beigebracht hat.
Rund zwei Jahrhunderte später hatte man einer Maschine
beigebracht, ein Gesicht zu erkennen und jemandem
Einlass zu gewähren. Mit der heutigen Technologie
dauert der Vorgang nur noch einen Sekundenbruchteil
und erspart das hektische Suchen nach Schlüsseln, Ausweisen
und Badges. Ziemlich clever. Aber natürlich freiwillig.
Am Quai Zurich Campus muss niemand die biometrische
Technologie nutzen, der das nicht wirklich
möchte. Die Mitarbeitenden können Türen und Tore
auch über eine App auf dem Smartphone öffnen – wo
sie auch gleich informiert werden, wo ein freier Arbeitsplatz
zur Verfügung steht.
Oder sie entscheiden sich nach wie vor für einen Zutrittsbadge
aus Plastik. Der kann jedoch – im Gegensatz
zu unseren biometrischen Merkmalen – verloren
gehen. Früher, als man nur Badges benutzte, kam es
vor, dass Mitarbeitende zwischen den Hochsicherheitsschleusen
gefangen waren. Dann mussten sie Kollegen
zu Hilfe rufen. Oder gar die Feuerwehr, wie ein vom
Pech verfolgter Mitarbeiter, der eines Nachts in einem
Gebäude an der Alfred-Escher-Strasse feststeckte.
Aber zurück zu unserer Maschine. Eine der Personen,
die sie an der Eingangspforte zu erkennen gelernt hat,
ist Vincenzo Salipante. Seine Berufsbezeichnung bei
der Zurich lautet Leiter Automation. Was er tatsächlich
tut, ist, sich auszudenken, wie man das Leben anderer
einfacher macht. Etwa durch ein System für das Teilen
und Wiederverwenden datenbezogenen Wissens, das
sein Team geschaffen hat. Oder durch selbst entwickelte
Online-Kurse für Kolleginnen und Kollegen – einer heisst
«Mit Zahlen managen».
Was Salipante liebt, ist, immer weiter zu lernen, die
Zukunft aktiv zu gestalten. Davon zeugt auch sein Lebenslauf:
2020 ging der studierte Philosoph und Doktor
der Mathematik, der seit 15 Jahren bei der Zurich ist
und als Praktikant einstieg, zurück auf die Schulbank.
Während 12 Monaten absolvierte er an der ETH ein berufsbegleitendes
Programm für fortgeschrittene Datenwissenschaften,
in dem die Teilnehmenden sich mit der
Verwaltung, Analyse und Nutzung grosser und komplexer
Datenmengen befassten.
Mit Hilfe von Informationen können Maschinen lernen,
uns zu erkennen. Aber künstliche Intelligenz ist
emotionslos. Sie freut sich nicht, Vincenzo Salipante zu
sehen – ausser man programmiert sie entsprechend.
Künstliche Intelligenz ist nicht neugierig und strebt nicht
nach Anerkennung oder danach, die Arbeitsstelle zu
wechseln. Darum sollten wir uns vielleicht nicht die Frage
stellen, wie lernfähig Maschinen sind, sondern eher,
warum nicht mehr Menschen ihr Potenzial nutzen und
immer weiter lernen. Im Gegensatz zu Maschinen haben
wir nämlich die Freiheit, nach Herzenslust neue Dinge
zu entdecken.
Intelligente Wesen
Jeder herkömmliche Algorithmus scheint uns
zu verstehen. Doch wie gut verstehen wir ihn?
Leute, die viel Zeit damit verbringen,
die Vorteile
künstlicher Intelligenz (KI) zu verstehen, erklären
gern: «Wenn der Hammer dein einziges Werkzeug ist,
sieht jedes Problem wie ein Nagel aus.» Schon seit ihren
Anfängen haben Versicherungen Daten genutzt, um Risiken
zu beurteilen und Prämien zu berechnen. Zurzeit
sind tiefgreifende Veränderungen im Gange: Es werden
immer mehr hochentwickelte Technologien eingesetzt,
um Risiken präziser einzuschätzen und so Kundinnen und
Kunden besser zu schützen. Analog der Nagel-Hammer-
These könnten die KI-Fachleute versucht sein, jedes Problem
mit dem richtigen Algorithmus lösen zu wollen. Doch
das greift zu kurz. Ein menschliches Gehirn kann schätzungsweise
200 Billionen Rechenoperationen pro Sekunde
durchführen, es bezieht ausser dem ethische Komponenten
in den Denkprozess mit ein. Diese Fähigkeit fehlt
künstlicher Intelligenz nach wie vor.
Der Mensch bleibt Teil der Gleichung
KI-Algorithmen werden manchmal als «Statistik auf Steroiden» beschrieben. Aber sie haben auch ihre Tücken.
Denn sie sind nur so gut, wie die Daten, mit denen man
sie anlernt. Das darf beim Training und der Weiterentwicklung
der künstlichen Intelligenz nicht in Vergessenheit
geraten. «Die Zurich investiert viel Zeit in die Auswahl, Pflege
und Vernetzung der Daten, die wir für die Kalibrierung
der KI-Algorithmen verwenden», sagt Gero Gunkel, Chief
Operating Officer des Zurich Customer Active Management
(ZCAM). Das schliesst Stresstests ein, um voreingenommene
und verzerrte Resultate zu vermeiden. Trotz
aller Vorbehalte eröffnet KI interessante Perspektiven. Bei
Geschäftskundinnen und -kunden etwa, kann sie Routineanfragen
beantworten. Das schafft Kapazität für den persönlichen
Austausch in anderen Bereichen.
