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Quai Zurich Campus

In good company

Willkommen im Quai Zurich Campus

Der Quai Zurich Campus ist ein Ort, der dafür gemacht ist, Menschen zusammenzubringen. Er zeigt unsere Werte, unsere Leidenschaft für Modernität und Nachhaltigkeit, für Zusammenarbeit und Freundschaft. In diesem Buch finden Sie Geschichten über unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – von den Menschen, die unser Denken bei Zurich prägen, bis hin zu den Werten, für die wir stehen. Der Quai Zurich Campus spiegelt wider, wie wir uns entwickelt haben und wer wir heute sind. Er kombiniert alte und neue Architektur mit einem übergeordneten Zweck: Menschen sollen andere Menschen treffen. Er ist ein Ort, an dem wir aus der ganzen Welt zusammenkommen, um Ideen zu entwickeln und uns inspirieren zu lassen. Hier ist das Herz des Unternehmens. Wir alle zusammen machen Zurich zu einer einzigartigen Gruppe. Mit starken Werten, die auf einer erfolgreichen Vergangenheit gründen – bereit, eine nachhaltige Zukunft für alle zu gestalten. Der Quai Zurich Campus ist eines der nachhaltigsten Gebäude der Welt; wir wollen auch für die nächsten Generationen hier sein. Selbst dieses Buch ist vollständig klimaneutral. Willkommen in unserem Zuhause. Willkommen im Quai Zurich Campus.

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Leben verbessern, Gemeinschaften verändern, Unternehmen und Beziehungen aufbauen. Das alles kann mit einer einzigen Person beginnen.
For good
Foto: Anne Morgenstern
Florentina Gojani

Florentina Gojani

35 | Tiny-House-Bewohnerin

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Alexander Zehnder

Alexander Zehnder

75 | Mitbegründer 2000-Watt-Gesellschaft

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Danielle Brassel

Danielle Brassel

40 | Analystin für nachhaltige Investitionen

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Antonio Atorino

Antonio Atorino

54 | Umwelt-Manager

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lukas Böni

Lukas Böni

32 | Gründer des Fleischersatz-Startups Planted

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Judith Haeberli

Judith Haeberli

31 | CEO & Gründerin Urban Connect

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Alles fliesst

In einem Keller versteckt, steht ein hocheffizientes Wunderwerk, das die Mitarbeitenden im Quai Zurich Campus kühlt oder wärmt – mit Seewasser; rund um die Uhr und nachhaltig.

Bau der ursprünglichen Seewasser-Leitung. Foto: Zurich Archives

Das Herz des Quai Zurich Campus schlägt ohrenbetäubend laut. Aber keine Sorge! Man hört es dennoch nicht – ausser jemand wagt sich tief in die Kellerräume hinab. Dort dröhnen die Motoren mit etwa 100 Dezibel, dem Lärmpegel in einem Nachtclub.

Die Doppel-Wärmepumpen sind lautstarke Zeugen der Nachhaltigkeitsziele der Zurich. Motoren treiben zwei Pumpen an, die pro Stunde bis zu 500 000 Liter Seewasser durch die rund 100 Kilometer in der Deckenverkleidung versteckten Rohrleitungen zirkulieren lassen. Das Wasser aus dem Zürichsee kühlt oder heizt den Campus je nach Bedarf.

Die Anlage arbeitet nach dem Prinzip der Wärmeübertragung. Weil das effizienter ist als das Verbrennen fossiler Brennstoffe, benötigt es weniger CO2-produzierende Energie und verursacht weniger Emissionen. Die Deckenplatten reflektieren zudem Licht – eine weitere energiesparende Eigenschaft – und dämpfen den Schall. Es gibt weder Zugluft, noch braucht man sich Sorgen zu machen, dass verbrauchte Luft umgewälzt wird. Dieses System trägt mit dazu bei, dass die Zurich die höchste LEED-Nachhaltigkeits-Zertifizierung (Platin in Leadership in Energy and Environmental Design) erreicht, die es für umweltfreundliches, ressourcenschonendes und nachhaltiges Bauen gibt.

Keine Gefahr für Fische und Schwimmer

Die Schweiz, die nahezu keine Vorräte an fossilen Brennstoffen hat, ist eine Pionierin bei der Wärmepumpentechnik. 1938 wurde im Zürcher Rathaus eine von der Limmat gespeiste Pumpe in Betrieb genommen – eine Sensation! Vorher hatte man jeden Raum einzeln mit Holz beheizt. Es sei «für jedermann überraschend», schrieb die NZZ damals, dass die 24 000 Franken teure Anlage es fertig bringe, kaltem Wasser Wärme für ein ganzes Gebäude zu entnehmen. Acht Jahre später waren landesweit rund 35 Wärmepumpen im Einsatz.

Zurich setzte 1947 die erste Wärmepumpe ein und musste sie erst vor der Sanierung des Quai Zurich Campus abschalten. Die neue Pumpe, die man 2021 einbaute, wird mit Wasser gespeist, das ein Rohr elf Meter unter der Seeoberfläche direkt aus dem Zürichsee ansaugt.

Das Rohr ist so konstruiert, dass es nicht versehentlich Fische, Gegenstände oder gar Schwimmer einsaugen kann. Das Seewasser eignet sich ideal für Heiz- und Kühlzwecke, da die Wassertemperatur zwischen rund 5 Grad Celsius im Frühjahr und 16 Grad Celsius im Herbst schwankt.

HFO-1234ze steht unter Druck

«Die neue Anlage trägt dazu bei, den Energieverbrauch der Zurich auf einen Bruchteil des bisherigen Wertes zu senken», sagen Christian Polke und Alexander Küng von der Zürcher Gebäudetechnik-Firma Polke Ziege von Moos, die für das anspruchsvolle Konzept der Pumpe, das Design und die technische Planung verantwortlich ist.

Um zu verstehen, wie eine Wärmepumpe funktioniert, betrachtet man am besten einen Kühlschrank: Zum Kühlen wird Kühlmittel verdampft. Gibt man Druck darauf, entsteht Wärme. Die Anlage der Zurich verwendet eines namens HFO-1234ze, das als umweltfreundlich gilt, weil es die Ozonschicht nicht angreift und sich nur minimal auf die Erderwärmung auswirkt – im Gegensatz zu früher verwendeten Kühlmitteln.

Die Installation eines hochmodernen Heiz- und Kühlsystems an unserem Hauptsitz unterstreicht unser Bestreben, so nachhaltig wie möglich zu sein. Darauf sind wir sehr stolz – und zeigen es auch. Und trotzdem sind wir froh darüber, machen die Wärmepumpen ihre Arbeit im Verborgenen. Ausser Sicht- und vor allem Hörweite, in einem tiefen Kellergewölbe.

Im wahren Herz des Quai Zurich Campus. Foto: Stephan Birrer
Ein Magnetfilter – oder doch moderne Kunst? Foto: Stephan Birrer
Ein Teil der alten Pumpe wird geliefert (1947). Foto: Zurich Archives
Eine wirklich coole Kühlverteilung. Foto: Stephan Birrer

«Ich staune, wie positiv Menschen sein können»

Die Z Zurich Foundation wurde von der Zurich anlässlich ihres hundertjährigen Bestehens gegründet. Gary Shaughnessy ist seit 2017 der Vorsitzende der unabhängigen, gemeinnützigen Stiftung.

Gary Shaughnessy (links) und Antonio Bico, CEO Zurich Portugal, verteilen Essen an Obdachlose. Foto: ZZF

Bei der Z Zurich Foundation ging es schon immer darum, dass die Mitarbeitenden der Zurich etwas bewegen – in den Gemeinschaften, in denen sie leben und arbeiten. Dieses Ziel hat sich weiterentwickelt; wir bemühen uns um eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft. Lokal und global. Das bedeutet, dass wir uns um die grossen Themen kümmern, wie etwa die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels, die Herausforderung, in der modernen Welt das psychische Wohlbefinden zu erhalten, sowie das Bedürfnis nach sozialer Gerechtigkeit. Die Z Zurich Foundation nutzt das Wissen und die Möglichkeiten der Zurich, um Katastrophen vorzubeugen und hilft Menschen, unabhängig von Herkunft oder Status, ihr Potenzial auszuschöpfen. Die Stiftung ist einerseits unabhängig und nicht gewinnorientiert. Aber sie zeigt auch klar, wofür die Zurich steht. Sie ist ein Kernstück der Kultur der Zurich und widerspiegelt das Engagement und die Leidenschaft der Mitarbeitenden, die die Arbeit der Stiftung so relevant machen. Gary Shaughnessy ist der Vorsitzende der Z Zurich Foundation und engagiert sich auch in der britischen Parkinson Vereinigung.

Versicherer sind von Natur aus auf Risiko fokussiert. Was bedeutet Risiko für die Z Zurich Foundation?

Gary Shaughnessy: Wir haben das Ziel, Menschen unabhängiger zu machen. Ein Beispiel: Die Allianz für Hochwasserschutz, die von unserer Stiftung finanziert wird, kombiniert Expertenwissen der Zurich mit dem Know-How anderer Spezialisten und hilft Gemeinden in Bangladesch, Indonesien, Mexiko sowie in Nepal, besser gegen drohende Überschwemmungen gerüstet zu sein.

Was wurde bisher erreicht?

Das Hochwasserschutz-Programm hat rund 300 000 Menschen mehr Sicherheit und Kontrolle über ihr Leben gegeben. Wir weiten unser Engagement jetzt auf weitere Teile der Welt aus und unterstützen die Gemeinschaften dabei, auch gegen andere Gefahren, wie etwa Waldbrände, gewappnet zu sein.

Was tut die Stiftung konkret, um den Alltag der Menschen zu verbessern?

Ein Beispiel ist «Tackle your Feelings» – «Pack deine Gefühle an» - eine Kampagne, die ihren Ursprung in Irland hat und von der Zurich und der Z Zurich Foundation unterstützt wird. Irische Rugby-Spieler animieren Jugendliche, über psychische Probleme zu sprechen. Die Kampagne hat einen dramatisch-positiven Effekt. Darum wollen wir das Programm bis Ende 2024 in 16 weiteren Ländern fördern.

Wie engagieren sich die Mitarbeitenden der Zurich?

Seit 2013 haben sich die Mitarbeitenden mit rund einer Million Stunden Freiwilligenarbeit in ihrem Umfeld engagiert. Unter anderem als Mentoren für Jugendliche, oder indem sie Schulen und Häuser renoviert und Spendengelder gesammelt haben.

Was kommt als Nächstes?

Wir werden weiterhin die Schwächsten unterstützen und ihnen helfen, sich den Veränderungen anzupassen, die sich durch den Klimawandel ergeben. Wir ermutigen sie, sich um ihr psychisches Wohlbefinden zu kümmern und ihr Potenzial in einer sich schnell verändernden Welt zu entfalten. Und wir werden unsere Kooperationen weiter verstärken, vermehrt mit Regierungen zusammenarbeiten und nicht zuletzt alle Mitarbeitenden der Zurich dabei unterstützen, aktiv etwas in ihren jeweiligen Gemeinschaften zu bewirken.

Was ist an der Z Zurich Foundation besonders bemerkenswert?

Die Energie, die entsteht. Ich staune immer wieder, wie positiv Menschen sein können. Wie sie die Energie aufb ringen, um mit Rückschlägen umzugehen. Und ich liebe es, von der Vielfalt der Menschen auf diesem Planeten lernen zu dürfen.

Ein Hochwasserschutz-Team am Oberlauf eines Flusses in Chiapas, Mexiko. Foto: ZZF

Nachhaltig besser

Kleine Dinge machen einen grossen Unterschied. Eine – unvollständige – Liste, wie der Quai Zurich Campus seine Umweltbelastung reduziert.

Energiesparen, Wiederverwertung von Lebensmitteln, biologisch abbaubare Becher – es gibt viele Möglichkeiten, etwas für Klima und Umwelt zu tun. Der Quai Zurich Campus hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um sowohl ein Arbeitsort zu sein, an dem sich die Mitarbeitenden wohl fühlen, als auch die Umweltbelastung zu verringern. Das geht vom Einsatz erneuerbarer Energien bis hin zur Reduktion von Chemikalien, die für die Reinigung verwendet werden. Sie sehen also: Klimaschutz und Komfort lassen sich gut kombinieren, wenn es um Gebäude geht. Und denken Sie daran: Dies ist nur eine unvollständige Liste!

Was vom Menü übrig bleibt

Schätzungsweise 2,6 Millionen Tonnen Lebensmittel landen jedes Jahr in Schweizer Mülltonnen. Das muss nicht sein. Mit unserem «Click and Collect»-Service können Mitarbeitende am Quai Zurich Campus übrig gebliebene Mahlzeiten vorbestellen. So geniessen sie feines Essen zu Hause, zu günstigen Preisen. Essensreste minderer Qualität werden als Küchenabfall entsorgt. Eine Firma erzeugt daraus Biogas.

Muuuhve it!

Aktiver zu sein, tut uns allen gut. Auf dem Quai Zurich Campus werden kostenlose Fitnesskurse für Mitarbeitende angeboten und dynamisches Sitzen und Stehen an den Schreibtischen gefördert. Aber auch der Bio-Milchviehbetrieb in Uster bei Zürich, der die Milch für den Campus liefert, legt Wert auf Bewegung. Er setzt auf Weidegang und stellt die Gesundheit der Kühe über den maximalen Milchertrag.