Lebensrettende KI-Anwendungen
Doch das ist erst der Anfang. Künstliche Intelligenz ist
fähig, Daten sehr viel schneller und meistens genauer zu
prüfen und zu interpretieren, als ein Mensch dazu in der
Lage wäre. Sie wird auch immer häufiger eingesetzt, um
Versicherungsbetrug aufzudecken – weil sie Abweichungen von der Norm meldet. Mit einem nuancierten,
kontextbezogenen
Ansatz kann KI darauf trainiert werden,
sogenannte unstrukturierte Daten zu analysieren und
daraus Rückschlüsse zu ziehen. So sinkt die Wahrscheinlichkeit,
dass eine Abweichung gemeldet wird, die zwar
ungewöhnlich ist, aber keinen Betrugsversuch darstellt.
In Zukunft wird künstliche Intelligenz wohl auch in
der Risikoanalyse breit eingesetzt. Drohende Erdbeben,
Tsunamis oder Vulkanausbrüche lassen sich aufrund
seismischer Daten genauer voraussagen. Gefahren werden
erkannt, lange bevor ein Unglück eintritt. Gemeinsam
können sie viel erreichen, der Mensch und die künstliche
Intelligenz.
Life Hacks
Erwarte das Unerwartete – ein
passendes Motto für die Hackathons.
Auf der Suche nach unkonventionellen und schnellen Lösungen: HackZurich.Foto: HackZurich
Am Quai Zurich Campus will die Zurich
nach dem
Vorbild der sogenannten Hackathons arbeiten. Heisst,
man sucht nach unkonventionellen Lösungen und setzt
diese rasch um. Ein «Hack» ist eine Methode, etwas auf überraschende
Art zu verbessern – wie zum Beispiel die beliebten
Life Hacks im Internet, eine lose Sammlung von
Tricks und Tipps, die das Leben leichter machen sollen.
Zürich ist eine Art Zentrum des Hacks: Seit 2014 findet
hier jedes Jahr Europas grösster Hackathon statt, an dem
sich auch die Zurich beteiligt. Wenn man kreative Lösungen
für ein Problem finden will, sind innovatives Denken und
gemeinschaftliches Handeln gefordert – wie im Berufsleben
auch. Unternehmen wie die Zurich nehmen deshalb am
HackZurich teil. Und, weil diese Art des vernetzten Denkens
am Quai Zurich Campus gerne in den Arbeitsalltag einfliessen
darf. Die Organisatoren beschreiben den HackZurich
mit seinen Teilnehmenden aus der ganzen Welt denn auch
als «unvergessliches Abenteuer». «Ich bin immer wieder
beeindruckt, wie Lösungen entstehen, die ich nicht erwartet
hatte», sagt Joel Agard, Senior Innovation Manager bei der
Zurich. Sandra Hauser, Leiterin Transformation & Technology
bei Zurich Schweiz, sieht in dem Anlass «eine Gelegenheit,
sich Herausforderungen zu stellen, vor denen auch wir
stehen und die unsere Tech-Teams inspirieren.»
Der HackZurich dauert nur ein Wochenende, er startet
freitags kurz vor Mitternacht und geht bis zur Preisverleihung am Sonntagabend. Am Quai Zurich Campus wird
hingegen jeden Tag versucht, in seinem Sinn zu arbeiten.
Irgendwo in einem unserer Büros tüftelt wohl just in diesem
Moment jemand an einer Idee, die – vielleicht – auch
Ihr Leben verändern wird.
Tief Luft holen
Wir denken gerne über Gesundheit nach und sprechen noch lieber
darüber. Aber kann
eine Versicherungsgesellschaft dazu beitragen, dass wir tatsächlich mehr dafür tun?
Jede Generation entdeckt den Zurich Vita Parcours für sich neu.Foto: Zurich Archives
Für jeden, der sich schon einmal durch
eine leidenschaftliche
Diskussion über Sport und Diäten
gequält hat, während die Teilnehmenden eifrig
rauchten, ist klar: Ja, unser Verhalten in Sachen Gesundheit
ist zwiespältig. Wir wissen, dass Bewegung,
aus gewogenes Essen und reichlich Schlaf gut für uns
sind. Und wir lieben Fitness-Gadgets und -Apps. Die
Motivation ist also da, bloss mit der Umsetzung hapert
es mitunter.
Die Zurich bemüht sich schon lange, die Bevölkerung
dazu zu bewegen, mehr für die Gesundheit zu
tun. 2020 lancierte sie ihr globales LiveWell-Geschäft.
Es besticht durch hochentwickelte Technologie und
einen personalisierten Ansatz. «Unser Ziel ist, Anreize
für die Kundinnen und Kunden zu schaffen, die ihre
Gesundheit und ihr Wohlbefinden über das ganze Leben
hinweg verbessern möchten», sagt Helene Westerlind,
CEO von LiveWell.
Trends im Gesundheitsbereich kommen und gehen.
Glücklichweise, muss man sagen, wenn man diese Schlagzeile
aus dem Jahr 1932 liest: «Das Radiumwasser hat
gut gewirkt, bis sein Kiefer abfiel.» Ein Mann hatte seiner
Gesundheit zuliebe regelmässig von einem Tonikum
getrunken, das mit Radium-Isotopen versetzt war. Er
überlebte die Kur nicht.
Besser bedient waren hingegen jene, die sich schon
seit den 1920er Jahren auf die praktischen Ratschläge
der Zurich verliessen. Sie war die erste Anbieterin von
Lebensversicherungen – damals unter dem Namen Vita -
in Europa, die kostenlose Vorsorgeuntersuchungen anbot.
Der populäre Vita-Ratgeber lieferte kluge Tipps wie:
«Wie die Pflanze, so brauchst auch du Licht. Denke an
Doktor Sonnenschein». Die Ideen der Zurich beinhalteten
auch eine neue Methode, um fit zu bleiben: In
den späten 1960er-Jahren führte sie den Vita Parcours
ein. Die Laufstrecken im Wald, kombiniert mit rund 15
Posten für Kraft- und Beweglichkeitstraining, waren
eine echte Innovation. Nebenbei brachten sie den Schweizerinnen
und Schweizern auch einen damals neuen Sport
näher: das Joggen. Heute gibt es ungefähr 500 Zurich
Vita Parcours in der Schweiz, in anderen Ländern über
40. Und jede Generation scheint sie neu für sich zu entdecken. Als COVID-19 die Fitnessstudios zum
Schliessen
zwang, stieg die Popularität der Vita Parcours noch einmal
sprunghaft an. Die New York Times erklärte, dass
die Trimm-Dich-Anlagen an der frischen Luft, denen
«zugeschrieben wird, Millionen von Europäern Sport
näher gebracht zu haben», heute so betriebsam seien
«wie seit Jahren nicht mehr.»
Die Zurich bleibt Wegbereiterin im Interesse der
Gesundheit. Egal, wie ausgeklügelt der Ansatz jedoch
sein mag: Die Klimmzüge auf dem Zurich Vita Parcours
können wir Ihnen auch nicht abnehmen – aber wir feuern
Sie in Gedanken an.
Die Natur ist der beste Coach: Fitness in den 1960er Jahren.Foto: ETH-Bibliothek / Comet Photo AG
Ganz schön schlau: Der Vita Parcours bewegt Millionen.Foto: Zurich Archives
Wir sind Teil der Zukunft und Teil der
Vergangenheit. Jeden Tag werden wir zu
denjenigen, an die sich andere erinnern.
Im ältesten Gebäude des Quai Zurich Campus kamen Teile von wunderschönen Stuckdecken zum Vorschein.
Antonio Pungitore restaurierte fast ein Jahr lang die Schätze im Eingangsbereich und in den
Treppenhäusern. Sein
Handwerk ist seine Berufung. Entdeckt hat er sie, als er einst in den Sommerferien bei seinem Onkel
aushalf.
Was ist die Faszination an Stuckatur? Jedes Objekt erzählt eine andere
Geschichte. Um es zu restaurieren, gibt es keine Regeln, es
gibt nur Erfahrung. Ich befasse mich seit 40 Jahren mit Materialien und Techniken und tausche mich mit
Stuckateuren aus der ganzen
Welt aus.
Was macht dich stolz? Wenn es mir gelingt, grossartige Handwerksarbeit aus der
Vergangenheit perfekt nachzuahmen.
Die Stadt Zürich ist für viele Arbeits- und Wohnort. Zugleich ist sie aber auch Ausgehmeile,
Einkaufsparadies,
Erholungsraum und Naturpark. Anna Schindler plant voraus, damit Zürich für alle lebenswert und
attraktiv
bleibt. Mit der Stadtentwicklung arbeitet die Geografin an einem zukunftsfähigen, weltoffenen Zürich.
Warum ist Zürich speziell?
Keine andere Stadt der Welt bietet urbanes Leben und Natur für alle so nah beisammen.
Welches
sind die Herausforderungen für Zürich? Die Stadt besitzt wenig Land, rund 70 Prozent
gehört Privaten. Umso wichtiger
ist die Integration, wie sie auf dem Quai Zurich Campus gelingt, wo sich Öffentliches und
Privatwirtschaftliches verbinden.
Christian Harb ist Projektleiter der Abteilung Archäologie des Kantons Zürich. Er leitet Ausgrabungen
und birgt
Artefakte, die einen Einblick in die Vergangenheit geben. Wie die Fundstücke, die unter dem Quai
Zurich Campus
entdeckt wurden. In seiner Freizeit wandert Harb gerne und unternimmt mit einem Faltboot Ausflüge auf
Flüssen.
Deine liebste Ausgrabungsstätte? Meine erste, im römischen Vindonissa, dem
heutigen Windisch. Auch die der Zurich war
spannend. 5000 Jahre alte Holzgegenstände waren so gut konserviert, dass sie fast wie neu aussahen.
as überrascht dich an deiner
Arbeit? Wie divers die Teams sind: Archäologen arbeiteten bei der Zurich-Grabung mit
Keramikern, Zimmerleuten, Polsterern.
Das Archiv der Zurich ist nicht nur das in Akten und Artefakte gebannte Gedächtnis eines
internationalen Unternehmens,
es ist auch das Reich von Thomas Inglin und seinem Team. Ein «unendlicher Schatz an Inspiration», sagt
er, sei
das 2600 Laufmeter umfassende Archiv. Seit seinem ersten Arbeitstag bei der Zurich 1995 baut Inglin
dieses auf.