Nicht für die Tonne

Um Abfall zu vermeiden, gibt es am Quai Zurich Campus keine Abfalleimer unter den Schreibtischen. Da sehr viel Müll durch Plastikbehälter entsteht, werden überall, wo es Essen zum Mitnehmen gibt, wiederverwendbare Glasgefässe oder biologisch abbaubare Kunststoffbehälter angeboten. Wiederverwertung ist wichtig! Altpapier wird in Containern gesammelt und von einer Firma entsorgt, die das Papier recycelt.

Das Wasser reichen

Speicher auf dem Dach fangen das Regenwasser für die Sanitäranlagen auf und bewegungsgesteuerte Armaturen in den Toiletten verhindern Wasserverschwendung. Zurichs energieeffiziente Wärmepumpen im Keller nutzen das Wasser des nahegelegenen Zürichsees, um die Immobilie angenehm warm oder kühl zu halten. Und wie steht es mit Trinkwasser? Probieren Sie unser Leitungswasser!

Stark-Strom

Photovoltaik-Zellen auf dem Dach ergänzen die Stromproduktion aus 100 Prozent erneuerbaren Quellen. Energieeffiziente Lampen und Geräte sowie Bewegungsmelder reduzieren den Stromverbrauch. Die meisten Schreibtische befinden sich in der Nähe natürlicher Lichtquellen. Displays erinnern die Mitarbeitenden daran, Energie bewusst zu nutzen. Und im Fitnessstudio produzieren die Geräte ihren eigenen Strom.

Cool bleiben

Im Sommer kann es in Zürich ganz schön heiss werden. Aber der Quai Zurich Campus bleibt angenehm kühl – und braucht dafür keine umweltschädlichen Klimaanlagen. Neben Seewasser, das durch Rohre zirkuliert und die Raumtemperatur senkt, helfen Pflanzen auf dem Dach, den sogenannten Hitzeinsel-Effekt zu vermeiden. Spezielle Fensterscheiben filtern Sonnenlicht und halten so das Gebäudeinnere kühl.

Wo sind die Parkplätze?

Jeder kann ein Klimaheld sein. Eigentlich. Aber wie bringt man Menschen dazu, sich nachhaltig zu verhalten? Mit einer Kombination aus Zuckerbrot und Peitsche.

In der Garage gibt es nur 43 Parkplätze. Foto: Stephan Birrer

Gemäss der sogenannten Marchetti-Konstante wendet M der durchschnittliche Pendler täglich 30 Minuten pro Arbeitsweg auf. Egal, wo auf der Welt und gleichgültig, ob er zu Fuss geht, Auto, Velo oder öffentliche Verkehrsmittel benutzt. Laut Bundesamt für Statistik kommen Schweizerinnen und Schweizer auf durchschnittlich 30,6 Minuten, was fast punktgenau dem Durchschnitt entspricht.

Nicht in der Statistik erfasst ist, ob das Pendeln vergnüglich ist oder nicht. Das hängt wohl davon ab, wie sehr sich jemand über hupende Autos ärgert und über die vielen Mitmenschen, die in überfüllten Zügen in ihre Mobiltelefone schreien. Noch wichtiger: Es kommt darauf an, ob jemand über seinen CO2-Fussabdruck nachdenkt. Die Emissionen reduzieren sich erheblich, wenn der Arbeitsweg nicht mit dem Privatauto zurückgelegt wird, sondern mit ÖV, Velo oder eben zu Fuss. Nur schon Fahrgemeinschaften haben einen grossen Einfluss.

Die Zurich tut ihr Möglichstes, damit Fahrten zum und vom Quai Zurich Campus praktisch, bequem und nachhaltig sind. «Ziel eines Unternehmens von heute muss Klimaneutralität sein», sagt Stefan Schneider, Partner des Planungsbüros Jud, das die Zurich bei der Erstellung des Mobilitätskonzepts beraten hat. Die Zurich ist seit 2014 global klimaneutral, wobei die Berechnungen neuerdings auch Emissionen einbeziehen, die durch das Pendeln der Mitarbeitenden verursacht werden.

Gute Gewohnheiten fördern

Der neue Hauptsitz ermutigt zu mehr Nachhaltigkeit. In der Tiefgarage ist die Idee der Klimaneutralität allgegenwärtig. Es gibt lediglich 43 Parkplätze, die meisten sind für Besucherinnen und Mieter.

Die Garage bietet Ladestationen für Elektroautos und auch die Wagenflotte des obersten Kaders ist komplett elektrisch. Zudem stehen Behindertenparkplätze zur Verfügung. Mitarbeitende, die trotzdem nicht auf das Auto verzichten möchten, werden dazu angehalten, auf Parkand-Rail-Lösungen auszuweichen.

Gemäss einer Umfrage, die noch vor der Eröffnung des Quai Zurich Campus durchgeführt wurde, hatten nur etwa zehn Prozent der Zurich-Angestellten vor, den Arbeitsweg mit dem Auto zurückzulegen. 70 Prozent gaben an, den öffentlichen Verkehr nutzen zu wollen. Etwa zehn Prozent planten mit dem Velo, zu Fuss oder gar joggend zum Arbeitsort zu gelangen. Allen Fitnessfans stehen eine Velostation, Schliessfächer und Duschen zur Verfügung. Viele werden als Teil des hybriden Arbeitsmodells weiterhin teilweise von zu Hause aus arbeiten, was ebenfalls der Umwelt zugute kommt. Die Umstellung auf Homeoffice im COVID-19-Lockdown fiel der Zurich vergleichsweise leicht. Hilfreich war dabei die bereits 2016 eingeführte Initiative, die flexibles Arbeiten förderte. Dank dieser können Mitarbeitende arbeiten, wo und wann es gut für sie ist.

Bewusstes Pendeln

Nur das Pendeln, das fehlt im Homeoffice. Einige Angestellte geniessen ihren Arbeitsweg, da er als Puffer zwischen Arbeit und dem Zuhause wahrgenommen wird. Ein Faktor, der durchaus zum Wohlbefinden beitragen kann. Einige Experten raten denn auch Leuten im Homeoffice, einen simulierten Arbeitsweg in ihren Alltag einzubauen: Draussen sein, auf einen Zug rennen, Fremde beobachten, Velos ausweichen und dem Gesang der Vögel zuhören. Das alles verschafft Zeit und Abstand, um sich mental auf das nächste Vorhaben einzustellen. Dazu gehört sogar, Fremden zuhören zu müssen, die in ihr Mobiltelefon schreien.

Eine der Ladestationen für Elektroautos. Foto: Stephan Birrer

Team Klima

Grüne Zeitgenossen leisten auf dem Quai Zurich Campus unermüdlich einen Beitrag zur Nachhaltigkeit.

An der Arbeit: Fleissige Kohlenstoff-Fresser im Quai Zurich Campus. Foto: Stephan Birrer

Mindestens ein Drittel der Freiflächen des Quai Zurich Campus, so die Auflage, muss begrünt sein. Eine klimafreundliche Regelung! Denn Pflanzen binden CO2 und helfen, im Sommer zu kühlen und im Winter zu isolieren. Die Bepflanzung rund um das älteste Gebäude hat ausserdem die Vorgaben des Denkmalschutzes zu erfüllen. Und so findet man hier traditionelle Laubgehölze wie den Feuer-Ahorn, dessen Blätter im Herbst flammend rot leuchten. Hortensien, die seit Jahrhunderten beliebt sind, sorgen für Farbtupfer, genau wie der Ungarische Bärenklau (Acanthus hungaricus) mit seinen grossen, rosafarbenen Blüten, und das sternförmige Schaublatt. Wenn Sie im Herbst an die Alfred-Escher-Strasse kommen, halten Sie an und riechen Sie. Ja, es liegt ein Hauch von Lebkuchen in der Luft. Dieser Duft – das Maltol – wird von den Blättern des japanischen Katsurabaums freigesetzt, der deswegen auch «Lebkuchenbaum» genannt wird.

Auch die Innenhöfe erscheinen in frischem Grün. Die Herausforderung war, passende schattenliebende Pflanzen zu finden. Eine davon ist der stachelige Garten-Schlangenbart, der entfernt verwandt ist mit dem Spargel. Neben dem Wassersalat im Sandsteinbrunnen ranken sich die selbstkletternde Jungfernrebe und das Geissblatt an Spalieren empor – eine Art Selbstbedienungsbuffet für Bienen und andere Insekten.

Im Inneren der Gebäude gibt es mehr als 500 Minigärten mit Steinen aus dem bündnerischen Andeer und dem Maggiatal im Tessin, mit Kakteen aus Mexiko, Südamerika und Südafrika. Wussten Sie, dass Kakteen eine ganze Menge CO2 horten und deswegen auch als Kohlenstoff- Fresser bezeichnet werden?

Sie sehen also, wenn es um Nachhaltigkeit geht, spielen alle diese Pflanzen – egal welcher Herkunft – im gleichen Team.

Unser Leben und das anderer sind untrennbar miteinander verbunden. Wir handeln als Individuen, aber die Macht liegt darin, Kräfte zu bündeln.
Together
Foto: Florian Kalotay
Corine Mauch

Corine Mauch

61 | Stadtpräsidentin Zürich

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Niklaus Riegg

Niklaus Riegg

40 | Erfinder der Playlist #zürilove

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François Rapeaud

François Rapeaud

60 | Agenturleiter & Freiwilliger Helfer

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Elisabeth Schlumpf

Elisabeth Schlumpf

54 | Leiterin Voliere Zürich

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Aleksandra Gnach

Aleksandra Gnach

49 | Professorin für Medienlinguistik

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Suba Umathevan

Suba Umathevan

38 | NGO-Geschäftsführerin

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Ein Stein, ein Brunnen oder ein Tisch?

Was hat die Zurich veranlasst, einen 24 Tonnen schweren Sandsteinblock im Innenhof aufzustellen? Und vor allem: Wie kam dieser Koloss überhaupt dort hin?

Koloss aus einem Stück, aber mit vielfältigen Aufgaben. Foto: Florian Kalotay

Er ist wohl der weltweit grösste Quader aus einem einzigen Stück Sandstein. Und er kann alles sein: ein Tisch, ein Brunnen oder ein Pflanzentrog. Es war schon eine Herausforderung, diesen Giganten im Steinbruch am anderen Ende des Zürichsees in einem Stück aus dem Fels zu hauen. Doch es glich einer wahren Herkulesaufgabe, den Koloss in den Innenhof des Quai Zurich Campus zu transportieren.

Entworfen hat das steinerne Kunstwerk das Büro Vogt Landschafts architekten – als natürliche Erweiterung der Gebäude und der Pflasterung im Innenhof, die aus dem gleichen Material bestehen, nämlich aus Bollinger Sandstein. Gefertigt wurde es von den Müller Natursteinwerken aus Eschenbach im Kanton St. Gallen. Dort war man sich der Komplexität der Aufgabe bewusst und begann bereits 2018 mit den Steinbrucharbeiten – noch bevor der Vertrag unterzeichnet war. In der Vorstellung seiner Gestalter kann der Monolith als Brunnen dienen, als Pflanzentrog, als Tisch. Oder als alles zusammen. Die in den Stein gefräste Verzierung nimmt das Muster der Bodenplatten im Innenhof auf. Mit etwas Fantasie kann man darin eine locker drapierte Tischdecke aus feiner Spitze sehen, ähnlich der auf dem berühmten Gemälde «Stillleben mit Käse» von Floris van Dyck (circa 1615). Ein Meisterwerk, buchstäblich in Stein gemeisselt.

Bei Hitze eine kühle Oase, im Winter dekoratives Element. Foto: Stephan Birrer

Schwimmende Speisen und Getränke

Anders als die Tische in Stillleben ist dieser hier nicht gedeckt, sondern mit Wasser gefüllt. Die Idee eines Wassertisches gibt es schon seit einiger Zeit. In den Gärten der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Villa Lante im italienischen Viterbo steht ein sehr langes Exemplar, durch das eine Art Bach fliesst. Eingebettet in eine Landschaft aus Wasserfällen, Brunnen und tropfenden Grotten war jener Tisch wohl praktisch, um Speisen und Getränke kühl zu halten – oder sie ganz originell «flussabwärts» zu den Gästen schwimmen zu lassen. Die Gela denen dürften begeistert gewesen sein. Weniger entzückt war offenbar der Arbeitgeber des Hausherrn – die Kirche. Darum liess er später dem örtlichen Spital Spenden zukommen, um für den als dekadent empfundenen Wassertisch Abbitte zu leisten.

Der Brunnen im Quai Zurich Campus hingegen stösst allenthalben auf Begeisterung. Und der Tisch aus Viterbo – so berühmt er auch sein mag – kann nicht von sich behaupten, dass er je geflogen ist. Ganz im Gegensatz zum Zurich-Tisch.

Um zu verhindern, dass er wegen seines Gewichts auseinanderbricht, befreite man den Monolithen im Steinbruch erst von seinen Stützen, als es an den Transport ging. Das erforderte gleichermassen Entschlossenheit und Nerven. Damit er mit seinen 12 Metern Länge und 24 Tonnen Gewicht den Verkehr nicht behindert, wurde der Koloss nachts geliefert, per Lastwagen. Dann hievte man ihn – an einem Kran aufgehängt – sachte über das sieben stöckige Zurich-Gebäude und senkte ihn schliesslich im Innenhof auf das vorbereitete Fundament. Maximale Präzision war gefragt: Mit Hilfe von Lasern wurde der riesige Sandstein-Quader Millimeter um Millimeter exakt auf die Rohrleitungen gesetzt.