Wie hält man Geschichte fest? Indem man Fragen stellt und versucht, sie zu
beantworten.
Was können
wir aus der Geschichte der Zurich lernen? Dass die Unternehmung viel mehr Erfahrung
hat und viel
mehr weiss, als der einzelne Mensch. Nur gilt es, dieses ungeheure Wissen bewusster und häufiger zu
nutzen.
Dutzende Stunden hat Christine Barz in den historischen Bauten des Quai Zurich Campus verbracht. Dabei
gleicht
ihre Aufgabe einem Spagat: Als Denkmalpflegerin muss sie zwischen Alt und Neu vermitteln, zwischen
erhaltenswerter
Bausubstanz und den Ansprüchen einer zukünftigen Nutzung. Das erfordert viel Fingerspitzengefühl.
Welches war die grösste Überraschung bei der Renovation? Im 1. Obergeschoss des
um 1900 erstellten Hauptgebäudes stiessen wir
auf Malereien an einer Stuckdecke. Sie wurden, neben anderen, aufwändig restauriert.
Was sagen uns alte Bauten?
Die Geschichte
schreibt sich weiter. Alte Bauten sollen sinnvoll genutzt und mit Leben gefüllt werden. Wir wollen
nicht in einem Museum leben!
Lukas Rühl von der Firma Brunner Schreinerei und Innenausbau hat eine Leidenschaft für historische
Gegenstände.
Inspiriert von seinem Ururgrossvater – ebenfalls Tischler – restaurierte er schon als Kind alte Möbel.
Er sammelt historische
Kleidung, die zu den restaurierten Interieurs passt – und lässt sich auch mal aus Stoffresten eine
Krawatte nähen.
Braucht es Glück für deine Arbeit? Im ältesten Gebäude der Zurich hatten wir
sehr viel Glück: Es hingen noch ein paar Fasern der
ursprünglichen
Tapete an einem Nagel.
Und welche Rolle spielt die Wissenschaft? Ein Labor identifizierte den Stoff –
Seide und
Baumwolle – und die Färbemittel, die verwendet wurden. Dank Archiv-Fotos gelang es uns dann, die
Tapete zu rekonstruieren.
Würde das Geschick von Bildhauern allein durch natürliche Auslese
bestimmt, dann wäre Urs
Eggenschwyler – diese Statur! diese Persönlichkeit! – eines der erfolgreichsten Exemplare seiner Art.
Bildhauer Urs Eggenschwyler mit seinem liebsten Tier.Foto: Stadtarchiv Stadt Zürich
Vielleicht, so könnte man wenigstens im
Fall von
Urs Eggenschwyler vermuten, nehmen manche
Bildhauer das Temperament und die Verhaltensweise
ihrer Figuren an. Der Künstler, der auch als Stadtoriginal
und Tierfreund in die Zürcher Geschichte einging,
verbrachte nicht nur beruflich, sondern auch privat viel
Zeit mit seinem Lieblingsmotiv: den Löwen. Er lebte
mit ihnen – und für sie.
Eggenschwyler wurde 1849 in Subingen im Kanton
Solothurn geboren, zu einer Zeit als die Welt begann, die
Natur neu zu betrachten. Darwin stellte die Evolutionstheorie
auf, und auch in der Kunst vollzog sich ein Wandel
von idealisierten und stilisierten Abbildern hin zu
naturalis tischen Darstellungen. Nachdem sich das Studium
der Bildhauerei in München für Eggenschwyler wegen
seiner zunehmenden Schwerhörigkeit als schwierig erwiesen
hatte, begann er Tiere in natura zu studieren: in
Zoos und anhand anatomischer Präparate. Seine Skizzenbücher
zeigen, dass sich sein Interesse auch auf Giraffen
und Elefanten erstreckte; in Bern schuf Eggenschwyler
zwei Bronzebären für das Bundeshaus. Doch seine Skulpturen,
Skizzen und Bilder führten ihn immer wieder zurück
zu seiner wahren Liebe, dem Zürcher Wappentier, dem
Löwen. Zu seinen Werken gehören etwa der Stampfbeton-Löwe, der am Hafen Enge wacht, und die vier Bronze-
Löwen an der Stauffacherbrücke – zudem erschuf er die
Löwenköpfe am ältesten Gebäude des Quai Zurich Campus,
die auf die Breitingerstrasse blicken.
Zwei der vier Löwenköpfe Eggenschwylers auf dem Quai Zurich Campus.Foto: Zurich Archives
Ein Spaziergang mit dem Lieblingslöwen
Und wie von jemandem, der keine halben Sachen macht,
auch nicht anders zu erwarten, legte sich Urs Eggenschwyler
auch echte Exemplare zu. Er richtete sich auf dem Milchbuck
in Zürich eine Menagerie ein. Die leibhaftigen Löwen
waren der Publikumshit! Man munkelt, dass es sogar lokale
Katzenhalter gab, die keine Skrupel hatten, ihr Haustier
als Futter für Eggenschwylers Löwen anzubieten. Doch der
Künstler lehnte das ab. Stattdessen behielt er die Katzen als
Teil seiner Menagerie. Löwen im Mini-Format.
So manche Geschichte über Eggenschwyler ist sagenumwoben.