Wassersalat für ein kühles Mikroklima

12 Meter lang und einen Meter breit, mit einer tiefen Rinne in der Mitte, erinnert der Stein an eine Tränke. Nur ist er mit schwimmenden Pflanzen gefüllt. Eine raffinierte Lösung, um die geforderten Grünflächen in den drei Höfen (232 Quadratmeter) zu erfüllen. Da es im Innenhof nur wenig direktes Sonnenlicht gibt, wurde der Trog mit der Schatten liebenden Pistiastratiotes, auch Wassersalat genannt, bepflanzt, die zu einem kühlen Mikroklima beiträgt. Egal ob Stein, Brunnen oder Tisch – der Monolith ist ein optimaler Treffpunkt. An einem heissen Sommertag kann man sich an seinen Rand setzen und die Handwerkskunst der Steinmetze bewundern. Aber bitte nicht den Wassersalat essen.

Der Brunnen ist 12 Meter lang und einen Meter breit. Foto: Vogt Landschaftsarchitekten AG
Begrünt wird er mit schwimmendem Wassersalat. Foto: Vogt Landschaftsarchitekten AG
Das Muster am Rand erinnert an eine Tischdecke. Foto: Vogt Landschaftsarchitekten AG
Mit einer Platte abgedeckt, wird der Brunnen zum Tisch. Foto: Vogt Landschaftsarchitekten AG

Unendlichkeit zu Füssen

Die Bodenplatten in den Innenhöfen sind ein mathematisches Phänomen.

Das Penrose-Muster in den Innenhöfen: Sterne? Oder Kreise? Foto: Stephan Birrer

Man nennt es etwas sperrig Penrose-Parkettierung: das Muster, das die Bodenplatten in den Innenhöfen des Quai Zurich Campus bilden. Es hat seinen Namen vom britischen Mathematiker und Nobelpreisträger Roger Penrose, der in den 1970er-Jahren Kachel-Muster entdeckte, die unendliche Variationen bilden. Wenn Sie das Muster betrachten, merken Sie bestimmt, dass die Platten nur zwei geometrische Formen aufweisen: eine breite und einen schmale Raute. Solche Muster und wie das Auge sie wahrnimmt, faszinieren uns seit Generationen, etwa die mathematischen Prinzipien, die sich in der Anordnung der Fliesen der Alhambra zeigen oder die Zeichnungen und zugleich optischen Täuschungen des Künstlers M. C. Escher.

Die Wahl der Penrose-Parkettierung für die Innenhöfe der Zurich ist eine Würdigung der Mathematik, die auch das Herzstück der Versicherung ist. Wenn Sie genau hinsehen, erblicken Sie Hunderte von fünf zackigen Sternen. Schauen Sie noch mal hin, und Sie erkennen plötzlich Kreise.

Um zu verstehen, wie Penrose mit unserer Wahrnehmung spielt, kann man die Bodenplatten auf dem Quai Zurich Campus mit quadratischen Fliesen vergleichen. Die herkömmlichen Platten sehen immer gleich aus. Egal, wo Sie stehen, Sie sehen immer Quadrate. Durch die Penrose-Parkettierung aber geschieht etwas Überraschendes: unendliche Variation. Von den oberen Stockwerken des Quai Zurich Campus aus betrachtet, werden die Muster noch klarer und vereinen die Stilelemente der Gebäude miteinander.

Jetzt, wo Sie das Geheimnis der Kacheln kennen, denken Sie vielleicht darüber nach, wie abstrakte mathematische Prinzipien unser Leben formen. Die Entscheidungen, die wir jeden Tag treffen, beeinflussen auch das Leben von anderen. Wie das Muster in unseren Innenhöfen greifen sie ineinander und formen neue Bilder.

Die Farbe Zürichs

Ein ganz besonderer Sandstein prägt nicht nur den Quai Zurich Campus. Sondern auch die Stadt.

Der Sandstein, der dem Quai Zurich Campus seinen ganz speziellen Charakter gibt, war schon im Mittelalter äusserst begehrt. Viele Wahrzeichen der Stadt Zürich sind daraus gebaut: Grossmünster, Fraumünster und Rathaus. Benannt ist der Bollinger Sandstein nach der Gemeinde am nördlichen Zürichsee-Ufer, wo er abgebaut wird. Er besteht aus in Kalzit gebundenem Quarz, Glimmer und dem hellrosa Feldspat, der für die leicht bräunliche Färbung sorgt. Hätten Sie vor 20 Millionen Jahren auf dem Gebiet der heutigen Stadt Zürich gestanden, wäre Ihnen vielleicht das Nashorn über den Weg gelaufen, dessen Schädel – eine Rarität – im Naturmuseum St. Gallen ausgestellt ist. Gefunden wurden die Überreste des prähistorischen Tiers in eben jenem Steinbruch, aus dem der Bollinger Sandstein stammt. Aber im Gegensatz zu Nashörnern trotzen Sandsteingebäude dem Zahn der Zeit – wenn man sie gut pflegt.

Schäden durch Restaurierung

Ist Sandstein jedoch schutzlos den Elementen ausgesetzt, kann er kaputt gehen. Durch Umweltverschmutzung verursachter saurer Regen löst den Kalzit auf, der die feineren Bestandteile bindet. Streusalz kondensiert, wodurch der Stein splittert. Einige Schäden verursachen gutmeinende Menschen – ausgerechnet beim Versuch, den Stein zu schützen. So hat ein chemischer Dichtstoff, der vor Jahren aufgetragen wurde, den Sandstein auf dem Dach eines der ältesten Gebäude der Zurich zerfallen lassen. Viel Arbeit für Eric Voigt und sein Team. Die Restaurierungs- Spezialisten von der Firma Bianco und Kiesalter haben über zwei Jahre lang den Sandstein auf dem Quai Zurich Campus wieder in Stand gesetzt.

Neben Sandstein fanden viele andere Materialien Verwendung, etwa Muschelkalk oder ein dunkler Kalkstein namens Saint Triphon aus der Westschweiz. Das Problem: Den Steinbruch, aus dem der originale Saint Triphon stammt, gibt es nicht mehr. Ersatz wurde schliesslich in Spanien gefunden.

Das wahrscheinlich Schlimmste, das man einem schönen Stein antun kann, ist klebrige Silikonpaste aufzutragen, um Tauben fernzuhalten. Voigt und seine Leute mussten eine grosse Menge Paste entfernen, und zwar von Hand. Eine weitere Untat, die heute wohl (hoffentlich!) niemand mehr begehen würde: Stücke aus dem polierten sardischen Breccia-Marmor herauszuschneiden, der das Foyer des früheren Vita-Gebäudes ziert. Bei der Restaurierung wurden diese Löcher mit Gips ausgebessert und sorgfältig im Marmor-Stil übermalt. Bleibt zu hoffen, dass niemand diese Stellen unvorsichtig reinigt - die ganze Arbeit würde weggewischt!

Die Gebäude der Zurich werden dem Zahn der Zeit nun lange widerstehen. Es sei denn, jemand kommt auf die Idee, den Stein unsachgemäss abzudichten, Silikonpaste aufzutragen oder den Marmor mit scharfen Chemikalien zu reinigen.

Ein weltgewandtes Dorf

Das linke Ufer des Zürichsees wird spöttisch Pfnüselküste genannt. Auf der Schattenseite seien die Einwohnerinnen und Einwohner häufiger erkältet, heisst es. Dabei hat das Quartier Enge sehr viel zu bieten.

Pfnüselküste? Echt? Das Ufer der Enge – mit dem Quai Zurich Campus – wird seinem Spitznamen nicht gerecht. Foto: Stephan Birrer

Vielleicht ist man in der Enge besonders empfindlich, aber man scheint immer etwas beweisen zu müssen. Besonders jenen, die spöttisch darauf hinweisen, der Stadtteil liege an der Pfnüselküste.

Dabei kann die Enge durchaus mit Sehenswürdigkeiten und interessanten Geschichten auftrumpfen: Zum Beispiel das vornehme Muraltengut. Das Landhaus wurde vom Zürcher Stadtbauherrn Johannes Werdmüller erstellt, der Kritiker Lügen strafen wollte, die behaupteten, er verstehe nichts vom Bauen. Oder die 1925 abgerissene Villa «Zum Venedigli», einst Klubhaus von Herren, die in Venedig studiert hatten und bei ihren Treffen schwarze Mäntel und Degen trugen. Im Kanal um das Haus schwammen sogar Gondeln.

Wir waren zuerst – wir können es besser!

Die Enge gehörte zwar nie zu einem Königreich, hat aber trotzdem einen Herrschaftssitz, das 1898 von der Brauerei- Familie Hürlimann erbaute Schloss Sihlberg. Und da ist das Museum Rietberg, das eine herausragende Sammlung asiatischer Kunst beherbergt. Sein Erweiterungsbau in Form eines grünen Glaswürfels, genannt Smaragd, wurde Pfnüselküste? Echt? Das Ufer der Enge – mit dem Quai Zurich Campus – wird seinem Spitznamen nicht gerecht. von Adolf Krischanitz, dem Architekten des Quai Zurich Campus, mitentworfen. In der Enge lebte auch ein klassischer Überflieger: der Industrielle und Politiker Alfred Escher. Er war Nationalratspräsident, Eisenbahnunternehmer, war massgebend für die Gründung der Schweizerischen Kreditanstalt, der Rentenanstalt und des Eidgenössischen Polytechnikums, der heutigen ETH. Seine Weitsicht trug nicht zuletzt zur Gründung der Zurich bei.

Die Enge darf noch aus anderen Gründen behaupten «Wir können es besser» oder zumindest «Wir waren zuerst»: Hier wohnten in den 1970er-Jahren die ersten Hausbesetzer Zürichs und zeigten mit Transparenten, auf denen «Mieterkampf – Klassenkampf» oder «Die Enge wird immer enger!» stand, was sie dachten.

Im Loblied auf die Enge gibt es noch eine weitere Strophe. Die Geburtenrate steigt, während die Bevölkerungszahl an der gegenüberliegenden Goldküste schrumpft. Vielleicht, weil die paar Extraminuten romantischen Zwielichts inspirieren. Vielleicht, weil die Menschen, die in der Enge leben, auch in diesem Punkt demonstrieren wollen, dass man an der Pfnüselküste eben alles ein bisschen besser macht.

Auf Leben und Tod

Die Zurich wird von Menschen und ihren Geschichten geprägt. Eine davon lässt sich anhand zweier Briefe nacherzählen. Darin geht es um Furcht, Verzweiflung – und tiefe Dankbarkeit.

Richard Jung (links) während der Kriegsjahre. Foto: Zurich Archives

Der eine Brief dieser Geschichte, die einen einfach nicht kalt lassen kann, datiert vom 25. August 1946. Verfasst hat ihn Richard Jung, der kurz zuvor in Berlin zum Geschäftsführer der Zurich in Deutschland ernannt worden war. Adressat: Hans Farner, zuständig für die Deutschland-Geschäfte am Zürcher Hauptsitz. Jung beschreibt erst detailliert, wie hart es ist, das Leben im Nachkriegsdeutschland wieder aufzubauen: «Dieser Tage hat man uns die beiden besten Schreibmaschinen aus den Arbeitsräumen gestohlen.» Am Schluss des Briefes erklärt er dann: «Sie haben mehr für mich getan, als ich erhoffen konnte ...» Ein Satz, der davon zeugt, worum es in den Jahren zuvor gegangen war: Um Leben und Tod. Denn hätte Farner nicht getan, wofür sich Jung jetzt bei ihm bedankt, hätten Jung selbst, seine Ehefrau Kläre und ihre beiden Kinder vielleicht nicht überlebt.

Nach der Machtübernahme der Nazis erliessen diese laufend Gesetze gegen Juden. Die Unternehmen wurden überwacht. Auch die Berliner Niederlassung der Zurich bekam ihren Nazi-Spion: Bernhard Schmidt wurde als «Nationalsozialistischer Betriebsobmann» eingesetzt. Und Schmidt, ein fanatischer Nationalsozialist, machte sich mit abscheulicher Leidenschaft an seine Arbeit: 1934 denunzierte er einen Angestellten der Zurich, weil sich dieser abschätzig über die Hymne der NSDAP, das heute in Deutschland verbotene Horst-Wessel-Lied, geäussert hatte. Der Mann kam ins Gefängnis. Im Jahr 1941 meldete Schmidt einen deutschen Angestellten der Zurich, weil er jüdischer Abstammung war. 1944 schlug Schmidt erneut zu und entlarvte eine Zurich-Angestellte als «Halbjüdin». Sie wurde in ein Konzentrationslager verschleppt und dort ermordet.

Schmidt hatte auch Richard Jung, damals stellvertretender Geschäftsführer der Zurich in Deutschland, im Visier. Schmidt wusste, dass Jungs Frau Kläre eine zum Katholizismus konvertierte Jüdin war. Über die Entwicklungen in Deutschland besorgt, informierte Hans Farner den damaligen Generaldirektor August Leonhard Tobler über die drohende Gefahr. Tobler unterzeichnete daraufhin eine Direktive zur Hilfeleistung. Mit Unterstützung der Zurich konnte Kläre Jung mit ihren beiden Kindern im Jahr 1939 in die Schweiz umsiedeln, wo sich Hans Farner und seine Frau Agnes persönlich um sie kümmerten.

In der Zwischenzeit setzte Schmidt in Berlin seine widerwärtige Arbeit fort. Er heuerte gar einen Nazi-Sympathisanten an, der für die Schweizer Gaswerke arbeitete, um Kläre Jung auszuspionieren. Dieser sollte herausfinden, ob sie noch in Kontakt mit ihrem Mann Richard stand, der sich pro forma hatte scheiden lassen.

Nach Kriegsende wurde die Familie Jung wieder vereint. Und Richard Jung konnte den Denunzianten Schmidt zur Rechenschaft ziehen. In einem Brief an die Berliner Polizei beschreiben Zeugen, darunter Jung, die abstossenden Taten des «ehemaligen Parteigenossen Bernhard Schmidt».

Die Zurich übernimmt «die erforderlichen Unterhaltskosten.» Protokoll, 1938. Foto: Zurich Archives
«Sie haben mehr für mich getan, als ich erhoffen konnte.» Brief, 1946. Foto: Zurich Archives
Foto: Zurich Archives
Wir alle sind Reisende. Weg und Richtung zählen genauso wie das Ziel.
Journey
Foto: Simon Habegger
Tatjana Buser

Tatjana Buser

29 | Strategische Assistentin & Roller-Derby-Spielerin

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Günther Vogt

Günther Vogt

64 | Landschaftsarchitekt & ETH-Professor

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Vreni Spoerry

Vreni Spoerry

83 | Erste Verwaltungsrätin der Zurich

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Mario Greco

Mario Greco und Kip

62 | CEO Zurich Gruppe
10 | Familienhund

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Patrick Hess

Patrick Hess

44 | CEO Schindler Aufzüge AG Switzerland

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Zerom Kiflay

Zerom Kiflay

23 | IT-Spezialist

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Brauchen wir ein Büro?

Überbewertet oder unterschätzt? Das Büro ist – und bleibt wohl – Symbol und Gesicht eines Unternehmens nach aussen. Aber Orte, genauso wie Gesichter, können sich verändern.

Raum für Ideen: Der Innovation Hub im Quai Zurich Campus. Foto: Stephan Birrer

Das Büro ist die Schnittstelle zwischen unseren Zielen und Träumen. Vom harzigen Start am Montag, über die unterhaltsamen Kaffeepausen während der Woche, bis hin zum zufriedenen Gefühl am Freitag, wenn man seine Arbeit gut erledigt hat: alles beginnt und endet im Büro. Doch was früher selbstverständlich war – zur Arbeit ins Büro zu fahren und es erst nach Feierabend wieder zu verlassen – wird heute immer mehr infrage gestellt. Brauchen wir tatsächlich einen Arbeitsplatz im Unternehmen? Die neuen Technologien ermöglichen uns neue Arbeitsformen, -zeiten und -orte. Die klaren Konturen des Arbeitsalltags verschwinden allmählich.

Ein Büro, das sind nicht nur Wände, Fenster und eine Kantine. Es scheint Karl Marx’ Maxime zu beweisen: «Eine Gesellschaft besteht nicht aus Individuen, sondern drückt die Summe der Beziehungen und Verhältnisse aus, in der diese Individuen zueinander stehen». Etwas weniger philosophisch ausgedrückt: Manchmal brauchen wir auch einfach einen Ort, um uns zu konzentrieren und unsere Aufgaben zu erledigen – da passt das Büro ganz gut.

Während das Einzelbüro traditionell den Macherinnen und Machern unter uns diente, denjenigen mit den grossen Schreibtischen und dem Vorzimmerdrachen, der die Bittsteller in Schach hält, benötigt trotzdem jeder und jede echte Arbeitsräume. Wie die aussehen sollen, ist allerdings zunehmend im Wandel. Heute kann man überall arbeiten. In einer umgewandelten Telefonkabine, einem Auto oder vielleicht auch einer ruhigen Ecke im Café. Das Konzept des Büros ist nur durch die Vorstellungskraft eingeschränkt. Und natürlich ist es auch trendy, Arbeitsräume neu zu erfinden. Eine grosse Techfirma etwa hat Skilift-Gondeln in einem ihrer Büros und eine Kletterwand in einem anderen. Ein holländisches Unternehmen wiederum hat Ein-Personen-Büros getestet, die wie riesige Vogelhäuser aussehen.

Wir brauchen Büros. Und zwar physische. Die meisten Angestellten möchten zwar zeitweise von zu Hause aus arbeiten. Aber sie wollen auch die Möglichkeit haben, zur Arbeit zu gehen und dort Kolleginnen und Kollegen zu treffen – und sei es nur, um eine Auszeit von nervigen Haustieren oder zappeligen Kindern zu haben. Dennoch müssen Büros zunehmend auf eine Vielzahl individueller Vorlieben eingehen können und verschiedene Anforderungen erfüllen, um die Menschen zufriedenzustellen. «Ich bin gerne immer am selben Ort, und mein Arbeitsplatz sollte sich ein bisschen wie zu Hause anfühlen», sagt ein Angestellter, der sich bei Zurich mit Finanzergebnissen beschäftigt. Eine andere Mitarbeiterin brainstormt gerne beim Kaffee. Dem Dritten reichen schon ein bequemer Stuhl und ein Tisch, um in Ruhe nachzudenken. Ein weiterer hingegen sehnt sich nach einer kreativen Umgebung und Inspiration.

Das Zauberwort heisst Vertrauen

Aber wozu eigentlich noch Büros, wenn sogar das Einstellen von Mitarbeitenden aus der Ferne funktioniert? Ein neuer Mitarbeiter der Zurich, der aufgrund der Corona-Bestimmungen nicht anreisen konnte, wurde per Fernkommunikation eingearbeitet. Ein Willkommensvideo und lockere, virtuelle Kaffeepausen-Gespräche halfen bei der Integration ins Team. Während des Lockdowns führte die Zurich flächendeckend Home Office ein – und es funktionierte. Genauer gesagt: Die Angestellten funktionierten und arbeiteten. Diesen flexiblen Ansatz gibt es auch in Zukunft: Manche Mitarbeitenden werden weiterhin an bestimmten Tagen lieber von zu Hause aus arbeiten, andere werden ins Büro gehen. Eine der Grundvoraussetzungen für die neuen Arbeitsformen ist Vertrauen. «Führungskräfte müssen ihrem Team mehr Vertrauen schenken, weil sie es nicht mehr so beaufsichtigen können wie bisher», sagt Stefan Kröpfl, Globaler Leiter Geschäftsanalyse und -steuerung für das Lebensversicherungsgeschäft. Er glaubt allerdings, trotz aller Veränderung, an die Notwendigkeit des Büros. Allein schon um kreative Prozesse zu ermöglichen.

Wichtig ist auch, dass Gebäude sowohl die Mitarbeitenden als auch die Nachbarschaft ansprechen. Auf dem Quai Zurich Campus sind dies einerseits die öffentlich zugänglichen Räume wie die Innenhöfe, das Auditorium und das Café. Andererseits multifunktionale Räumlichkeiten für die Mitarbeitenden, die verschiedenen Zwecken und Zielgruppen gerecht werden sollen. «Die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen immer mehr. Wir müssen überdenken, wie wir Räume einbinden und miteinander verflechten», erklärt Nicole Maurerlechner. Die Innenarchitektin gehört zum Team von Iria Degen Interiors, das das Quai Café gestaltete. «Schliesslich weiss niemand genau, was die Zukunft bringen wird.»

Bisweilen übersehen wir auch, dass das Büro einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert hat. Vor seiner Kulisse entfalten sich menschliche Dramen – manche grandios, andere kurios. Man denke nur an die 1907 veröffentlichte Kurzgeschichte des Schweizer Schriftstellers Robert Walser, eine Persiflage auf einen typischen Montagmorgen in einer Schweizer Bank, an dem die Angestellten zu zweit wie Schuhpaare zusammensitzen und die Minuten bis zur Mittagspause zählen.

Schon immer lieferte das Büro Stoff für bunte Geschichten. Lange bevor es die Dilbert-Cartoons über den Büroalltag gab, existierten im kaiserlichen China Angestellte, die sich vor Nachtarbeit drückten, indem sie über Magenbeschwerden klagten. Ihr Dienstplan erhielt den Beinamen «Tagebuch der Magenbeschwerden».

Der Kofferraum als Notlösung

Im Russland der Zarenzeit macht sich Fjodor Dostojewskis nihilistischer Erzähler, ein pensionierter Staatsbediensteter, in «Aufzeichnungen aus dem Kellerloch» über seine ungehobelten und strebsamen Bürokollegen lustig. In Charles Dickens’ Romanen wimmelt es nur so von unterwürfigen Buchhaltern und kleinen Angestellten und in Franz Kafkas Werken kommen die Erlebnisse aus seiner Tätigkeit als Jurist bei einer Arbeiter-Unfallversicherung immer wieder zum Tragen.

In einem Büro kann man auch vorzüglich das menschliche Verhalten beobachten. Etwa, als es in den 1990er-Jahren eine bekannte US-Werbeagentur mit dem sogenannten Hotdesking versuchte, dem Konzept des Arbeitsplatzes ohne fixen Schreibtisch, ohne Papier und ohne Regale. Es trieb die Mitarbeitenden dazu, aus lauter Verzweiflung die Kofferräume ihrer Autos als Aktenschränke zu benutzen. Heute meint es die Technik besser mit Büronomaden: Im Quai Zurich Campus gewähren Apps den Angestellten Zutritt ins Gebäude und zeigen ihnen gleich an, welche Schreibtische frei sind. Die Zurich-Mitarbeitenden können dann mittels einer «Finder»-App andere darüber informieren, wo sie gerade arbeiten.

«Die Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben verschwimmen immer mehr. Wir müssen überdenken, wie wir Räume einbinden.»

Ein Büro gibt uns auch das Gefühl, dass wir von Bedeutung sind. Und wir können uns von unserer besten Seite zeigen – wenn auch vielleicht nicht mehr ganz so formell wie in der Vergangenheit. Kein Wunder, haben wir uns während der Corona-Pandemie doch daran gewöhnt, die Küchen und Wohnzimmer der anderen zu sehen. «Eine Folge des Corona-Lockdowns ist, dass die Krawatte ausstirbt », schrieb Gillian Tett in der Financial Times.

Das Büro ist Teil von uns, und wir sind Teil des Büros. Es ist ebenso eine Geisteshaltung wie ein Raum. Der Vormarsch hybrider Arbeitsmodelle und neuer Technologien zeigt, dass für die Zukunft des Büros alles möglich ist.

Vielleicht liegt die einzige Konstante darin, dass auch künftig immer wieder neu definiert wird, was genau ein Büro eigentlich ist und weshalb wir es brauchen. Eine Aufgabe, die man nur gemeinsam in Angriff nehmen kann. Ein Büro ist alles – und zugleich nichts. Es lebt von uns allen, und wir alle zusammen geben darin unser Bestes.

«Die Spuren der Vergangenheit sichtbar lassen»

Der Wiener Star-Architekt Adolf Krischanitz setzt mit seinen Bauwerken neue Massstäbe. So prägt nun auch der Quai Zurich Campus mit der markanten Prisma-Fassade das Stadtbild von Zürich.

Adolf Krischanitz, Architekt des Quai Zurich Campus. Foto: Elfie Semotan

Museum Rietberg in Zürich, der Superblock in Winterthur ZH oder das Laborgebäude auf dem Novartis Campus in Basel: Adolf Krischanitz hat in der Schweiz viele grossartige Gebäude erstellt. Mit dem Um- und Neubau des Hauptsitzes Quai Zurich Campus meisterte er seine bislang grösste Herausforderung.

Sind Sie stolz auf Ihr Werk, den Quai Zurich Campus?

Es war ein umfassendes Projekt und beinhaltete jede Herausforderung, vor der ein Architekt stehen kann. Der städtebauliche Aspekt war enorm wichtig. Es ist ja auch ein neues Stück Stadt, es prägt die Stadtansicht. Es galt, vieles mit einzubeziehen, den Bestand, die Geschichte, die Gebäudehöhe und so weiter. Es war ein grosser Aufwand, das alles in einen Gleichklang, in einen heterogenen Baukörper, zu integrieren. Die Zurich ist eine engagierte Bauherrin, die sich der Aufgabe mutig stellte.

Was war das Schwierigste bei der Aufgabe, Neues in Altes zu integrieren?

Das Zusammenspiel zwischen inventarisierter Bausubstanz und kammartiger, etwas höherer Neubaustruktur. Die Partitur aus Baukörpern und Zwischenräumen war das eigentliche Thema. Aus der Setzung von Alt und Neu entstehen Zwischenräume, Orientierungspunkte, weil dazwischen die Umgebung sichtbar wird. Alt- und Neubau sind durch ein geordnetes Verbindungskonzept miteinander verknüpft.

Warum passen Glas und Sandstein gut zusammen?

Die Sandsteinfassade entlang der Alfred-Escher-Strasse führt den Städtebau fort und nimmt mit der Steinwahl – Bollinger Sandstein aus der Region – Bezug auf den historischen Baustein am Grossmünster und am Paradeplatz. Das eine Material ist traditionell, das andere innovativ. Ich habe den prächtigen Steinbauten eine kristalline Glasfassade entgegengesetzt, um eine kontrastierende Wechselbeziehung zu erzeugen. Die kristalline Fassade gibt die Luftigkeit, um sehr dicht zu bauen, ohne dass es zu schwer oder zu eng wird.