Es gibt jedoch glaubhafte Erzählungen, die
darlegen, dass er mit seinem Lieblingslöwen im Zürcher
Niederdorf spazieren ging und mit ihm gar in einer Gartenbeiz
halt machte. Als einige ängstliche Anwohner sich um
ihre Sicherheit sorgten, führte der Bildhauer die Raubkatze
fortan an einer Kette und erst nach Anbruch der Dunkelheit
aus – nach ein paar Bieren hielten die meisten Augen zeugen
das Tier dann wohl für einen ungewöhnlich grossen
Hund.
Wenn sich wahre Macht in Grossherzigkeit ausdrückt,
so liegt wahre Königlichkeit in Zurückhaltung und Intelligenz. Urs Egg enschwylers Löwen sind edle und
charakter
starke Erscheinungen. Seine vier Löwen am Zurich-Gebäude verkörpern die vier Temperamente: Sanguiniker,
Melancholiker, Phlegmatiker und Choleriker. Vielleicht
sollten wir alle uns öfter einmal als Objekte betrachten,
die es tiefer zu erforschen gilt. Wenn Sie nächstes Mal
die vier Löwen am Quai Zurich Campus anschauen, fragen
Sie sich bitte, welchem der vier Sie am ähnlichsten
sind. Sind Sie heiter, traurig, ruhig oder schnell reizbar?
Fühlen Sie sich eingesperrt oder frei? Welcher Löwe steckt
in Ihnen?
Einer der Bronzelöwen auf der Stauffacherbrücke in Zürich.Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
Eggenschwylers Löwe wacht im Hafen Enge, nahe dem Quai Zurich Campus.Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
Die Zukunft der Geschichte
Alles, was Menschen hinterlassen, ist eine potenzielle Quelle des
Wissens für Historiker.
Alles, was zerstört wird, hinterlässt eine Lücke im Verständnis der Vergangenheit.
Bereit für die Zukunft: Arbeitsplatz für digitale Recherche.Foto: Markus Loke
Quod non est in actis, non est in mundo»
(«Was nicht
in den Akten steht, ist auch nicht in der Welt») – so
lautet eine berühmte Prozessmaxime im römischen
Recht. Auf die Geschichte umgemünzt, könnte man auch
sagen: Was keine Spuren hinterlässt, gerät in Vergessenheit.
Was frühere Generation erschaffen, aufgezeichnet, geschrieben
haben, muss archiviert werden. Wenn nicht, verschwindet
die Erinnerung unweigerlich. Die Aufgabe des
Archivierens übernehmen aber nicht nur Menschen. Auch
die Natur kann Dinge konservieren. Wie etwa die Relikte
der Pfahlbauer in den Sedimenten des Zürichsees beim
Quai Zurich Campus. Diese Fundstücke prägen unser Bild
von den Pfahlbauern und ihrer Lebensweise.
Heute werden die meisten Dokumente und Aufzeichnungen
der Zurich in digitalisierter Form im Unternehmensarchiv
aufbewahrt. Aber nicht alles wird abgespeichert.
Zuständig für die Entscheidung, was aufgehoben
wird und was nicht, sind die Archivarinnen und Archivare.
Sie konservieren nicht nur, sondern dokumentieren auch
den Entscheid, der zur Aufbewahrung geführt hat. Sie halten
fest, von welchen Faktoren sie sich leiten liessen und
was sie dabei beeinflusst hat.
Das war nicht immer so. Das Archiv der Zurich wurde
1995 gegründet und umfasst eine umfangreiche Sammlung
von Akten, Dokumenten, Aufzeichnungen aller Art (Fotos,
Tonbänder, Filmaufnahmen) und Objekten (Werbeartikel,
Büromaschinen, ja sogar Krawatten). Bei gewissen Dingen
weiss man tatsächlich heute nicht mehr so genau, weshalb
man sie behalten hat. Aus der Zeit, als das Archiv noch
keine formelle Institution war, stammen Gegenstände und
Dokumente, die scheinbar eher zufällig dort gelandet sind.
In Unternehmensarchiven lagern rechtlich relevante
Dokumente, darunter Protokolle von Verwaltungsratssitzungen
und Generalversammlungen, Geschäftsberichte,
Statuten und Geschäftslizenzen. In den Zurich-Archiven
findet man zudem eine vollständige Aufstellung aller Prämien,
Schadenfälle und Auszahlungen von den 1880er-Jahren bis in die 1980er-Jahre. Das ist nicht überraschend,
sind Statistiken doch das wissenschaftliche Fundament
im Versicherungsgeschäft.
Ist es so, dass die Bereitschaft,
etwas zu entsorgen, abnimmt,
je länger man es schon
aufbewahrt hat?
Weshalb aber behielt man umfangreiche Korrespondenz,
die zwischen den 1880er und 1890er-Jahren zwischen dem
Hauptsitz, den Schweizer Generalagenten und Niederlassungen
in ganz Europa verschickt wurden? Ist es so, dass
die Bereitschaft, etwas zu entsorgen, abnimmt, je länger
man es schon aufbewahrt hat? Sicher ist: Gewisse Dokumente
üben eine grosse Faszination aus, wenn man sie
wiederentdeckt. Vielleicht war das auch bei dieser Korrespondenz
der Fall, die uns heute unschätzbare Einblicke
in die Art und Weise gewährt, wie die Zurich im späten 19.