Was zeichnet die Glasfassade aus?

Sie entsprang dem Wunsch nach Transparenz und Innovation. In diesem historischen Kontext hat sie aber mehr zu leisten als nur reine Reflexion. Die prismatische Oberfläche hat die Qualität, die Umgebung neu zusammenzusetzen: Sie spiegelt also nicht einfach die Nachbarbauten, das Prisma bricht die Spiegelung, transformiert sie und macht daraus etwas Neues. Ein probates Mittel, um Schönheit und Brillanz des Materials zu unterstreichen und das Licht einzufangen.

Was ist an Quai Zurich Campus besonders schweizerisch? Oder eben unschweizerisch?

Es ist ein gutes Zusammenspiel: Internationalität, die auf Schweizer Fundament aufbaut. Die Schweiz hat eine hohe Bauqualität. Die Zurich setzt ebenfalls auf Werte. Ich habe als Verbindung die traditionelle U-Form der alten Zurich-Gebäude für den neuen Eingriff gewählt. Es sind aber primär die Fundamente, die das Bauwerk zu einem Teil Zürichs machen.

Hat sich die Art und Weise, wie man Altes mit Neuem verbindet, verändert?

Es braucht einen grösseren Respekt der Vergangenheit gegenüber. Heute haben wir meistens Solitäre, die einzeln zwar funktionieren, nicht aber im Ensemble mit der Umgebung. Man soll die Spuren der Vergangenheit sichtbar lassen. Denn erst dadurch kann sich eine Identität über die Zeit entwickeln. Historische Nachhaltigkeit verbindet Vergangenheit und Zukunft. Das ist wichtig für eine Institution wie die Zurich, die auf eine lange Tradition verweisen kann und gleichzeitig den Blick in die Zukunft richten muss.

Was erlebt man beim Betreten des Quai Zurich Campus?

Räumliche Grosszügigkeit, vielseitige Beständigkeit durch robuste und wertige Materialien und offen zugängliche Freiräume. Die Menschen sollen einen Gesamtklang erleben, wo kein Element wichtiger ist als das andere. Nicht die forcierte Konstruktion, nicht die polierte technische Installation, aber auch nicht die solitäre Farbe oder das einzelne Material. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zu schaff en aus unterschiedlichen Elementen, die letztlich in einer grösseren, immateriellen Gesamtwirkung aufgehen. Der Raum soll in seinem Gesamtklang als Kontinuum wirken, gleichsam als alle Sinne erfassendes Strömen – und ein Nach-Vorne-Denken hervorrufen.

Zeichen der Zeit

Kann das weg? Nein! Fundstücke aus dem Archiv der Zurich.

D as Archiv ist das Gedächtnis eines Unternehmens. Bei der Zurich, auf 2600 Laufmetern, sind nicht nur Akten und Dokumente zu finden, sondern auch rund 500 ganz besondere Gegenstände, die das Archiv-Team über die Jahrzehnte liebevoll zusammengetragen hat. Jedes Objekt erzählt ein Stück Geschichte.

Bobby Car
Das klassische Bobby Car ist rot wie ein Ferrari – aber diese Ausgabe des Kultspielzeugs ist Zurich-blau (2018).
Foto: Henrik Nielsen
Kater-Koffer
Als Clubs noch Discos hiessen, stellte ein VITA-Agent diesen Anti-Kater-Koffer zusammen (um 1990).
Foto: Henrik Nielsen
Seismoskop
132 n.Chr. erfand Zhang Heng den ersten Erdbebenmelder. Diese Nachbildung gehörte einem Zurich-Risikoingenieur.
Foto: Henrik Nielsen
Hase
Zurich zum Liebhaben: Ein Plüschhase als Schlüsselanhänger, der 2015 an Kundinnen und Kunden abgegeben wurde.
Foto: Henrik Nielsen
Golf-Koffer
Die Passion des damaligen CEO James Schiro für das Golfen fand sich im Zurich-Putting-Koffer wieder (2007).
Foto: Henrik Nielsen
Blechschild
1895 warb die Zurich (damals noch mit ü) auf Blechschildern für ihre Unfall- und Haftpflichtversicherung.
Foto: Henrik Nielsen
Spielset
Stöck, Wyys, Stich: Im Zurich-Spielset durften die Karten für das Schweizer Nationalspiel Jassen nicht fehlen (1978).
Foto: Henrik Nielsen
Ledergebundenes Buch
Als Generaldirektor Heinrich Müller-Jelmoli zurücktrat, erhielt er dieses Buch von den Mitarbeitenden (1900).
Foto: Henrik Nielsen
Schlüsselring
Ähnlich aber anders: Das Logo mit dem eckigen Z wurde in den Jahren 1972 bis 1996 verwendet.
Foto: Henrik Nielsen
Mobiltelefon
Ohne Apps, dafür mit smarter Farbgebung: Das Nokia-Mobiltelefon mit dem Zurich Logo (1997).
Foto: Henrik Nielsen
Kopiermaschine
Ok, copy that. Mit dieser Kopierpresse wurde wichtige Geschäftskorrespondenz vervielfältigt (um 1900).
Foto: Henrik Nielsen
Goldene Nase
Wollte sie niemand haben? Die goldene Nase war 1991 als Wettbewerbsgewinn gedacht – wurde aber nie verliehen.
Foto: Henrik Nielsen
Covid-19-Set
Reinigungsmittel, Händedesinfektion: Das Set für Bürorückkehrer nach dem Lockdown (2020).
Foto: Henrik Nielsen
Löwenskulptur
Unter dem Blick dieses Löwen fanden Verwaltungsratssitzungen am Mythenquai statt (vermutlich erste Hälfte 20. Jh).
Foto: Henrik Nielsen

Diamanten für die Ewigkeit

Sie brechen das Licht so, dass sie Bilder unserer Vergangenheit einfangen und gleichzeitig schillernd Einblick in die Zukunft geben: die Glasprismen am Neubau des Quai Zurich Campus.

Die Glasprismen scheinen zu schweben. Foto: Stephan Birrer

Ein Kaleidoskop, das traditionelle und moderne Elemente kombiniert – die Glasfassade des neuesten Gebäudes des Quai Zurich Campus bietet einen Blick in unsere Vergangenheit und in unsere Zukunft. Das markanteste Element des Quai Zurich Campus ist zugleich ein Meisterwerk der Baukunst: Trotz eines Gewichts von über 200 Tonnen scheint die Fassade schwerelos in der Luft zu schweben. Eigentlich hatte man leicht andere Pläne – oder besser gesagt, schwerere. Im ursprünglichen Entwurf war vorgesehen, die Glasscheiben in Edelstahlrahmen einzufassen. Aber der Hersteller, die Josef Meyer Stahl und Metall AG, schlug vor, Aluminium zu verwenden. Es bedurfte einiger Überzeugungsarbeit – doch angesichts des Gewichts erwies sich das leichtere, aber dennoch stabile Metall als die beste Wahl. Und selbst mit Aluminium blieben die 824 Elemente immer noch eine statische Herausforderung.

Das Glas habe einen leichten Grünton, erklärt der Lieferant, die Flachglas Gruppe, und zwar von Natur aus. Die einzelnen Prismen wurden bei einer Temperatur von etwa 1000 Grad Celsius hergestellt und bestehen jeweils aus zwei erhitzten und zusammengepressten Glasscheiben. Eine Beschichtung auf der Innenseite reflektiert das Sonnenlicht und hilft dabei, das Innere des Gebäudes kühl zu halten. Zum Kaschieren der Fugen wurden siebgedruckte Emaillestreifen angebracht – eine weitere Klippe für die Ingenieure.

So passiert in der diamantartigen, visionär-kühnen Fassade Bemerkenswertes, fast schon Wundersames. Aber hinter der Glasfassade ebenso. Hier arbeiten Menschen hart daran, Bemerkenswertes für diejenigen wahr werden zu lassen, die auf die Zurich angewiesen sind.

Altes und Neues vereint sich in der Spiegelung der Fassade. Foto: Stephan Birrer
Die Fassade besteht aus 824 Elementen. Foto: Stephan Birrer
Jobs geben unserem Leben einen Sinn. Unser tägliches Handeln erlaubt es uns, die Welt zu verändern oder gar eine neue zu schaffen.
At work
Foto: Cyrill Matter
iria Degen

Iria Degen

51 | Innenarchitektin

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Thomas Grossenbacher

Thomas Grossenbacher

62 | Projektleiter Quai Zurich Campus

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Saiful Chowdhury

Saiful Chowdhury

37 | Vater, Manager & Kulturvermittler

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Marina Cardoso

Marina Cardoso

36 | User Experience Spezialistin

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Mai-Thu Perret

Mai-Thu Perret

41 | Künstlerin

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Jacqueline Dubois

Jacqueline Dubois

59 | Generalagentin Zurich, Heinrich Brandeis AG

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Mit Licht zeichnen

Die Arbeiten des Ausnahmefotografen und Naturschützers Sebastião Salgado zeigen dunkelste Abgründe, aber auch lichteste Höhen menschlicher Existenz.

Der Kafue-Nationalpark in Sambia. Foto: Sebastião Salgado

Ein Fotograf ist im wahrsten Sinne des Wortes jemand, der mit Licht zeichnet. Im Fall von Sebastião Salgado kann ein Fotograf auch jemand sein, der die wahre Natur der Dinge ans Licht bringt. Seine konsequent in schwarz-weiss gehaltenen Bilder beleuchten die Seelen der Menschen. Sie erzählen Geschichten von der verheerenden Wirkung, die Menschen auf die Umwelt – und aufeinander – haben können.

Bei allem Schatten gibt es auch Hoffnungsschimmer. Für seine Arbeiten über Krieg, Vertreibung und Ausbeutung gewann Salgado fast jeden bedeutenden Preis für Fotojournalismus. Aber die Aufzeichnung dessen, was seine Augen sahen und sein Herz fühlte, forderte einen immensen physischen und psychischen Tribut. Erschöpft suchte er in seinem Heimatland Brasilien nach Heilung und Erneuerung. Zusammen mit seiner Frau Lélia gründete er ein ehrgeiziges Projekt zur Aufforstung eines Stück Landes, das einst Teil eines der grössten Wälder der Welt war. Die Mata Atlântica, der Atlantische Regenwald, erstreckte sich früher entlang der brasilianischen Ostküste über 3000 Kilometer ins Landesinnere. Doch als das Ehepaar 1998 den Hof von Sebastião Salgados Eltern im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais übernahm, war die dichte Vegetation verschwunden, die Bäume geschlagen und verkauft. Die Salgados begannen, die 700 Hektar grosse Farm wieder aufzuforsten; das Instituto Terra war geboren. Mittlerweile hat es über 2,5 Millionen Bäume gepflanzt und ist an weiteren Umwelt-Projekten beteiligt – ein kleines, schlagendes Herz, das das Leben zurück in den Wald bringt. Die Zurich finanziert im Rahmen des Zurich Forest Projekts das Anpflanzen einer Million Bäume und hat zudem eine kleine, aber repräsentative Auswahl von Salgados Fotografien gekauft.

Diese Werke sind im Quai Zurich Campus ausgestellt. Darunter ein Foto aus der Goldmine Serra Pelada in Brasilien: Tausende Männer, ameisengleich, zusammengedrängt in einem gigantischen Lehmloch. Man habe beinahe hören können, «wie das Gold in die Seelen dieser Männer flüstert», erzählt Salgado in «Das Salz der Erde», dem zweistündigen, preisgekrönten Dokumentarfilm, den der deutsche Filmemacher Wim Wenders über ihn gedreht hat.

Salgados Bilder fangen auch die Natur und den Menschen in einer Art Gleichgewicht ein. Etwa jenes einer einsamen Figur in den Sanddünen der Sahara. Oder das eines Mannes vom Mentawai-Stamm in Westsumatra, der auf einen Baum klettert und Durianfrüchte pflückt, winzig-klein in einem enormen Wald. Das Bild ist ebenso von Demut wie von Heldenmut geprägt. Jeder Fotograf sieht die Welt auf andere Weise. Vielleicht verändert sich auch Ihre Sicht auf die Welt, wenn Sie Salgados Werke im Quai Zurich Campus betrachten.

Sebastião Salgado hat für seine Arbeit mehr als 120 Länder bereist. Foto: Renato Amoroso
Wiederaufforstung des Atlantischen Regenwalds in Brasilien. Foto: Sebastião Salgado
Brennende Ölquelle in Kuwait während des Irakkriegs 1991. Foto: Sebastião Salgado
Schier endlose Sanddünen, Tadrart, Algerien. Foto: Sebastião Salgado

Der tiefere Sinn im Unsinn

Der Wandteppich des südafrikanischen Künstlers William Kentridge hat eine fast magische Energie – und bei genauem Hinschauen entdeckt man darin sogar Versicherungspolicen.

«L'amiral cherche une maison à louer»: William Kentridges Wandteppich in der Eingangshalle des Quai Zurich Campus. Foto: Stephan Birrer

Absurdität, «die mit Rationalität und konventionellem Blick bricht», sei «in Wahrheit eine genaue und produktive Methode, um die Welt zu verstehen.» Denken Sie an diese Worte von William Kentridge, wenn Sie seinen Wandteppich im Quai Zurich Campus bewundern. Die Zeichnungen, Drucke, Filme und Tapisserien des Südafrikaners sind in Sammlerkreisen begehrt – obwohl, oder gerade weil, sie sich auf den ersten Blick jeglicher Logik widersetzen. Kentridges drei Meter hoher und acht Meter breiter Teppich ist eines von sechs Kunstwerken, die extra für den neuen Hauptsitz der Zurich in Auftrag gegeben wurden. Er hängt prominent am Ende eines achtzig Meter langen Korridors der Empfangshalle. Seinen Titel «L’amiral cherche une maison à louer» («Der Admiral sucht ein Haus zum Mieten») verdankt er einem dadaistischen Gedicht, das 1916 im berühmt-berüchtigten Cabaret Voltaire in Zürich aufgeführt wurde – und zwar vielstimmig, mit Gesang und Getrommel. Gewoben werden Kentridges Wandteppiche in einem Studio in Diepsloot, ausserhalb von Johannesburg. Die Weberinnen erschaffen die Collagen von Kentridge neu, in einem weit grösseren Massstab, detailgetreu bis hin zur Textur von zerrissenem Papier. Um den riesigen Zurich-Teppich herzustellen, brauchte es 18 Personen. Ein reines Frauenteam – mit Ausnahme einiger Geissböcke, die die Mohairwolle lieferten. Treten Sie einen Schritt zurück und bewundern Sie das Werk. Beim näheren Hinschauen erkennt man im Muster Darstellungen von Kassenbüchern und sogar Versicherungspolicen. Stellen Sie sich vor, was Sie betrachten, sei ein Festzug, ein Picknick der Dadaisten. Begleiten Sie sie. Hören Sie mit allen Sinnen hin – und antworten Sie mit Ihrem Herzen.

«The Migrant», ein Werk des indischen Künstlers Jagannath Panda, ist im Quai Zurich Campus zu bewundern. Foto: Stephan Birrer
Im Quai Zurich Campus ist Kunst allgegenwärtig: Das Gemälde «Pet» des Armeniers Armen Eloyan im Innovation Hub. Foto: Stephan Birrer
Die Mexikanerin Mariana Castillo Deball kreierte diese Keramikwand extra für den Zurich-Hauptsitz. Foto: Stephan Birrer
Wie steht es um die Fahrzeugversicherung? «Beetle Sphere» des Indonesiers Ichwan Noor im Erdgeschoss von Gebäude B. Foto: Stephan Birrer

Raum für Kreativität

Das Studio von Stephan Hürlemann entwickelte das Möblierungskonzept für den Quai Zurich Campus.

Der Appenzeller Designer und Architekt Stephan Hürlemann erhielt für die Installation «Riesen mit Zwerg» 2018 den Milano Design Award. Foto: Stefan Altenburger

Wie stark prägen Möbel einen Raum?

Architektur und Möblierung beeinflussen sich gegenseitig, auch in der Art und Weise, wie man ihren Wert wahrnimmt. So wird zum Beispiel ein Objekt in einem musealen Kontext als wertvoll empfunden, im Chaos hingegen, verliert es seine Wirkung. Meine Entwürfe für den Quai Zurich Campus mussten von hoher Qualität sein und so gestaltet, dass sie die Architekturen aus den unterschiedlichen Epochen stilistisch miteinander verbinden und einen Bogen spannen von der Vergangenheit in die Gegenwart.

Wie beeinflusst die Einrichtung die Leistung eines Teams?

Firmenhauptsitze entwickeln sich immer mehr zu Orten, wo die Menschen sich austauschen und die Werte des Unternehmens gelebt werden. Es geht um Inspiration und Identifikation. Die Arbeitsumgebung muss das widerspiegeln und unterstützen. Deshalb habe ich für die Zurich unter anderem eine spezifische Möbel-Familie entworfen, die genau diesen Austausch zelebriert.

Woran merkt man, dass ein Raum funktioniert?

Wenn er angenommen und genutzt wird und die Leute sich gerne darin aufhalten. Ich entwerfe oft Räume, die die Nutzer anschliessend selbst ihren Bedürfnissen anpassen können. Auch für die Zurich haben wir einzelne dynamische Zonen mit mobilen Wänden und Elementen konzipiert. Hier passt sich der Raum den Menschen an.

Vom Telelift zu Twitter

Soziale Medien sind bloss die jüngste Generation von Kommunikationsmitteln in der Arbeitswelt.

An einem einzigen Tag im Jahr 2020 versandten die Mitarbeitenden der Zurich 660 000 Chat-Nachrichten und trafen sich in 12 400 virtuellen Meetings. Unsere Social-Media-Kanäle verzeichneten über drei Millionen Besuche. Ja, es ist viel passiert, seit wir Briefe von Hand schrieben oder der Einsatz von Schreibmaschinen der neuste Stand der Technik war. Und es ist schnell passiert: Erst seit den 1930er-Jahren können überhaupt richtige Fotokopien erstellt werden – damals noch mit einer Maschine, die von einem professionellen Fotografen bedient werden musste. Bis in die späten 1950er und frühen 1960er-Jahre erkannten Computer Daten nur ab Lochkarten, dann kamen Grossrechner im Umfang von Frachtcontainern.

Tonnenweise Papier von Büro zu Büro transportiert

Aber klar, der digitale Wandel passiert oft unbemerkt und wird uns meist erst bewusst, wenn er bereits Teil unseres Alltags ist. Was etwa wurde aus dem Telelift? Auf Schienen transportierte er am Hauptsitz der Zurich Container voller Papier von einem Büro zum andern. Tonnenweise! Nun, nachdem die Zurich Terminals eingeführt hatte, die mit einem Zentralrechner verbunden waren, wurde der Telelift in aller Stille ausgemustert. Bereits 1984 waren 100 der Schweizer Zurich-Büros über ein Netzwerk mit dem Datenzentrum verbunden. Ab den 90er-Jahren breitete sich der Desktop-Computer aus. Das Internet stand jedoch nur Mitarbeitenden zur Verfügung, die eine geschäftliche Notwendigkeit belegen konnten. Es dauerte aber nicht lange, und alle waren online – und die sozialen Medien auf dem Vormarsch. Die Zurich eröffnete 2010 ihren ersten Twitter-Account. 2015 erhielt sie weltweit Lob für das Regenbogen- Logo, das sie gepostet hatte, um die Anerkennung der gleich geschlechtlichen Ehe in den USA zu würdigen.

Aus der Ferne prüfen – und zusammen singen

Risikoingenieure der Zurich. Sie haben die preisgekrönte digitale Plattform Risk Advisor entwickelt, die es möglich macht, Risikobewertungen aus der Ferne auszuführen – egal wo. Ein solcher Fernbesuch erlaubt es etwa Ingenieuren in Mexiko-Stadt, die Anlage eines Kunden in Nicaragua zu inspizieren, assistiert durch unsere Büros in der Schweiz und in Panama. Die digitale Revolution macht uns zu einer vernetzten Gesellschaft mit der Freiheit, von überall aus zu arbeiten – oder sogar gemeinsam zu singen. Wie 2020, als 50 Zurich-Mitarbeitende zusammen ein selbstkomponiertes Lied zum Besten gaben – alle von da, wo sie gerade waren. Wem diese digitale Harmonie zu viel wird, kann sein Gerät einfach weglegen. Zumindest so lange, bis der Drang unwiderstehlich wird, Social-Media-Accounts zu checken, eine neue Versicherungspolice abzuschliessen oder mit Kolleginnen und Kollegen zu singen.

Bitte Platz nehmen

Grossraumbüros sind toll – oder ein Ärgernis. Sie fördern zwar die Zusammenarbeit, aber treiben uns auch in den Wahnsinn. Fakt ist: Was wir daraus machen, liegt an uns.

Reihenweise fleissig bei der Arbeit, 1942. Foto: Zurich Archives

Zusammen im gleichen Büro zu arbeiten, bedeutet auch Raum für die schrägen Gewohnheiten der Kolleginnen und Kollegen zu lassen. Es gibt Leute, die sich in grossen, offenen Räumen ohne Wand im Rücken unwohl fühlen. Manche husten, summen oder pfeifen bei der Arbeit, während andere keinen Lärm ertragen. Dann sind da jene, die in der Mikrowelle ein Fischgericht aufwärmen. Oder diese eine Person, die zwischen den Pulten auf und ab geht und dabei telefoniert. Manche Menschen sitzen gerne nahe bei anderen, manche verdrücken sich in die ruhigste Ecke. Einige wollen – ja, brauchen – jeden Tag denselben Schreibtisch. Es gibt Mitarbeitende, die ab und zu im Büro auftauchen, und solche, die hauptsächlich von zu Hause aus arbeiten. Nicht zu vergessen: Für die Zurich arbeiten Leute auf der ganzen Welt, auch in weit ab gelegenen Orten. Ihr Alltag ist geprägt von Herausforderungen, die uns fremd sind: etwa Brüllaffen ausweichen zu müssen, oder von riesigen Chamäleons und Malaria übertragenden Mücken heimgesucht zu werden.

Möbel machen die Hierarchie sichtbar

Ob gut oder schlecht, die Praxis, Büroangestellte zusammen in einen grossen Raum zu stecken, etablierte sich bereits nach 1920. Etwa zu jener Zeit führte auch die Zurich ein Grossraumbüro ein. Fotos von damals zeigen Schreibtische in strengen Reihen, an denen sich ernst dreinblickende Angestellte auf ihre Arbeit konzentrieren. Es mag damals als kosteneffizient betrachtet worden sein, viele Menschen gemeinsam repetitive Aufgaben erledigen zu lassen. Es erlaubte jedoch auch, dass sich die Abteilungsleiter in Einzelbüros mit Teppichen in den Korridoren wichtig fühlten. Noch heute ist mit dem Ausdruck «Teppichetage» die Geschäftsleitung gemeint. Auch die Möbel signalisierten Status. Die Nachbildung des beeindruckenden Schreibtischs eines Verwaltungsratspräsidenten ist im Heritage Center des Quai Zurich Campus zu sehen. Treten Sie näher! Aber Vorsicht! Bis in die 1990er-Jahre fanden sich Mitarbeitende, die auf dem Stuhl eines Managers erwischt wurden, schnell ohne denselben wieder.

Seither hat sich viel verändert. Das Konzept des Grossraumbüros hat sich den Anforderungen des agilen Arbeitens angepasst. Mitarbeitende auf dem Quai Zurich Campus dürfen sitzen – oder stehen – und arbeiten, wo sie wollen. Sitzungen etwa können auch in den bequem eingerichteten Co-Working-Räumen stattfinden. Hier könnte es angesichts der komfortablen Umgebung schwierig werden, andere davon zu überzeugen, dass man tatsächlich arbeitet. Darum ist es eventuell ratsam, einen gehetzten Gesichtsausdruck aufzusetzen und ja nicht zu entspannt zu wirken. Designer reden gerne von «Spatial Branding». Deshalb ist ein Sofa auf dem Quai Zurich Campus nicht bloss ein Sofa, sondern eine High-Tech-Sitzplattform, die durch Lade-Anschlüsse für elektronische Geräte signalisiert: Wir fläzen uns hier nicht, wir sind fleissig!

Die Gebäude der Zurich betonen ausserdem die Zusammengehörigkeit. Rechts-, Finanz-, Risiko- und HRTeams arbeiten in Nachbarschaften. Wem die Geräuschkulisse der eigenen Nachbarn zu viel wird, kann in ruhige Räume flüchten. Trotzdem: Wo auch immer man sich gerade befindet, die Zusammenarbeit wird stets aufrechterhalten. Meetings finden real oder virtuell statt, die Räume funktionieren nach dem Prinzip, dass unser Arbeitsplatz dort ist, wo wir uns gegenwärtig aufhalten.

Wenn Sie also wieder einmal einen miesen Tag haben, denken Sie daran: Irgendwo muss es eine Kollegin oder ein Kollege grad mit Affen oder Stechmücken aufnehmen. Urplötzlich erscheint einem die Person, die ins Headset schreit, während sie Fischragout isst, gar nicht mehr so schlimm.

Immer noch fleissig. Aber papierlos, 2021. Foto: Stephan Birrer

Innere Schönheit

Was für Menschen gilt, gilt ebenso für Gebäude: Auch innere Werte zählen. Unzweifelhaft ist der Quai Zurich Campus von aussen schön anzusehen – aber die Innenräume stehen in nichts nach.

Spiegeltisch
Den Tisch im Vorraum des historischen Verwaltungsratszimmers hat Designer Stephan Hürlemann uminterpretiert. Er hat die Tischfläche vom alten Lederbezug befreit und mit einem schwarz lackierten Glaseinsatz optisch leichter gemacht. Nun spiegelt sich darin das Licht und der sorgfältig renovierte Raum mit der Seidentapete.
Foto: Stephan Birrer

Wenn die Fassade das Gesicht eines Gebäudes ist, so ist das Innere die Seele. Hier sollen Mitarbeitende nicht bloss arbeiten, sondern inspiriert werden. Gäste nicht bloss vorbeikommen, sondern sich wohl fühlen. Dafür braucht es besondere Räume, Möbel, Materialien. Oder, wie der dänische Interiordesigner und Modernist Finn Juhl erklärte: «Man kann mit schönen Objekten kein Glück schaffen, aber man kann mit hässlichen ziemlich viel Glück zerstören.» Im Quai Zurich Campus trifft Alt auf Neu, historisch auf progressiv, 150-jährige Unternehmenstradition auf Innovation. So kombiniert auch das Möblierungskonzept bewährte Klassiker mit neuer Avantgarde und schlägt damit eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft. In der Eingangshalle wird etwa der Sessel «Utrecht» von Gerrit Rietveld aus dem Jahre 1935 mit der extra für Zurich gefertigten Teppichkunst von Mai-Thu Perret kombiniert. Im Innovation Hub wiederum geht es schwungvoll zu, hier tanzen die Wände. Und zwar tatsächlich. Die «Dancing Walls» sind verschiebbar, der Raum passt sich den Bedürfnissen der Mitarbeitenden an – und nicht umgekehrt. Mit den mobilen Wänden lässt sich der Arbeitsraum neu denken und damit auch die Arbeit an sich. Wenn das keine innere Schönheit ist!