Jahrhundert ihre Geschäfte führte, von Deckungsentscheiden
über Risikoselektion bis hin zur Schadenregulierung.
Im Archiv liegen auch fast vollständig die Geschäftsbücher
seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1873,
bis ins Jahr 1930, als die Buchhaltung auf Lochkartenmaschinen
umgestellt wurde. Dazu kommen Hunderte
Hilfsjournale, Hauptbücher und sogenannte Brouillons,
in denen jede Transaktion zunächst provisorisch festgehalten
wurde. Manche der Bände sind sehr gross; die Hauptbücher
messen rund 70 auf 40 Zentimeter. Und sie sind
schwer, mehrere Tonnen insgesamt. Ein beträchtlicher
Aufwand war nötig, um diese Wälzer so lange aufzubewahren.
Offensichtlich wurden sie mehrmals umgelagert
und sogar in andere Gebäude verlegt. Die Zurich sieht
sich als eines der verantwortungsvollsten Unternehmen
der Welt. Das Archiv legt Zeugnis davon ab, wie wir uns
als Firma verhalten und zeigt auf, dass die Entscheidungsstrukturen
einer Aktiengesellschaft erstaunlich belastbar
und konstant geblieben sind – trotz aller Veränderung.
Hier bewahrheitet sich das Zitat von Tomasi di Lampedusa:
Deve cambiare tutto perché niente cambi (Alles
muss sich ändern, damit alles bleibt, wie es ist).
Bachab geschickt
Um ein Haar wäre die Seesicht vom Hauptsitz
der Zurich ganz anders ausgefallen.
Zürich im Wandel: Bauarbeiten für die Quaibrücke im Jahr 1883.Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich / Dominik Lenz
Wenn man auf der Zürcher Quaibrücke
steht, die
über die Limmat führt, kann man ferne Gipfel bewundern
– ist das der Twäriberg, der Sandgipfel,
oder der Bös Fulen? Und man kann still Arnold Bürkli,
Zürichs ehemaligem Stadtingenieur, für die Aussicht
danken. Ohne ihn hätte die Zurich vor ihrem Hauptsitz
vielleicht nur ein Flussufer oder gar eine Bahnlinie.
1873 war die Zukunft von Zürichs Seeufer ungewiss.
Damals stellte der ehrgeizige Ingenieur Kaspar Wetli
seinen Plan eines «Eisernen Rings» aus Bahnlinien rund
um das Seebecken vor. Damit wäre der Zugang zum See
verbaut, und der Ausblick – heute ein Lieblings-Fotosujet
für Touristen – versperrt worden. Die Zurich hätte
ihren Sitz vielleicht in ein anderes Quartier verlegt oder
sich damit abfinden müssen, dass Güterzüge durch ihren
Vorgarten rattern.
Schlamm und harte Arbeit
Glücklicherweise lehnte die Zürcher Bevölkerung Wetlis
Vorhaben ab. Sie entschied, dass das Seeufer stattdessen
ein repräsentatives Schmuckstück werden sollte. Wettbewerbe
wurden ausgeschrieben und Arnold Bürklis
Plan, das Seeufer zu entwickeln, ab 1881 in die Tat umgesetzt.
Aus der eher insularen Flussstadt wurde, so
erklärt es der Lokalhistoriker Roman G. Schönauer, eine
offene, nach aussen gerichtete Stadt am See.
Ein Ufer zu befestigen, ist jedoch alles andere als
einfach. Bürklis Pläne erforderten harte Arbeit und viel
Geduld. Einmal verschwand ein ganzer Pfeiler der neuen
Brücke, die das Bellevue mit dem Quartier Enge verbinden
sollte, im Untergrund. Und beinahe wären auch ein paar
Stadtbewohner versunken, weil sie in den Schlamm stapften,
der für die Aufschüttung des Ufers verwendet wurde.
Doch die Arbeit zahlte sich aus: Am Seeufer wurden
durch die Aufschüttungen 216 256 Quadratmeter Land
gewonnen, das entspricht rund 30 Fussballfeldern. Im
August 1883 konnte die neue Quaibrücke für Fussgängerinnen
und Fussgänger eröffnet werden und ab Dezember
1884 war sie auch für Kutschen befahrbar. Zwei riesige
Löwenskulpturen von Urs Eggenschwyler zierten den
späteren Bürkliplatz für eine Weile – doch wegen ihrer
Dominanz wurden sie wieder entfernt.
Wolkenkratzer wurden nie gebaut
Das neue Seeufer zog auch aufstrebende Unternehmen
an: Als die Zurich 1898 einen neuen Platz für ihren Hauptsitz
suchte, fiel die Wahl auf den Ort des heutigen Quai
Zurich Campus. Hier war man in guter Gesellschaft: Elegante
Wohnhäuser – das «Rote Schloss» und das «Weisse
Schloss» – befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft.
Das Areal der Zurich grenzte im Norden an das einer
Lebensversicherung, der südliche Nachbar wurde eine
Rückversicherung.
Ideen für das Seeufer kamen immer mal wieder auf:
Mit der «Stadt im See» sollte das Seebecken aufgefüllt
und mit Wolkenkratzern überbaut werden. Mit einer
gigantischen Brücke – dem «Biberdamm» – hätten die
gegenüberliegenden Quartiere Tiefenbrunnen und Wollishofen
verbunden werden sollen. Zum Glück wurden
auch diese beiden Vorhaben nie umgesetzt.