Empfangstresen als Treffpunkt
Beim neuen Haupteingang des Quai Zurich Campus steht ein Empfangstresen aus Eichenholz auf drei Beinen. Der Spezialentwurf von Stephan Hürlemann wirkt, als würde er schweben und ist nicht wie herkömmliche Tresen als Trennmauer zwischen Mitarbeitenden und Gästen gedacht, sondern als Treffpunkt im Raum.Foto: Stephan Birrer
Geometrische Kronleuchter
Ein Dutzend runde und unzählige rechteckige Kronleuchter beleuchten die Gebäude des Quai Zurich Campus. Entworfen hat sie der Architekt Adolf Krischanitz. Mit den Kronleuchtern transportiert er das Thema der gläsernen Fassade ins Innere der Gebäude, wo sie diese in einer kleineren Version zitieren.
Foto: Stephan Birrer
Warten mit Stil
Die Wartezone im 3. OG des historischen Gebäudes A lädt zum Verweilen ein. Designklassiker wie der Sessel Utrecht von Gerrit Rietveld (1935), der Beistelltisch D.555.1 von Gio Ponti (1954/55), kombiniert mit moderner Avantgarde – wie dem Teppich Bonavita von Suzanne Sharp – beleben das Farbund Formenspiel im denkmalgeschützten Flur.
Foto: Stephan Birrer
Perlenkette
Die Treppenhäuser im ältesten Gebäude des Quai Zurich Campus wurden in den Zustand von 1900 zurückgeführt – erscheinen aber in neuem Licht. Die von Adolf Krischanitz entworfene Beleuchtung erinnert an eine Perlenkette und durchläuft sämtliche Etagen. Diese Lichtquellen wurden in allen Treppenhäusern der Altbauten installiert.Foto: Simon Habegger
Wir sind Teil der Zukunft und Teil der Vergangenheit. Jeden Tag werden wir zu denjenigen, an die sich andere erinnern.
Generations
Foto: Simon Habegger
Antonio Pungitore

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64 | Stuckateur-Meister

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Anna Schindler

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53 | Direktorin Stadtentwicklung Zürich

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Christian Harb

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54 | Archäologe

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Thomas Inglin

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57 | Historiker & Archivar

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Christine Barz

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38 | Denkmalpflegerin Kanton Zürich

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Lukas Rühl

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38 | Restaurierungsspezialist & Tischler

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Der König der Löwen

Würde das Geschick von Bildhauern allein durch natürliche Auslese bestimmt, dann wäre Urs Eggenschwyler – diese Statur! diese Persönlichkeit! – eines der erfolgreichsten Exemplare seiner Art.

Bildhauer Urs Eggenschwyler mit seinem liebsten Tier. Foto: Stadtarchiv Stadt Zürich

Vielleicht, so könnte man wenigstens im Fall von Urs Eggenschwyler vermuten, nehmen manche Bildhauer das Temperament und die Verhaltensweise ihrer Figuren an. Der Künstler, der auch als Stadtoriginal und Tierfreund in die Zürcher Geschichte einging, verbrachte nicht nur beruflich, sondern auch privat viel Zeit mit seinem Lieblingsmotiv: den Löwen. Er lebte mit ihnen – und für sie.

Eggenschwyler wurde 1849 in Subingen im Kanton Solothurn geboren, zu einer Zeit als die Welt begann, die Natur neu zu betrachten. Darwin stellte die Evolutionstheorie auf, und auch in der Kunst vollzog sich ein Wandel von idealisierten und stilisierten Abbildern hin zu naturalis tischen Darstellungen. Nachdem sich das Studium der Bildhauerei in München für Eggenschwyler wegen seiner zunehmenden Schwerhörigkeit als schwierig erwiesen hatte, begann er Tiere in natura zu studieren: in Zoos und anhand anatomischer Präparate. Seine Skizzenbücher zeigen, dass sich sein Interesse auch auf Giraffen und Elefanten erstreckte; in Bern schuf Eggenschwyler zwei Bronzebären für das Bundeshaus. Doch seine Skulpturen, Skizzen und Bilder führten ihn immer wieder zurück zu seiner wahren Liebe, dem Zürcher Wappentier, dem Löwen. Zu seinen Werken gehören etwa der Stampfbeton-Löwe, der am Hafen Enge wacht, und die vier Bronze- Löwen an der Stauffacherbrücke – zudem erschuf er die Löwenköpfe am ältesten Gebäude des Quai Zurich Campus, die auf die Breitingerstrasse blicken.

Zwei der vier Löwenköpfe Eggenschwylers auf dem Quai Zurich Campus. Foto: Zurich Archives

Ein Spaziergang mit dem Lieblingslöwen

Und wie von jemandem, der keine halben Sachen macht, auch nicht anders zu erwarten, legte sich Urs Eggenschwyler auch echte Exemplare zu. Er richtete sich auf dem Milchbuck in Zürich eine Menagerie ein. Die leibhaftigen Löwen waren der Publikumshit! Man munkelt, dass es sogar lokale Katzenhalter gab, die keine Skrupel hatten, ihr Haustier als Futter für Eggenschwylers Löwen anzubieten. Doch der Künstler lehnte das ab. Stattdessen behielt er die Katzen als Teil seiner Menagerie. Löwen im Mini-Format.

So manche Geschichte über Eggenschwyler ist sagenumwoben. Es gibt jedoch glaubhafte Erzählungen, die darlegen, dass er mit seinem Lieblingslöwen im Zürcher Niederdorf spazieren ging und mit ihm gar in einer Gartenbeiz halt machte. Als einige ängstliche Anwohner sich um ihre Sicherheit sorgten, führte der Bildhauer die Raubkatze fortan an einer Kette und erst nach Anbruch der Dunkelheit aus – nach ein paar Bieren hielten die meisten Augen zeugen das Tier dann wohl für einen ungewöhnlich grossen Hund.

Wenn sich wahre Macht in Grossherzigkeit ausdrückt, so liegt wahre Königlichkeit in Zurückhaltung und Intelligenz. Urs Egg enschwylers Löwen sind edle und charakter starke Erscheinungen. Seine vier Löwen am Zurich-Gebäude verkörpern die vier Temperamente: Sanguiniker, Melancholiker, Phlegmatiker und Choleriker. Vielleicht sollten wir alle uns öfter einmal als Objekte betrachten, die es tiefer zu erforschen gilt. Wenn Sie nächstes Mal die vier Löwen am Quai Zurich Campus anschauen, fragen Sie sich bitte, welchem der vier Sie am ähnlichsten sind. Sind Sie heiter, traurig, ruhig oder schnell reizbar? Fühlen Sie sich eingesperrt oder frei? Welcher Löwe steckt in Ihnen?

Einer der Bronzelöwen auf der Stauffacherbrücke in Zürich. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
Eggenschwylers Löwe wacht im Hafen Enge, nahe dem Quai Zurich Campus. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich

Die Zukunft der Geschichte

Alles, was Menschen hinterlassen, ist eine potenzielle Quelle des Wissens für Historiker. Alles, was zerstört wird, hinterlässt eine Lücke im Verständnis der Vergangenheit.

Bereit für die Zukunft: Arbeitsplatz für digitale Recherche. Foto: Markus Loke

Quod non est in actis, non est in mundo» («Was nicht in den Akten steht, ist auch nicht in der Welt») – so lautet eine berühmte Prozessmaxime im römischen Recht. Auf die Geschichte umgemünzt, könnte man auch sagen: Was keine Spuren hinterlässt, gerät in Vergessenheit. Was frühere Generation erschaffen, aufgezeichnet, geschrieben haben, muss archiviert werden. Wenn nicht, verschwindet die Erinnerung unweigerlich. Die Aufgabe des Archivierens übernehmen aber nicht nur Menschen. Auch die Natur kann Dinge konservieren. Wie etwa die Relikte der Pfahlbauer in den Sedimenten des Zürichsees beim Quai Zurich Campus. Diese Fundstücke prägen unser Bild von den Pfahlbauern und ihrer Lebensweise.

Heute werden die meisten Dokumente und Aufzeichnungen der Zurich in digitalisierter Form im Unternehmensarchiv aufbewahrt. Aber nicht alles wird abgespeichert. Zuständig für die Entscheidung, was aufgehoben wird und was nicht, sind die Archivarinnen und Archivare. Sie konservieren nicht nur, sondern dokumentieren auch den Entscheid, der zur Aufbewahrung geführt hat. Sie halten fest, von welchen Faktoren sie sich leiten liessen und was sie dabei beeinflusst hat.

Das war nicht immer so. Das Archiv der Zurich wurde 1995 gegründet und umfasst eine umfangreiche Sammlung von Akten, Dokumenten, Aufzeichnungen aller Art (Fotos, Tonbänder, Filmaufnahmen) und Objekten (Werbeartikel, Büromaschinen, ja sogar Krawatten). Bei gewissen Dingen weiss man tatsächlich heute nicht mehr so genau, weshalb man sie behalten hat. Aus der Zeit, als das Archiv noch keine formelle Institution war, stammen Gegenstände und Dokumente, die scheinbar eher zufällig dort gelandet sind.

In Unternehmensarchiven lagern rechtlich relevante Dokumente, darunter Protokolle von Verwaltungsratssitzungen und Generalversammlungen, Geschäftsberichte, Statuten und Geschäftslizenzen. In den Zurich-Archiven findet man zudem eine vollständige Aufstellung aller Prämien, Schadenfälle und Auszahlungen von den 1880er-Jahren bis in die 1980er-Jahre. Das ist nicht überraschend, sind Statistiken doch das wissenschaftliche Fundament im Versicherungsgeschäft.

Ist es so, dass die Bereitschaft, etwas zu entsorgen, abnimmt, je länger man es schon aufbewahrt hat?

Weshalb aber behielt man umfangreiche Korrespondenz, die zwischen den 1880er und 1890er-Jahren zwischen dem Hauptsitz, den Schweizer Generalagenten und Niederlassungen in ganz Europa verschickt wurden? Ist es so, dass die Bereitschaft, etwas zu entsorgen, abnimmt, je länger man es schon aufbewahrt hat? Sicher ist: Gewisse Dokumente üben eine grosse Faszination aus, wenn man sie wiederentdeckt. Vielleicht war das auch bei dieser Korrespondenz der Fall, die uns heute unschätzbare Einblicke in die Art und Weise gewährt, wie die Zurich im späten 19. Jahrhundert ihre Geschäfte führte, von Deckungsentscheiden über Risikoselektion bis hin zur Schadenregulierung.

Im Archiv liegen auch fast vollständig die Geschäftsbücher seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1873, bis ins Jahr 1930, als die Buchhaltung auf Lochkartenmaschinen umgestellt wurde. Dazu kommen Hunderte Hilfsjournale, Hauptbücher und sogenannte Brouillons, in denen jede Transaktion zunächst provisorisch festgehalten wurde. Manche der Bände sind sehr gross; die Hauptbücher messen rund 70 auf 40 Zentimeter. Und sie sind schwer, mehrere Tonnen insgesamt. Ein beträchtlicher Aufwand war nötig, um diese Wälzer so lange aufzubewahren. Offensichtlich wurden sie mehrmals umgelagert und sogar in andere Gebäude verlegt. Die Zurich sieht sich als eines der verantwortungsvollsten Unternehmen der Welt. Das Archiv legt Zeugnis davon ab, wie wir uns als Firma verhalten und zeigt auf, dass die Entscheidungsstrukturen einer Aktiengesellschaft erstaunlich belastbar und konstant geblieben sind – trotz aller Veränderung. Hier bewahrheitet sich das Zitat von Tomasi di Lampedusa: Deve cambiare tutto perché niente cambi (Alles muss sich ändern, damit alles bleibt, wie es ist).

Bachab geschickt

Um ein Haar wäre die Seesicht vom Hauptsitz der Zurich ganz anders ausgefallen.

Zürich im Wandel: Bauarbeiten für die Quaibrücke im Jahr 1883. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich / Dominik Lenz

Wenn man auf der Zürcher Quaibrücke steht, die über die Limmat führt, kann man ferne Gipfel bewundern – ist das der Twäriberg, der Sandgipfel, oder der Bös Fulen? Und man kann still Arnold Bürkli, Zürichs ehemaligem Stadtingenieur, für die Aussicht danken. Ohne ihn hätte die Zurich vor ihrem Hauptsitz vielleicht nur ein Flussufer oder gar eine Bahnlinie.