Ein Rat an alle, die künftig vorhaben, das Seeufer zu
verbessern: Halten Sie einen Moment auf der Quaibrücke
inne. Schauen Sie in die Ferne. Und fragen Sie sich: Kann
man Arnold Bürklis Meisterwerk wirklich übertreffen?
Als Stadtingenieur
veränderte
Arnold Bürkli (1833–1894)
Zürich zum Wohle
der Menschen. Ihm zu
verdanken sind die
Quaibrücke zwischen
Bellevue und Enge, und
die Uferpromenade, die
auch heute noch eine
Pause vom hektischen
Stadtleben bietet.Foto: ETH-Bibliothek Zürich
Berufsrisiken
Die Figurengruppe auf dem ältesten Gebäude von
Quai Zurich Campus ist ein Symbol der Hoffnung.
Eine Göttin verkörpert die beschützende Kraft der Versicherung.Foto: Stephan Birrer
Zeitzeugen beschrieben das älteste
Gebäude des
Quai Zurich Campus, das im Jahr 1900 fertiggestellt
wurde, zwar als «Versicherungs-Palast» – eine private
Versicherung war für die gewöhnlichen Arbeiter aber eine
Hoffnungsträgerin. Genau dies hatte der Bildhauer Gustav
Siber wohl im Kopf, als er die monumentale Komposition
als Krönung des Hauptsitzes der Zurich erschuf: eine
Allegorie auf den Segen der Arbeiterunfallversicherung.
Die Figurengruppe wird von einer Göttin mit griechischem
Helm dominiert, die für die schützende Kraft der
Versicherung steht. Wer genau hinschaut sieht, dass Sibers
Versicherungsgöttin einen Arm in die Höhe streckt – vielleicht
um Hilfe herbeizurufen – während zu ihren Füssen
ein verletzter Arbeiter liegt. Daneben kniet die Frau oder
Tochter des Verwundeten und hebt flehend die Arme. Sie
soll nicht enttäuscht werden. Denn die Göttin hält ein
Füllhorn, das Reichtum oder zumindest eine existenzsichernde
Hinterbliebenenrente verspricht.
Die Komposition hat eine Botschaft, die in einer Zeit,
in der die Arbeiterschaft durch die Industrialisierung
neuen Risiken ausgesetzt war, wohl grossen Anklang
fand. Damals war eine Debatte darüber im Gange, wie
der Einzelne am besten geschützt und die Gesellschaft
insgesamt stabilisiert werden kann, wenn der Verlust des
Hauptverdieners ganze Familien in Existenznöte bringt.
In Deutschland wurde 1871 ein Gesetz eingeführt, das
Arbeitgeber zum Abschluss einer Arbeiterunfallversicherung
verpflichtete, 1886 wurde diese Versicherung dann
verstaatlicht. Bereits 1881 verlangte die Schweiz von den
Arbeitgebern eine Entschädigung für verletzte Arbeiter.
Frankreich folgte diesem Beispiel im Jahr 1898. In beiden
Ländern kauften die Arbeitgeber diesen Versicherungsschutz
bei privaten Versicherern wie der Zurich.
Die Statuen verschwanden im Zürichsee
Tatsächlich machten die französischen Arbeiterentschädigungen
im Jahr 1900, dem Jahr, in dem Siber sein monumentales
Werk vollendete, für die Zurich den Hauptbestandteil
der Prämieneinnahmen aus. Gleichzeitig gab es
in der Schweiz Diskussionen, ein öffentlichrechtliches
System wie in Deutschland einzuführen. Die Zurich betrat
die politische Bühne und setzte sich in einer Volksabstimmung
dafür ein, die Arbeiterunfallversicherung
weiterhin privat zu halten. Das Stimmvolk entschied
jedoch dagegen und im Jahr 1912 wurde die öffentlichrechtliche
Schweizerische Unfallversicherungsanstalt
(Suva) gegründet.
Derweil geriet der Bildhauer Gustav Siber in eine
Krise. Er war Witwer, hatte drei Kinder zu versorgen –
und die Nachfrage nach seinen Werken war gesunken.
Laut seiner Enkelin Elisabeth Siber versenkte er eines
Tages alle seine Statuen und Modelle im Zürichsee. Aus
Enttäuschung? Auch Künstler, so scheint es, sind vor
Berufsrisiken nicht gefeit.
Verborgene Schätze
Unter dem Quai Zurich Campus haben Archäologen faszinierende
Spuren einer uralten Kultur entdeckt.
Wie diese Menschen lebten, können wir uns nur vorstellen. Aber waren sie wirklich so anders als wir?
Auf der Suche nach der Vergangenheit: Ausgrabungen am Mythenquai.Foto: ETH-Bibliothek Zürich
Wenn Sie im 21. Jahrhundert über den
Quai Zurich
Campus gehen, begegnen Ihnen vielleicht Leute,
die Leder tragen, tätowiert sind und Kaugummi kauen.
Stellen Sie sich denselben Ort vor fast 5000 Jahren vor.