1873 war die Zukunft von Zürichs Seeufer ungewiss. Damals stellte der ehrgeizige Ingenieur Kaspar Wetli seinen Plan eines «Eisernen Rings» aus Bahnlinien rund um das Seebecken vor. Damit wäre der Zugang zum See verbaut, und der Ausblick – heute ein Lieblings-Fotosujet für Touristen – versperrt worden. Die Zurich hätte ihren Sitz vielleicht in ein anderes Quartier verlegt oder sich damit abfinden müssen, dass Güterzüge durch ihren Vorgarten rattern.

Schlamm und harte Arbeit

Glücklicherweise lehnte die Zürcher Bevölkerung Wetlis Vorhaben ab. Sie entschied, dass das Seeufer stattdessen ein repräsentatives Schmuckstück werden sollte. Wettbewerbe wurden ausgeschrieben und Arnold Bürklis Plan, das Seeufer zu entwickeln, ab 1881 in die Tat umgesetzt. Aus der eher insularen Flussstadt wurde, so erklärt es der Lokalhistoriker Roman G. Schönauer, eine offene, nach aussen gerichtete Stadt am See.

Ein Ufer zu befestigen, ist jedoch alles andere als einfach. Bürklis Pläne erforderten harte Arbeit und viel Geduld. Einmal verschwand ein ganzer Pfeiler der neuen Brücke, die das Bellevue mit dem Quartier Enge verbinden sollte, im Untergrund. Und beinahe wären auch ein paar Stadtbewohner versunken, weil sie in den Schlamm stapften, der für die Aufschüttung des Ufers verwendet wurde. Doch die Arbeit zahlte sich aus: Am Seeufer wurden durch die Aufschüttungen 216 256 Quadratmeter Land gewonnen, das entspricht rund 30 Fussballfeldern. Im August 1883 konnte die neue Quaibrücke für Fussgängerinnen und Fussgänger eröffnet werden und ab Dezember 1884 war sie auch für Kutschen befahrbar. Zwei riesige Löwenskulpturen von Urs Eggenschwyler zierten den späteren Bürkliplatz für eine Weile – doch wegen ihrer Dominanz wurden sie wieder entfernt.

Wolkenkratzer wurden nie gebaut

Das neue Seeufer zog auch aufstrebende Unternehmen an: Als die Zurich 1898 einen neuen Platz für ihren Hauptsitz suchte, fiel die Wahl auf den Ort des heutigen Quai Zurich Campus. Hier war man in guter Gesellschaft: Elegante Wohnhäuser – das «Rote Schloss» und das «Weisse Schloss» – befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Das Areal der Zurich grenzte im Norden an das einer Lebensversicherung, der südliche Nachbar wurde eine Rückversicherung.

Ideen für das Seeufer kamen immer mal wieder auf: Mit der «Stadt im See» sollte das Seebecken aufgefüllt und mit Wolkenkratzern überbaut werden. Mit einer gigantischen Brücke – dem «Biberdamm» – hätten die gegenüberliegenden Quartiere Tiefenbrunnen und Wollishofen verbunden werden sollen. Zum Glück wurden auch diese beiden Vorhaben nie umgesetzt.

Ein Rat an alle, die künftig vorhaben, das Seeufer zu verbessern: Halten Sie einen Moment auf der Quaibrücke inne. Schauen Sie in die Ferne. Und fragen Sie sich: Kann man Arnold Bürklis Meisterwerk wirklich übertreffen?

Als Stadtingenieur veränderte Arnold Bürkli (1833–1894) Zürich zum Wohle der Menschen. Ihm zu verdanken sind die Quaibrücke zwischen Bellevue und Enge, und die Uferpromenade, die auch heute noch eine Pause vom hektischen Stadtleben bietet.Foto: ETH-Bibliothek Zürich

Berufsrisiken

Die Figurengruppe auf dem ältesten Gebäude von Quai Zurich Campus ist ein Symbol der Hoffnung.

Eine Göttin verkörpert die beschützende Kraft der Versicherung. Foto: Stephan Birrer

Zeitzeugen beschrieben das älteste Gebäude des Quai Zurich Campus, das im Jahr 1900 fertiggestellt wurde, zwar als «Versicherungs-Palast» – eine private Versicherung war für die gewöhnlichen Arbeiter aber eine Hoffnungsträgerin. Genau dies hatte der Bildhauer Gustav Siber wohl im Kopf, als er die monumentale Komposition als Krönung des Hauptsitzes der Zurich erschuf: eine Allegorie auf den Segen der Arbeiterunfallversicherung.

Die Figurengruppe wird von einer Göttin mit griechischem Helm dominiert, die für die schützende Kraft der Versicherung steht. Wer genau hinschaut sieht, dass Sibers Versicherungsgöttin einen Arm in die Höhe streckt – vielleicht um Hilfe herbeizurufen – während zu ihren Füssen ein verletzter Arbeiter liegt. Daneben kniet die Frau oder Tochter des Verwundeten und hebt flehend die Arme. Sie soll nicht enttäuscht werden. Denn die Göttin hält ein Füllhorn, das Reichtum oder zumindest eine existenzsichernde Hinterbliebenenrente verspricht.

Die Komposition hat eine Botschaft, die in einer Zeit, in der die Arbeiterschaft durch die Industrialisierung neuen Risiken ausgesetzt war, wohl grossen Anklang fand. Damals war eine Debatte darüber im Gange, wie der Einzelne am besten geschützt und die Gesellschaft insgesamt stabilisiert werden kann, wenn der Verlust des Hauptverdieners ganze Familien in Existenznöte bringt. In Deutschland wurde 1871 ein Gesetz eingeführt, das Arbeitgeber zum Abschluss einer Arbeiterunfallversicherung verpflichtete, 1886 wurde diese Versicherung dann verstaatlicht. Bereits 1881 verlangte die Schweiz von den Arbeitgebern eine Entschädigung für verletzte Arbeiter. Frankreich folgte diesem Beispiel im Jahr 1898. In beiden Ländern kauften die Arbeitgeber diesen Versicherungsschutz bei privaten Versicherern wie der Zurich.

Die Statuen verschwanden im Zürichsee

Tatsächlich machten die französischen Arbeiterentschädigungen im Jahr 1900, dem Jahr, in dem Siber sein monumentales Werk vollendete, für die Zurich den Hauptbestandteil der Prämieneinnahmen aus. Gleichzeitig gab es in der Schweiz Diskussionen, ein öffentlichrechtliches System wie in Deutschland einzuführen. Die Zurich betrat die politische Bühne und setzte sich in einer Volksabstimmung dafür ein, die Arbeiterunfallversicherung weiterhin privat zu halten. Das Stimmvolk entschied jedoch dagegen und im Jahr 1912 wurde die öffentlichrechtliche Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva) gegründet.

Derweil geriet der Bildhauer Gustav Siber in eine Krise. Er war Witwer, hatte drei Kinder zu versorgen – und die Nachfrage nach seinen Werken war gesunken. Laut seiner Enkelin Elisabeth Siber versenkte er eines Tages alle seine Statuen und Modelle im Zürichsee. Aus Enttäuschung? Auch Künstler, so scheint es, sind vor Berufsrisiken nicht gefeit.

Verborgene Schätze

Unter dem Quai Zurich Campus haben Archäologen faszinierende Spuren einer uralten Kultur entdeckt. Wie diese Menschen lebten, können wir uns nur vorstellen. Aber waren sie wirklich so anders als wir?

Auf der Suche nach der Vergangenheit: Ausgrabungen am Mythenquai. Foto: ETH-Bibliothek Zürich

Wenn Sie im 21. Jahrhundert über den Quai Zurich Campus gehen, begegnen Ihnen vielleicht Leute, die Leder tragen, tätowiert sind und Kaugummi kauen. Stellen Sie sich denselben Ort vor fast 5000 Jahren vor. Was hätten Sie damals wohl gesehen? Vielleicht ebenfalls tätowierte Menschen, in Leder oder zumindest Tierhäute gehüllt, die Kaugummi kauten. Womöglich waren die Pfahlbauer von damals den heutigen Zürcherinnen und Zürchern sehr ähnlich. Dafür gibt es einige Belege: Das Stück eines prähistorischen Kaugummis etwa, wohl aus Birkenpech, auf dem noch immer menschliche Zahnabdrücke sichtbar sind. Der Kaugummi könnte für die Zahnhygiene oder als Klebstoff verwendet worden sein, und er ist nur eines von vielen gut erhaltenen Artefakten, die bei Ausgrabungen auf dem Areal des Quai Zurich Campus gefunden wurden.

Der Grossteil der Artefakte ist etwa 4700 Jahre alt und stammt von einer Siedlung der sogenannten Schnurkeramischen Kultur. Diese Fundstücke bringen uns die Menschen aus der Vergangenheit näher. So weisen die Ausgrabungen darauf hin, dass Essen für sie ein äusserst wichtiger Teil des Lebens war – wie für uns heute auch. Ihre Ernährungsgewohnheiten konnten unter anderem dank Spuren in Kochtöpfen rekonstruiert werden.

Die Pfahlbauer hielten Haustiere, darunter Hunde, wohl zur Bewachung – die aber gelegentlich auch im Kochtopf endeten. Fiel die Getreideernte schlecht aus, jagten die Stämme wahrscheinlich öfter und assen mehr Fleisch. Sie waren auch geschickte Handwerker und webten Leinen, wie sich an gefundenen Webstühlen ablesen lässt. Einige besassen Schmuck oder Werkzeug aus Kupfer. Wie wir heute, müssen auch die damaligen Menschen ihre Fähigkeiten von Generation zu Generation weitergegeben haben.

Mythenquai trifft Opernhaus-Parking

Ziemlich alt ist auch die Debatte, wie die Häuser der Pfahlbauer genau aussahen. Einige Archäologen sind überzeugt, dass viele tatsächlich auf Pfählen oder Plattformen über dem Wasser standen. Vielleicht als eine Art Absicherung gegen Überflutung und Attacken. Dieser Ansicht ist auch Christian Harb vom Amt für Archäologie und Denkmalpflege des Kantons Zürich, der die Ausgrabungen auf dem Areal des Quai Zurich Campus leitete. In einer Siedlung lebten vermutlich gegen 200 Menschen, jede Hütte mass etwa 30 mal 60 Meter und war mit einem Schindeldach gedeckt. Die Pfahlbauer vom Mythenquai standen ziemlich sicher in engem Kontakt mit jenen auf der anderen Seeseite, dort, wo heute das unterirdische Parkhaus des Opernhauses steht.

Was können wir noch über diese Menschen erfahren? Wo sind sie hin? Oder vielleicht leben sie noch unter uns. Und stehen direkt vor Ihnen. Tätowiert, in Leder gekleidet – und Kaugummi kauend.

Prähistorischer Kaugummi, gefunden auf dem Areal des Quai Zurich Campus. Foto: Kantonsarchäologie Zürich / Martin Bachmann
Wie lebte es sich in der Jungsteinzeit? Fundstücke helfen, den Alltag der Pfahlbauer zu rekonstruieren. Foto: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
Foto: Florian Kalotay

Nachwort

Ein Gebäude definiert nicht nur den Raum. Ein Gebäude definiert auch seine Umgebung, mit der es in einem ständigen Dialog steht. Der Quai Zurich Campus ist eng mit der Stadt und ihren Menschen verbunden: Er ist Teil von Zürich. Er ist aber auch Teil der Umwelt, in der wir leben, mit all ihren Risiken und Chancen. Am Ufer des Zürichsees gelegen, befindet sich der Campus an der Schnittstelle zwischen Mensch und Natur. Genau hier findet die Versicherung ihre Schlüsselrolle – sie schützt die Menschen jeden Tag vor Risiken. Wenn Sie die Geschichten in diesem Buch lesen, erhalten Sie Einblick in das breite Spektrum von Menschen und Ideen, die unsere Zurich Gruppe zu dem gemacht haben, was sie heute ist – ein Symbol der Hoffnung und des Fortschritts in unserer globalen Branche. Wir haben schon immer versucht, die Ängste und Sorgen der Menschen zu verstehen und Lösungen für viele der Herausforderungen des Lebens zu entwickeln. Als Bürger und Bürgerinnen der Stadt – und der Welt – sind wir stolz darauf, eine spannende Zukunft zu gestalten. Sowohl für Zürich als auch für Zurich. Danke, dass Sie uns die Treue halten, und danke, wenn Sie neu zu uns stossen.

Herausgeber

Zurich Insurance Group
Alessio Vinci, Group Chief Communications Officer
Anja Heinsdorf, Project Lead

Konzept und Umsetzung

Panda & Pinguin GmbH
Andrea Bleicher
Ruth Brüderlin
Sabina Sturzenegger

Design und Art Direction

Studio Sturzenegger GmbH
Jürg Sturzenegger

Texte

Alice Ratcliffe

Projektmanagement

Tatjana Buser

Beratung

Bernhard Weissberg

Wir bedanken uns herzlich für die Unterstützung bei:

Thomas Grossenbacher | Ursula Bühlmann | Anja-Lea Fischer | Yves K. Leuenberger | Roman G. Schönauer | Christofer Stadlin
And all the colleagues at Zurich and others who contributed their ideas and insights.

Web

toweb GmbH

Druckerei

ERNi Druck und Media AG
Printed CO2-neutrally.

Buchbinderei

Bubu AG

Foto: Simon Habegger
Foto: Simon Habegger

Kontakt

group.communications@zurich.com
Zurich Insurance Group
Group Communications
Mythenquai 2
8002 Zürich, Schweiz

Anja Heinsdorf, Alice Ratcliffe, Tatjana Buser