Was hätten Sie damals wohl gesehen? Vielleicht ebenfalls
tätowierte Menschen, in Leder oder zumindest Tierhäute
gehüllt, die Kaugummi kauten. Womöglich waren die Pfahlbauer
von damals den heutigen Zürcherinnen und Zürchern
sehr ähnlich. Dafür gibt es einige Belege: Das Stück eines
prähistorischen Kaugummis etwa, wohl aus Birkenpech,
auf dem noch immer menschliche Zahnabdrücke sichtbar
sind. Der Kaugummi könnte für die Zahnhygiene oder als
Klebstoff verwendet worden sein, und er ist nur eines von
vielen gut erhaltenen Artefakten, die bei Ausgrabungen
auf dem Areal des Quai Zurich Campus gefunden wurden.
Der Grossteil der Artefakte ist etwa 4700 Jahre alt
und stammt von einer Siedlung der sogenannten Schnurkeramischen
Kultur. Diese Fundstücke bringen uns die
Menschen aus der Vergangenheit näher. So weisen die
Ausgrabungen darauf hin, dass Essen für sie ein äusserst
wichtiger Teil des Lebens war – wie für uns heute auch.
Ihre Ernährungsgewohnheiten konnten unter anderem
dank Spuren in Kochtöpfen rekonstruiert werden.
Die Pfahlbauer hielten Haustiere, darunter Hunde,
wohl zur Bewachung – die aber gelegentlich auch im
Kochtopf endeten. Fiel die Getreideernte schlecht aus,
jagten die Stämme wahrscheinlich öfter und assen mehr
Fleisch. Sie waren auch geschickte Handwerker und
webten Leinen, wie sich an gefundenen Webstühlen ablesen
lässt. Einige besassen Schmuck oder Werkzeug
aus Kupfer. Wie wir heute, müssen auch die damaligen
Menschen ihre Fähigkeiten von Generation zu Generation
weitergegeben haben.
Mythenquai trifft Opernhaus-Parking
Ziemlich alt ist auch die Debatte, wie die Häuser der Pfahlbauer
genau aussahen. Einige Archäologen sind überzeugt,
dass viele tatsächlich auf Pfählen oder Plattformen über
dem Wasser standen. Vielleicht als eine Art Absicherung
gegen Überflutung und Attacken. Dieser Ansicht ist auch
Christian Harb vom Amt für Archäologie und Denkmalpflege des Kantons Zürich, der die Ausgrabungen auf dem
Areal des Quai Zurich Campus leitete. In einer Siedlung
lebten vermutlich gegen 200 Menschen, jede Hütte mass
etwa 30 mal 60 Meter und war mit einem Schindeldach
gedeckt. Die Pfahlbauer vom Mythenquai standen ziemlich
sicher in engem Kontakt mit jenen auf der anderen
Seeseite, dort, wo heute das unterirdische Parkhaus des
Opernhauses steht.
Was können wir noch über diese Menschen erfahren?
Wo sind sie hin? Oder vielleicht leben sie noch unter uns.
Und stehen direkt vor Ihnen. Tätowiert, in Leder gekleidet
– und Kaugummi kauend.
Prähistorischer Kaugummi, gefunden auf dem Areal des Quai Zurich Campus.Foto: Kantonsarchäologie Zürich / Martin Bachmann
Wie lebte es sich in der Jungsteinzeit? Fundstücke helfen, den Alltag der Pfahlbauer zu
rekonstruieren.Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
Foto: Florian Kalotay
Nachwort
Ein Gebäude definiert nicht nur den Raum. Ein Gebäude definiert auch seine
Umgebung, mit der es in einem ständigen Dialog steht. Der Quai Zurich
Campus ist eng mit der Stadt und ihren Menschen verbunden: Er ist Teil von
Zürich. Er ist aber auch Teil der Umwelt, in der wir leben, mit all ihren Risiken
und Chancen. Am Ufer des Zürichsees gelegen, befindet sich der Campus an
der Schnittstelle zwischen Mensch und Natur. Genau hier findet die Versicherung
ihre Schlüsselrolle – sie schützt die Menschen jeden Tag vor Risiken. Wenn
Sie die Geschichten in diesem Buch lesen, erhalten Sie Einblick in das breite
Spektrum von Menschen und Ideen, die unsere Zurich Gruppe zu dem
gemacht haben, was sie heute ist – ein Symbol der Hoffnung und des Fortschritts
in unserer globalen Branche. Wir haben schon immer versucht, die Ängste
und Sorgen der Menschen zu verstehen und Lösungen für viele der
Herausforderungen des Lebens zu entwickeln. Als Bürger und Bürgerinnen
der Stadt – und der Welt – sind wir stolz darauf, eine spannende Zukunft
zu gestalten. Sowohl für Zürich als auch für Zurich. Danke, dass Sie uns die
Treue halten, und danke, wenn Sie neu zu uns stossen.
Herausgeber
Zurich Insurance Group
Alessio Vinci, Group Chief Communications Officer
Anja Heinsdorf, Project Lead
Konzept und Umsetzung
Panda & Pinguin GmbH
Andrea Bleicher
Ruth Brüderlin
Sabina Sturzenegger
Design und Art Direction
Studio Sturzenegger GmbH
Jürg Sturzenegger
Texte
Alice Ratcliffe
Projektmanagement
Tatjana Buser
Beratung
Bernhard Weissberg
Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung bei:
Thomas Grossenbacher | Ursula Bühlmann | Anja-Lea Fischer | Yves K. Leuenberger | Roman G. Schönauer |
Christofer Stadlin
And all the colleagues at Zurich and others who contributed their ideas and insights.